Datum: 12. Mai 2015
Ort: Werk21 – Zürich
Bands: And So I Watch You From Afar / Mylets
Ich machte mich auf den Weg zum Werk21 in Zürich. Schon bei der Neueröffnungsfeier des Dynamos war ich zu Besuch, jedoch hatte ich kaum Zeit, mir die Konzerte und die Neuerungen anzuschauen. Deshalb freute es mich an diesem Tag umso mehr, die umgebaute Location in Ruhe betrachten zu können. Heute würde ich And So I Watch You From Afar zum zweiten Mal sehen. Vor zwei Jahren besuchte ich ihre Show im Gaswerk Winterthur und ging nach der Hälfte raus. Dieses Mal sollte es nicht so sein.
Während ich eine Cola exte, ertönten schon die ersten Töne von Mylets. Ich habe vorher nicht reingehört und war erstaunt, dass er alleine auf der Bühne stand. Der Kalifornier begrüsste das Publikum ganz höflich und legte gleich los. Es schien, als würde niemand wirklich wissen, was uns gleich erwartet. Erstes Riff, Loop, zweites Riff, Loop, drittes Riff, Loop und so weiter. Innert Sekunden ersetzt er eine komplette Band mit seinen zwei Dutzend Effekt Pedalen.
Als das musikalische Fundament stand, zerstörte er es wieder und baute ein neues auf. Die ersten drei-vier Songs war ich verwirrt aber immer mehr machte es mir Spass, ihm zuzuschauen. Er tanzte regelrecht mit seinen Gitarrenpedalen. Es gab zwischendurch Songteile die mir sehr gefallen haben, andere wiederum versanken in seinem Loop-Wirrwarr. Henry Kohen alias Mylets beherrscht sein Instrument blind. Für mich war sein Auftritt eher etwas fürs Auge, als fürs Ohr. Seine Platte ist jedoch sehr gut produziert.
In der Umbau-Pause schaute ich mich im Gebäude um. Neuerdings gibt es ein Fumoir, die Toiletten sind renoviert, schauen aber eher aus wie die neuen Chromstahl Bahnhofs WCs und die Limonen grüne Wandfarbe passt auch nicht wirklich dazu. Für den Rest hat es leider nicht gereicht, da ASIWYFA begonnen haben.
Wie schon beschrieben, war ich dieses mal sehr gespannt auf ihren Auftritt. And So I Watch You From Afar legten gleich mit einem Feuerwerk los, welches auch ihr erster Song der neuen Platte ist. Der vorher eher leere Raum füllte sich schlagartig. Die ersten paar Stücke waren alles Hau Drauf Songs. Es stimmt was man über ASIWYFA sagt, sie sind eine energievolle live Band. Sie haben sichtlich Spass und steckten das Publikum damit an.
Die erste Hälfte des Sets war sehr Math-Rock lastig. Auch Mylets wurde kurzerhand auf die Bühne geholt, um beim Titel „These Secret Kings I Know“ mitzusingen. Viel Text haben die Songs jeweils nicht.
In der zweiten Hälfte wurden die Lieder eher ruhiger und Post-Rock lastig. Diese waren sehr melancholisch, teils sphärisch und brachen nach einigen Minuten Aufbau aus. Man konnte sich diesen schönen Klängen fügen und in sich hineingehen. Sie spielten noch drei Zugaben, ob es am laut applaudierenden Publikum lag oder ob sie sowieso auf dieser Tour so viele Zugaben spielen war mir nicht bekannt.
Die Irländer machten es gut. Ihr Set ging ungefähr eineinhalb Stunden. Doch mit den zwei Teilen wirkte es nicht so langatmig. Ich ging mit einem positiven Gefühl aus dem Keller. Sie konnten mich ganz klar zurückgewinnen. And So I Watch You From Afar sind eine starke live Band.
Text: Nik Petronijevic