16. und 17. März 2018
Diverse Orte, Andermatt
Bands: The Temperance Movement / Stefanie Heinzmann / Pablo Infernal / Jetbone / Tim Freitag / Mama Jefferson u.a.
Insgesamt 18 Konzerte fanden an zwei Tagen beim vierten AndermattLive! Musik Festival statt. Von A Capella bis zu Trash Rock, von Newcomern bis zu gestandenen Musikern. Im tief verschneiten Andermatt war für jeden Musikgeschmack etwas dabei. Neben den drei Bühnen im Dorf gab es zusätzlich eine Snowstage mit zwei Akustik-Konzerten im Skigebiet. Hier ein paar Eindrücke.
Den Freitag eröffneten Mama Jefferson auf der Main Stage mit ihrem Trash Rock. Das Trio rockte los, als gäbe es kein Morgen und hämmerte mit seinen Songs gnadenlos auf das Publikum ein. Die Zürcher Band machte riesigen Spass, und wer dachte, Rock’n’Roll sei langsam tot, der wurde eines Besseren belehrt. Fazit: Die Band muss ich unbedingt auf meine Playlist setzen.
The Temperance Movement (UK) schlossen den ersten Tag mit ihrem Auftritt auf der Hauptbühne ab. Die Bluesrocker gaben ein energiegeladenes Konzert und erinnerten die älteren Semester im Publikum immer wieder an die gute alten Zeiten des Rock und Blues (was heute auch Classic Rock genannt wird). Im Mittelpunkt des Konzerts stand Sänger Phil Campbell, der mit seiner Bühnenpräsenz magisch die Blicke auf sich zog. Was er mit seinen expressiven Tanzschritten, den Verrenkungen und den Fuchteleien mit den Händen jedoch aussagen wollte, war nicht immer so genau zu eruieren. Waldorfschüler würden wahrscheinlich behaupten, er hätte „It’s only rock and roll but I like it“ getanzt.
Am Samstagnachmittag spielten Alin Riabouchkin und Gustav Sjödin von Jetbone (SE) in der Skiarena im Bergrestaurant Nätschen. Die beiden gaben gut gelaunt ein einstündiges Akustikset zum Besten – auf dem Tisch Gitarre spielend, auf dem Boden rockend und den Helikopter machend. Akustik geht definitiv auch mit Rock-Attitüden – und die beiden Jungs lieferten vor allem auch den Beweis, dass man in Skirestaurants nicht nur Schlager, sondern auch Gitarrenmusik spielen kann, nein spielen muss!
Den Samstagabend läuteten auf der Main Stage Tim Freitag ein. Trotz des anfangs nur spärlich erschienenen Publikums liess sich die Band die gute Laune nicht nehmen und spielte von Anfang an mit viel Herzblut und Engagement. Angelockt durch den treibenden und raumfüllenden Sound verschoben sich die Zuschauer dann auch immer mehr Richtung Bühne. Tim Freitag heizten das Publikum für die nachfolgenden Bands ein und wenn sie so weitermachen, werden sie bald auch zu späteren Stunden im Rampenlicht stehen.
Die Zürcher Pablo Infernal rockten als zweite Band die Hauptbühne in der Aula. Auf ihrer Webseite stehen in der Bio Sachen wie „wie wenn 1000 Krähen ihre Gefieder weiten“, „singende Gitarren und grollende Schlagzeugbeats“, „eine zartsüsse lautstark brüllende Stimme“, „schweisstreibend und energetisch“. Ja, definitiv, diese Aussagen treffen die Wahrheit ziemlich genau. Zwischendurch musste man sich etwas Sorgen machen, dass die Jungs beim Abrocken wegen der knappen Platzverhältnisse nicht von der Bühne purzeln würden. Doch sie blieben oben und lieferten eine starke Show ab.
Zum Abschluss des AndermattLive! Festivals trat Stefanie Heinzmann mit ihrer Tour-Band The Fonkeys auf. Trotz ihrer erst 29 Jahre war Heinzmann der alte Hase unter den auftretenden Künstlern. Die sympathische Walliserin zog in den ersten Minuten viele verwunderte Blicke auf sich. Statt einem sommersprossigen, langhaarigen Girl stand da jemand mit gekürztem und sehr blondem Haar vor dem Publikum. Der Stilwechsel machte sich aber nur äusserlich bemerkbar, musikalisch war es unverkennbar die Heinzmann. Dem Publikum gefiel die 90-minütige Show, in der keiner ihrer Hits fehlte, sichtlich. Das war ein starkes Abschlusskonzert des zweitägigen und vielfältigen Festivals.
Text und Bilder: Berend Stettler