Datum: Dienstag, 30. April 2013
Ort: Gaswerk – Winterthur
Bands: Amenra / Syndrome
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Amenra haben sich mit ihrer Mischung aus Slugde, Post- und Doom Metal im Laufe der Jahre einen festen Platz in der Szene erspielt und sind bei Neurot Recordings nun auch beim passenden Label gelandet. Konzerte des belgischen Quintetts werden oftmals als Rituale bezeichnet, welche eine unglaubliche dichte und fesselnde Atmosphäre aufbauen. Im Rahmen ihrer diesjährigen Euro-Tour gaben sich Amenra im Gaswerk Winterthur die Ehre.
Als eigentlicher Support waren Planks aus Mannheim (DE) angekündigt. Leider musste die Band den Auftritt recht kurzfristig absagen. Schade, denn das aktuelle Album, „Funeral Mouth“, ist mehr als nur hörenswert und die Truppe wäre der ideale Anheizer gewesen.
Syndrome, das Ambient/Post-Rock Projekt von Mathieu Vandekerckhove, seines Zeichens Gitarrist von Amenra, machte an diesem Abend den Anfang. Die sehr ruhigen Soundteppiche, welche Mathieu allein auf der Bühne mit Gitarre und diversen Effektgeräten erzeugte, errichteten eine fast schon träumerische Atmosphäre, welche durch die eingespielten Videosequenzen noch intensiviert wurde. Einzelne Klangbausteine wurden angespielt und einige Male wiederholt. Ein Computer schien sich diese wiederkehrenden Sequenzen zu merken und führte sie dann von alleine weiter. Somit konnte Mathieu Schicht für Schicht zu dröhnenden Soundcollagen auftürmen. Sehr interessante Technik die ein beeindruckendes Klangerlebnis lieferte.
Nach einer sehr kurzen Pause betrat Vandekerckhove erneut die Bühne und eröffnete den Amenra-Gig mit dem Eingangsriff von „The Pain. It Is Shapeless. We Are Your Shapeless Pain“. Unter Nebel und in fast völliger Dunkelheit kam der Rest der Band hinzu, stimmte mit ein und nahm von Minute eins an das Gaswerk mit dieser unglaublich intensiven und dichten Stimmung in Beschlag, welcher turmhohe Gitarrenwände und der extreme Schreigesang von Colin H. Van Eeckhout zugrunde liegen.
Amenra lenkten die Augen des Publikums hauptsächlich auf die große Leinwand, auf der zur Musik passend, verstörende Bilder und Videosequenzen projiziert wurden und eine teils gespenstische Atmosphäre erzeugten. Tatsächlich waren die Projektionen noch einen Zacken düsterer als die Werke von Josh Graham, welcher früher Neurosis Konzerte visualisierte. Die Band selbst wurde nur sehr spärlich aber äussert gekonnt beleuchtet. Oftmals waren nur Schatten sichtbar.
Gleich drei der vier aktuellen „Mass V“ Stücke wurde geboten. „Dearborn And Buried“, „Nowena | 9.10“ und „Boden“, welches mit seiner ruhigen Eingangssequenz und dem rhythmischen Aufeinanderschlagen metallener Stangen für Gänsehaut sorgte. Van Eeckhout kniete während dieser Minuten wie in Trance auf dem Boden, bevor diese uferlos fetten Riffs einsetzten und er sich erneut die Seele aus dem Leib schreien konnte. Der Mittelteil dieses Songmonsters wurde regiert von ruhigem, postrockigem Sound und Van Eeckhout flüsterte hypnotisch.
Fast das komplette Konzert hatte er dem Publikum den Rücken zugewandt, was den entrückten Eindruck des Konzertes noch unterstrich. Überhaupt schienen die Musiker komplett in die Amenra’sche Welt abgetaucht zu sein und das Publikum folgte ihnen. Stücke wie „Am Kreuz“ oder „Terziele“ sind unfassbare Monolithen denen man sich nicht entziehen kann. Vor allem nicht bei dem top abgemischten Sound.
Fazit:
Ein Erlebnis, von dem man lange zehren kann. Amenra waren das erwartete Live-Brett und bewiesen mit einem unglaublich intensiven Auftritt, dass sie in einem Atemzug mit Größen wie Neurosis, Swans oder Isis genannt werden müssen. Einziger Wehrmutstropfen des Abends war die Absage von Planks.
Tipp:
Hier gibt es ein äusserst sehenswertes Tour-Album zu bestaunen.
Bilder + Text: Thomas Lang