Datum: 25. Februar 2012
Ort: Sounddock14 – Dietikon
Bands: Alcest / Les Discrets / Soror Dolorosa
Das Sounddock14 in Dietikon war die letzte Station der “Les Voyages De L’âme – Tour 2012“ welche die drei Bands aus Frankreich durch komplett Europa geführt hat. Es versprach ein besonderer Abend zu werden.
Eröffnet wurde die Show von der Gothic-Rock Kapelle Soror Dolorosa. Das Qartett um Frontmann Andy, einem sonnenbebrillten Andrew Eldritch Look-alike, erinnerte nicht nur optisch an alte Sisters Of Mercy oder Fields Of The Nephilim. Auch musikalisch wurde genau dieser 80er Jahre Gothic-Wave-Sound zum Besten gegeben, welcher vom bereits zahlreich erschienenen Publikum bestens aufgenommen wurde.
Das der Mikrofonhalter von einem Bühnenarbeiter vor dem Auftritt mit Panzerband am Boden fixiert war, passte dem Sänger überhaupt nicht und so wurden diese klebrigen Dinger, mehr oder weniger mühsam während des Auftritts von ihm entfernt. Dies sorgte natürlich für ordentlich Schmunzeln im Publikum und auch auf der Bühne. Ich find‘s klasse, wenn Gothic‘s auf der Bühne lachen. Die gebotenen Stücke waren mehr als gut und wer auf oben genannte Referenz-Bands steht sollte mal in das 2011 erschienene Debut „Blind Scenes“ reinhören. Er wird nicht enttäuscht werden.
Als zweite Band des Abends standen Les Discrets auf dem Programm, die Band um den Allroundkünstler Fursy Teyssier, der mit seinen Bildern und preisgekrönten Filmen seit längerem für mächtiges Aufsehen sorgt. Nun auch seit gut zwei Jahren mit der Band Les Discrets. Ich staunte erst mal nicht schlecht, als ich die Herren Neige am Bass, Winterhalter am Schlagzeug und Zero an der zweiten Gitarre los legen sah. Es standen quasi dreiviertel der Alcest-Band plus Teyssier auf der Bühne. Das die beiden Bands so eng miteinander verbandelt sind wusste ich bis Dato nicht.
Die Musik von Les Discrets schlägt, wen wundert‘s, in die gleiche Kerbe wie Alcest, also sphärische, gitarrenlastige Klangteppiche die den Hörer ins Reich der Träume befördern. Es wurden jeweils drei Stücke der beiden Les Discrets Alben gespielt, plus das Amesoeurs Cover „Gas In Veins“, welches für mich den Höhepunkt des Gigs darstellte. Unglaublich intensiv dargebotenes Stück, welches zum Ende hin mit Teyssiers Gesang, der extrem zur Roboterstimme verzerrt wurde, für Gänsehaut sorgte. Hammer!
Nun war Alcest an der Reihe. Neige wechselte zum Mikro und Gitarre und der Ausnahmebassist Indria bearbeitete fortan den Fünfsaiter. Eröffnet wurde mit „Autre temps“, der Singleauskopplung des aktuellen Albums „Les Voyages De L’Âme“. Der magische Funke sprang vom ersten Ton an aufs Publikum über. Alcest’s Musik verbreitet eine wunderbare, andächtige Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann.
Immer wieder wird der Sound als eine Melange aus Shoegaze, Postrock und Black Metal beschrieben wobei letztere Richtung nur zu verschwindend geringem Anteil vorhanden ist und deshalb in der Beschreibung nicht wirklich passt. Der Gesang erinnert bei Alcest eher an ein Instrument, welches die ausufernden Arrangements unterstreicht als an gesungene Worte. Man muss das hören, es zu beschreiben ist schwierig.
Die Hälfte des Publikums hatte die meiste Zeit die Augen geschlossen, der Rest starrte vor allem auf Neige, den etwas divenhaft und introvertiert anmutenden Bandkopf, der scheinbar recht gut aufgelegt war.
Die Setlist war etwa zu gleichen Teilen aus den bestehenden drei Alben zusammengesetzt. Als Höhepunkte seihen hier „Écailles de Lune (Part II)“ und natürlich „Percées de Lumière“ erwähnt, welches vom Publikum frenetisch gefeiert wurde. Jedoch fällt bei Alcest keine Nummer aus dem Rahmen und somit wurde eine fast eineinhalbstündige Reise ohne Ausfall geboten.
Fazit:
Klasse Abend. Soror Dolorosa kredenzten sehr feinen Gothic Rock, den man heutzutage eh mit der Lupe suchen muss, Fursy Teyssier verzauberte mit Les Discrets auf Augenhöhe mit den gefeierten Alcest, welche als Headliner nichts anbrennen ließen. Es sind genau solche Konzerte bzw. Bands, die zeigen wie vielseitig sich die Metal-Bewegung entwickelt und wie Genregrenzen überwunden werden.
Die Stimmung im sehr zahlreich erschienene Publikum war sehr gut, was neben den Auftritten natürlich auch an der Location Sounddock 14 lag, einer wunderbaren Halle die leider im Sommer endgültig ihre Pforten schließt.
Setlist Les Discrets:
1. L’Échappée
2. Les Feuilles de l’olivier
3. La Traversée
4. La Nuit muette
5. Le Mouvement perpétuel
6. Gas In Vein (Amesoeurs song)
7. Song for Mountains
Setlist Alcest:
1. Autre temps
2. Les Iris
3. Là où naissent les couleurs nouvelles
4. Les Voyages de l’âme
5. Printemps émeraude
6. Écailles de lune (Part II)
7. Sur l’océan couleur de fer
8. Ciel errant
9. Percées de lumière
10. Souvenirs d’un autre monde
Text: Thomas Lang
Bilder: Thomas und Silvia Lang