
All Them Witches + Elder (Freitag) + Hathors (Samstag)
Bierhübeli – Bern
Freitag, 24. Oktober 2025 (Bilder) / Samstag, 25. Oktober 2025 (Text)
Text: Peter Burckhardt / Bilder: Alain Schenk
Was gibt es Schöneres, als sich bei diesem nasskalten Wetter akustisch in die trockene Wüste entführen zu lassen? Nachdem das Konzert am Freitag, dem 24. Oktober, im Nu ausverkauft war, legten All Them Witches kurzerhand eine Zusatzshow am Samstag nach. Unser Fotograf Alain besuchte das Konzert am Freitag und kommentierte sein Erlebnis mit den Worten: „Eines der besten Konzerte in diesem Jahr!“. Ich war gespannt, ob mich die Stoner-Rock-Band aus Nashville am Samstag ebenso überzeugen würde. Da im Anschluss noch eine Bravo-Hits-Party stattfinden sollte, öffnete das Bierhübeli bereits um 17:00 Uhr seine Pforten. Ich fragte mich, ob das auch wirklich alle Konzertbesucher:innen mitbekommen hatten, und machte mich am späten Samstagnachmittag voller Vorfreude auf zwei spannende Konzerte auf den Weg.
Den – sagen wir mal – Abend eröffneten Hathors aus Winterthur, eine Band, die mich vor Kurzem schon in der kleinen Rössli Bar völlig umgehauen hatte. Umso grösser war die Freude, die drei wiederzusehen. Und sie liessen von Anfang an keine Zweifel aufkommen: Mit einem Urschrei aus voller Kehle starteten sie ihr Set vor dem noch überschaubaren Publikum – ganz nach dem Motto „Hört her, wir sind da, und wir wollen eure Aufmerksamkeit!“. Was für ein Einstieg! Die drei rockten kompromisslos mit einer Energie, die im Verlauf ihres Konzerts immer mehr auf das Publikum übersprang. Eingängige Melodien trafen auf rohe, wuchtige Gitarrenriffs, die sich immer wieder in herrlich chaotischen Noise-Ausbrüchen entluden. Trotz dieser rohen Energie blieb der Sound nie platt oder eindimensional – im Gegenteil: Unverhoffte Taktwechsel, abrupte Dynamikbrüche und kreative Wendungen sorgten für konstante Spannung und Staunen. Hathors haben auch im grösseren Rahmen des Bierhübelis voll abgeliefert und hatten sichtlich Spass auf der Bühne. Laut, wild, ehrlich – so, wie Rock sein muss. Es wird garantiert nicht das letzte Konzert dieser Band sein, bei dem ich im Publikum zu finden bin. Grossartig!
Wenn man die frühe Uhrzeit bedenkt, war es nur verständlich, dass viele Besucher:innen erst in der Umbaupause ins Bierhübeli strömten. All Them Witches traten am Samstag erneut vor ausverkauftem Haus auf die Bühne und liessen den Saal mit schleppenden, dunklen Gitarren beben. Die mantraartige Stimme von Charles Michael Parks Jr. erinnerte gleichermassen an Jim Morrison und Josh Homme. Seine zurückhaltende, fast schon schüchterne Art und seine geheimnisvolle Ausstrahlung liessen viele Herzen höherschlagen. Ab dem ersten Song breitete sich eine Art Massenekstase im Publikum aus, das sich kollektiv dem hypnotisierenden Sound hingab. In dieser Stimmung liess ich mich treiben, fasziniert von der fast schon unmenschlichen Präzision der Musiker und der hervorragenden Tonqualität im Bierhübeli. Das Konzert erinnerte mich mehr und mehr an einen Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Immer wieder gab es Momente, in denen die Band härtere, energischere Töne anschlug – und ich dachte: Jetzt ist es soweit! Doch der grosse Ausbruch blieb aus. Das hatte etwas ganz Besonderes, und obwohl ich zwischendurch mit den Gedanken etwas abschweifte, konnte ich diesen fast schon meditativen Zustand geniessen. Der letzte Ton hinterliess ein durchweg begeistertes Publikum, das All Them Witches lautstark zur Zugabe bat. Die Band nahm die Einladung dankend an und verabschiedete sich von ihren sichtbar und hörbar zufriedenen Fans.
Eigentlich gar nicht so übel, dass die Konzerte so früh angesetzt waren – denn nach diesen zwei musikalischen Leckerbissen war die Nacht noch immer jung. Es blieb genügend Zeit, um sich bei ein paar Bierchen über das Erlebte auszutauschen, den Merch-Stand leerzukaufen und sich langsam vom Wüstenklima wieder an die kühle, nasse Berner Luft zu wagen.



































