Datum: 3. August 2012
Ort: Rock oz Arènes – Avenches
Bands: Alice Cooper / Gotthard
Am Freitag führte mich mein Weg nach Avenches. In Avenches fand das namhafte „Rock oz Arènes“ statt. Ich war noch nie auf diesem Festival zu Besuch, war aber sofort angetan von dessen atemberaubender Kulisse. Wow, was für ein Anblick. Die Arena umgeben von der malerischen Altstadt schien geradezu perfekt für das gewaltige Abendprogramm. Gotthard und Alice Cooper sollten die Arena heute zum Kochen bringen.
Am Abend spielten noch diverse eher unbekannte Bands um die Leute zu unterhalten und die Wartezeit auf die Headliner zu verkürzen. Von diesen Bands habe ich leider sehr wenig mitbekommen, da ich mich erst mal orientieren und organisieren musste. Leichter gesagt als getan, denn ich musste feststellen, dass es in Avenches sehr wenig deutschsprechende Leute hat, also mussten sie halt mit meinem sehr umständlichen Französisch vorlieb nehmen… 🙂
Pünktlich um halb zehn betrat die Schweizer Hardrock-Band Gotthard die Bühne. Die Arena platzte beinahe aus allen Nähten und die Rockfans empfingen die Rocker mit einem tosenden Applaus. Gotthard liessen sich nicht beirren und legten gleich voll los. Ich war vom ersten Klang an begeistert von Nic Mäders Stimme. Beim dritten Song „Starlight“ wurde die Arena zum ersten Mal in einen brodelnden Topf, voll mit glücklichen Rockfans, verwandelt. Fast alle grossen Gotthard-Hits wurden zum Besten gegeben. „Anytime Anywhere“, „Starlight“, „Livt’U’Up“ und „One Live One Soul“ sind nur einige Beispiele. Der einzige Song den ich vermisst habe, war die wunderschöne Ballade „Heaven“ die ich mir sehr gewünscht hätte. Naja, man kann nicht immer alles haben. Dennoch, Gotthard spielten mit grosser Präzision und noch grösserer Freude. Mit ihrer bodenständigen, publikumsnahen Art begeisterten sie nicht nur musikalisch sondern auch persönlich. Dementsprechend wurde dieses super Konzert mit viel Applaus und grossartiger Stimmung honoriert.
Um 00.00 Uhr schlug dann die Stunde der Wahrheit. Die Schock-Rock-Legende Alice Cooper betrat die Bühne. Alice stand zuerst auf einem Podest und startete das Konzert in luftiger Höhe. Plötzlich kamen Funken aus seinen schwarzen Handschuhen und er streckte die Hände diabolisch in die Höhe. Das Publikum freute sich über die Überraschung und war somit auch gleich voll mit dabei. „No more Mr. Nice Guy“ Cooper bewies, dass er trotz seines Alters keines Wegs zu alt war um voll abzudrehen. Immer wieder ein Hingucker sind auch seine verschiedenen Mimiken, ich war mir nie sicher ob ich jetzt Angst haben soll oder mir einfach nur ein herzhaftes Lachen verkneifen musste.
Alice rockte, das Publikum schien begeistert. Das einzige was ich echt bemängeln muss ist, dass sich der Schockrocker nicht wirklich etwas Neues überlegt hat. Bereits im letzten Jahr hatte ich das Vergnügen ihn in der Schweiz live zu erleben. Leider brachte er noch immer genau dieselbe Show. Einmal kam ein überdimensionaler Alice auf die Bühne und brachte alle ins Staunen. Beim Song „Only Woman Bleed“ hatte er wieder eine Frauenpuppe auf seinem Schoss und tanzte mit ihr über die ganze Bühne und natürlich wurde er auch wieder spektakulär geköpft. Die Hits wie „School’s Out“ und „Poison“ durften natürlich auch keines Falls fehlen. Es war wirklich Top, jedoch war halt alles schon einmal gesehen.
Herr Cooper, Sie sind echt amüsant, Sie wissen was es heisst ein Publikum zu begeistern. Sie wissen auch wie Sie ihrem Klischee treu bleiben. Manchmal machen Sie mir fast ein bisschen Angst mit Ihren verzerrten Mienen. Ich weiss, Sie sind nicht „Mr. Nice Guy“, aber im blutverschmierten Metzgerkittel die Bühne zu stürmen wäre nicht nötig gewesen. Ohne es böse zu meinen, lieber Herr Cooper, aber sie sehen echt langsam ein wenig verlebt aus. Vielleicht liegt es am Schlafmangel oder auch nur am Jetlag… Ich weiss es nicht, aber das krasse Augen- und Mund-Make-Up macht es nicht gerade vorteilhafter. Aber hey, Ihre mit Nieten bestückten Lederjacken sind der absolute Kracher. Sie sind nicht schön, dafür selten. Sie wissen genau was Ihr Publikum sehen will und ziehen Ihre Show von Anfang bis zum Ende voll durch ohne müde oder gelangweilt zu wirken. Man merkt noch heute, dass Sie es einfach lieben auf der Bühne zu stehen und den Bösewichten zu spielen. Nicht nur Sie sind gut, nein, Sie haben auch noch eine hervorragende Band im Hintergrund. Lieber Herr Cooper, Sie sind mit gutem Recht eine Rocklegende. Ich mag Sie. Wirklich!
Setlist
1. The Black Widow
2. Brutal Planet
3. I’m Eighteen
4. Under My Wheels
5. Billion Dollar Babies
6. No More Mr. Nice Guy
7. Hey Stoopid
8. Is It My Body
9. Halo of Flies
10. I’ll Bite Your Face Off
11. Muscle of Love
12. Guitar Solo
13. Only Women Bleed
14. Cold Ethyl
15. Feed My Frankenstein
16. Caffeine
17. Poison
18. Wicked Young Man
19. Killer
20. School’s Out
21. Elected
Text + Bilder: Miriam Ritler