28. Januar 2019
Halle 622 – Zürich
Bands: Architects / Beartooth / Polaris
Zu kalt gibt’s nicht – zumindest nicht, wenn Architects zum Konzert rufen! So auch am Montagabend, als Hunderte Fans der Briten in die Halle 622 strömten, und dem eisigen Wind tapfer entgegentraten. Die Vorfreude auf eine energiegeladene Metal-Core-Show mit Vorbands wie Polaris und Beartooth, liess die bissige Kälte während der Einlasskontrolle um ein Vielfaches erträglicher werden, und ehe man sich versah, befand man sich auch schon in der mollig warmen Halle.
Noch kurz ein Bier zur Stärkung geholt, dröhnten auch schon die ersten harten Rhythmen aus der Konzerthalle. Polaris standen in den Startlöchern, bereit die Bühne zu entern! „This is our first time here“, erklärte Fronter Jamie Hails enthusiastisch. Mit derben Metal-Core-Riffs, fesselndem Klargesang und fein platzierten Breakdowns, versuchten die fünf Jungs aus dem australischen Sydney das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Trotz ihres hohen technischen Spielniveaus und der starken Bühnenpräsenz gelang ihnen dies leider nur bedingt. Zwar wippten einige Zuschauer mit ihren Köpfen zum Takt der Musik, für vielmehr reichte es aber trotz der Aufforderung des Sängers nicht, und auf die grosse Euphorie inklusive gnadenlosen Moshpits hoffte man (noch) vergebens. Schade, denn Polaris beherrschen ihr Handwerk ungemein und die enorme Leidenschaft dafür war bei ihrem Auftritt unbestritten spürbar.
Der schläfrige Zustand des Publikums änderte sich schlagartig, als Beartooth die Bühne betraten: Wie ein Hurricane brachen die Amerikaner über die Menge. Songs wie „Bad Listener“ und „The Lines“ bretterten den Zuschauern um die Ohren. Anfänglich noch etwas verhalten – den meisten Leuten steckte wohl einfach noch die Kälte in den Knochen – kam das Publikum langsam in Fahrt. Für Shouter Caleb Shomo offensichtlich aber nicht genug: „Zurich, you need to wake up! Where’s my moshpit?“, brüllte er. Gesagt getan – und in der Mitte der Halle öffnete sich der erste Moshpit, der sich auch später zu Beartooths brachialen Metalcore-Klängen, spielerisch platzierten Punk-Elementen und einem rhythmischen Drum-Solo immer wieder von neuem festigte. Erstaunlich: Obwohl die Band erst 2012 gegründet wurde, bringen sie bereits eine enorme Fangemeinde mit und können auf einige Hits zurückgreifen. So folgten Stücke wie „Desease“, „Body Bag“ und „In Between“, die vom Publikum begeistert mitgegrölt und durch empor gereckte Fäuste sowie fliegende Bierbecher gefeiert wurden.
Die Kälte ist vergessen und die Menge lechzt nach mehr: Zeit für Architects, ihr Bauwerk des Abends in Zürich zu errichten! Den Auftakt macht der Song „Death Is Not Defeat“ des neuen Albums „Holy Hell“, und die Band aus Brighton haut von Beginn an in die Vollen. Das Publikum dankt mit tosendem Applaus, eifrigem Headbangen und aussagekräftigen Moshpits. Untermauert wird der brachiale und dennoch extrem melodiöse und melancholische Sound durch eine satte Lichtshow und zischende Pyro-Effekte. Was zu Beginn vielleicht noch etwas überladen und irritierend wirkt, fügt sich immer mehr zu einem harmonischen Ganzen. Jeder Ton des Fünfers sitzt, wenn auch die Qualität der Musik in den vorderen Reihen etwas unter ihrer eigenen Wucht leidet, und die einen oder anderen Töne im schwerfälligen Bass untergehen. Stellt man sich aber etwas weiter zurück, entfaltet sich die ganze musikalische Bandbreite der Band.
Mit „Modern Misery“, „Holy Hell“, „Royal Beggars“ und „Mortal After All“ belieferten die Architects ihre Fans mit neuen Songs. Aber auch ältere Stücke wie „These Colours Don‘t Run“ oder „Naysayer“ hatten ihren Platz in der Setlist und erfreuten so manchen Fan der ersten Tage. Für Gänsehaut-Momente sorgte aber vor allem der Song „Gone With The Wind“. In einer kurzen Gedenkansprache erinnert Fronter Sam Carter an den 2016 verstorbenen Gitarristen Tom Searle. Ein trauriger und zugleich sehr kraftvoller Moment, der gegen Ende des Songs durch das Logo eines Herzens mit den Initialen des Musikers versinnbildlicht wurde. Den krönenden Abschluss machte schliesslich der Hit „Doomsday“ – Konfetti-Regen inklusive -bei welchem noch einmal kräftigt gemosht, mit den Köpfen gebangt und aus vollen Kehlen mitgebrüllt wurde.
Insgesamt liefern Architects eine Show der Extraklasse. Perfekte Kombinationen aus Licht, Pyro und eingängigen Metalcore-Riffs, gepaart mit tiefgründigen und emotionalen Gesangspartien. Wer die Engländer zuvor noch nie gesehen hat, der sollte sich unbedingt das Ziel setzen, dies bei der nächsten Gelegenheit nachzuholen.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
1. Death Is Not Defeat
2. Modern Misery
3. Nihilist
4. Broken Cross
5. Holy Hell
6. Royal Beggars
7. Gravedigger
8. Mortal After All
9. Downfall
10. Naysayer
11. These Colours Don’t Run
12. A Match Made In Heaven
13. Hereafter
14. A Wasted Hymn
Zugabe
15. Memento Mori
16. Gone With The Wind
17. Doomsday
Text: Andrea Germann
Bilder: Berend Stettler