Datum: 16. Oktober 2014
Ort: KiFF – Aarau
Bands: Animals As Leaders / Tesseract
Die unter Metalmayhem lautende Event-Serie im KiFF, lud mal wieder für eine gehörige Portion Metal nach Aarau ein. Nach und nach mausert sich die Aargauer Location zu einem kleinen Mekka für Vertreter der härteren Gangart. Dieses Mal waren gleich drei Bands am Start, darunter keine geringeren als Animals As Leaders und Tesseract.
Der Blick auf die Bühne liess schon mal erkennen, dass es sich bei der ersten Band um mindestens zwei Künstler handeln musste, denn man sah ein Drum und eine Gitarre. Doch weit gefehlt. Als Navene K. alleine die Bühne betrat, zeichnete sich schon mal eine interessante Konstellation ab. Es kommt nicht selten vor, dass Solokünstler für das Vorprogramm gewählt werden. Diese treten dann vorzugsweise mit Gesang und Gitarre oder gar Klavier auf. Aber ein Solo-Auftritt am Drum, kombiniert mit einer 7-Saiter Gitarre? Gleichzeitig spielen geht schon mal nicht, aber es gibt ja technische Errungenschaften, die man problemlos Live einsetzen kann.
Mit Hilfe von Loops, die er auf der Gitarre einspielte und diversen Samples, die abgerufen wurden, erzeugte Navene Koperweis eine beachtliche Klangkulisse, die sich durchaus sehen bzw. hören lassen konnte. Was da von diesem einzelnen Musiker von der Bühne kam, war schon sehr erstaunlich und ein überaus spannender Auftritt, den man in dieser Form sicherlich nicht alle Tage zu sehen bekommt. Als Drummer konnte Koperweis genauso überzeugen, wie als Gitarrist. Die Auftrittslänge war gut gewählt, denn auch wenn es durchaus spannend war, was Navene K. dem Publikum zeigte, beendete er seinen Gig, bevor sich Langweile breit machte. Irgendwann klang es halt immer ein wenig gleich, was aber die Qualität keines falls schmälerte. Naja, Navene war früher Produzent und Drummer bei Animals As Leaders und man konnte die Parallelen zum US-Trio unschwer erkennen.
Erstaunlicherweise waren verhältnismässig viele Frauen anwesend. Die Vermutung, den Grund dafür wohl bei den jungen Engländern Tesseract zu suchen sei, lag fast auf der Hand. Denn die Erfahrung zeigt, dass instrumentale und komplizierte Musik, wie sie Animals As Leaders nun mal präsentieren, besonders beim männlichen Publikum ankommt. Vorzugsweise sind es denn auch Gitarristen und Schlagzeuger, die fasziniert sind vom Können der US-Amerikaner rund um Meister-Gitarrero Tosin Abasi. Faszination ist dann auch ein durchaus passender Begriff für die Darbietung von Animals As Leaders, die dieses Mal als zweiter Act auftraten. Alle Mitglieder des Trios beherrschen ihre Instrumente auf einem sehr hohen Niveau und auch wenn Abasi der eigentliche Star ist, so musste sich Gitarrist Javier Reyes nicht hinter ihm verstecken und Drummer Matt Garstka schon gar nicht, denn der leistete wirklich Schwerstarbeit.
Mit „Joy Of Motion“ haben Animals As Leaders erneut ein spannendes Werk auf den Markt gebracht, das allemal hörenswert ist. Zwar ist es ein wenig ruhiger wie die vorangegangenen zwei Alben, doch konnte man live nichts von Ruhe spüren. Es wurde hoch komplexe Gitarren- und Schlagzeugarbeit geboten und dies wurde dem Publikum mit entsprechend viel Power um die Ohren geknallt. Aber auch Animals As Leaders bedienten sich sequenzer gestützten Einspielungen von Basslinien und zusätzlichen Gitarren-Parts.
Bei aller Begeisterung zur Band und ihrer wirklich beachtlichen Fähigkeiten… Irgendwann ist es auch mal genug des Gefidels und nach einer guten Stunde nähert man sich unweigerlich einer Reizüberflutung. Die Dosis Animals As Leaders war aber genau richtig und so durfte man sich auf eine nicht minder interessante Band freuen, die den Abend abschliessend krönen durfte.
Nach kurzer Umbauzeit betraten die Engländer Tesseract die Bühne. Die fünf Jungs können zu Recht auf zwei durchaus erfolgreiche Alben zurückblicken und erfreuen sich berechtigter wachsender Beliebtheit. Nach zwei Instrumental-Auftritten war es zudem schön, wieder eine Band mit Gesang zu hören. Zudem warteten Tesseract wieder mit ihrem alten Sänger auf, was für die Fans vorerst ein wenig irritierend war, aber sicherlich kein Nachteil darstellte. Daniel Tompkins wie auch Vorgänger Ashe O’Hara sind beide gute Vocalisten und Frontmänner. Eine solch energiegeladene Band braucht auch Typen, die am Mic abgehen und so war es auch im KiFF, wo Tesseract mächtig abdrückten.
Wie nicht anders zu erwarten war, lieferten Tesseract eine einwandfreie Show ab. Bemerkenswert war, dass obgleich man mit verhältnismässig viel „Bums“ daherkam, jedes Instrument im Klanggefüge gut platziert und der Sound breit, klar und definiert war. Eine Eigenschaft, die leider nicht immer alle Bands vorweisen können, so kommt es nicht selten vor, dass statt Klang nur Lärm geboten wird. Nicht so bei den Engländern.
Schade, dass im Bühnenbild Schlagzeuger Jay Postones ein wenig unterging. Man konnte ihn zwar einwandfrei hören, aber auch wenn Drummer, Instrument-bedingt eher im hinteren Teil der Bühne zu finden sind, war Tesseracts Trommler schon sehr eingenebelt und kaum zu sehen. Dafür überragte der hünenhafte Gitarrist James Monteith alle anderen Bandmitglieder in puncto Körpergrösse. Spielerisch waren jedoch alle auf gleicher Ebene und das merkte man gut, denn das Publikum ging mit der Band einfach nur ab und genau so und nicht anders sollte es an einem Gig abgehen.
Fazit: Das KiFF konnte wieder einmal einen durchaus spannenden Abend bieten und das Provinzstädtchen Aarau für einmal in einem anderen Licht repräsentieren wie sonst. Wer den Weg trotz eines Wochentages ins KiFF gefunden hatte, wurde ausreichend belohnt. Ein perfekter Abend? Nicht ganz! Wieso man zwischen den Auftritten, Musik in einer Lautstärke spielen liess, die problemlos mit der der Band konkurrieren konnte, ist mir immer noch ein Rätsel und wieso der Mischer mit einem verständnislosen Schulterzucken auf meine Frage bezüglich der Lautstärke antwortete, ist mir auch schleierhaft. War wohl zu laut um mich zu verstehen. Ach ja… macht das Bier günstiger!
Text: Daniel Baratte
Bilder: Liane Paasila