Datum: 1. Juni 2012
Ort: Dynamo Werk – Zürich
Bands: Ahab / Esoteric / Ophis
Als ich Anfang des Jahres vom Package Ahab, Esoteric und Ophis hörte dachte ich, „Pah! Des wird heftig“. Drei der extremsten Doom-Metal Bands zusammen auf einer Tour, das darf man sich keinesfalls entgehen lassen. Freitagabend noch dazu…
Als ich so gegen 19:00 Uhr von unserer Bierbank zum Dynamo Werk rüber schielte, standen zwar einige Leute schon vorm Eingang herum, der große Pulk war aber nicht zu sehen. Kein Wunder, dachte ich, sind diese drei Bands und deren Musik doch sehr speziell und werden immer einen Nischenplatz in der eh schon familiären Doom-Metal-Szene belegen. Der Gig am Tag zuvor in Genf war laut Nils, dem Schlagzeuger von Ophis nur von ca. 40 Leuten besucht worden. Wenn’s überhaupt so viele waren. Eine Stunde später zum Beginn des Konzerts war das Dynamo Werk Zürich aber schon recht gut gefüllt.
Die deutsche Death-Doom-Institution Ophis eröffnete den Abend. Die vier Nordlichter brachten ihren zähen, alles zermalmenden Sound vom ersten Ton an souverän und authentisch rüber. Der finstere Sound mit den noch finstereren Growls von Frontmann Phillip ging live sehr gut rein und wurde vom Publikum auch entsprechend gefeiert. Die Widmung eines Songs an den Schweizer Zoll, der für den recht übersichtlichen Ophis-Merchandise verantwortlich war, sorgte natürlich für Gelächter.
Eine neue Nummer stand auf dem Programm, welche auf der in kürze erscheinenden Split mit Officium Triste drauf sein wird (Freude!!!), sowie eine vom Debut und soweit ich mich erinnern kann, noch zwei von „Withered Shades“. Leider war das schon alles, was es von Ophis an dem Abend zu hören gab. Hätten meinetwegen noch gerne was draufpacken können. Sound sowie Stimmung waren gut, da gab‘s nix zu meckern.
Esoteric, die Urväter des psychedelischen Funeral-Doom (ja, wieder ein neues Sub-Sub-Genre), waren als zweite Band des Abends dran. Auf der kleinen Bühne des Dynamo Werks wurde es für die sechs Herren aus Birmingham mitsamt ihren Gerätschaften richtig eng. Noch nie habe ich dermaßen üppig ausgestattetes Effektequipment gesehen. Zig beleuchtete Schalter, Drehknöpfe für Hallgeräte, Wah-Wahs, Verzerrer und was weiß ich noch alles für Gadgets waren in den Koffern vor den drei Gitarristen und Basser ausgebreitet, daneben noch die Keyboards. Und dementsprechend abgefahren dann auch der Sound von Esoteric.
Die Musik der Briten zu beschreiben ist schwierig. Es sind extrem ausufernde Stücke, die mit schwerem, langsamen Gitarrenriffing und ambient-artigem Synthieteppich unterlegt daherkommen. Meist erklingt dazu eine Leadgitarre, welche aber äußerst selten in den Vordergrund rückt, sondern irgendwie immer angenehm mitläuft. Als Gegenpart dazu die ultraverzerrten Growls und Schreie von Sänger Greg Chandler, die ewig nachhallen. Ähnlich wie bei Alcest, wird die Stimme als weiteres Instrument eingesetzt. Während Neige von Alcest mit seinem Organ jedoch einen warmen, schönen, einlullenden Sound erzeugt, verbreitet Chandler eine zutiefst niederschmetternde Downer-Atmosphäre. Diese wird aber immer wieder mit ruhigen, teils akustischen Instrumental-Parts unterbrochen und die feinen, aufkommenden Melodien sorgen für offene Münder.
Die Setlist Esoteric’s bestand aus sechs Stücken, von denen die Hälfte auf dem aktuellen Album „Paragon of Dissonance“ zu finden ist. Hiervon fand ich „Cipher“ und „Abandonment“ besonders beeindruckend. Da alle Nummern so um die 12 bis 15 Minuten dauern und immer wieder lange monotone Sequenzen beinhalten, wurde es mir nach „A Worthless Dream“ fast ein bisschen zu viel des Guten. Dennoch super Auftritt, den das Publikum auch mit fettem Applaus belohnte. Sound war gut, nur die drei Gitarren hätten vielleicht etwas mehr Druck machen können.
Nun Ahab. Das süddeutsche Funeral-Doom Quartett betrat, im mittlerweile ausverkauften (!!) Dynamo, die Bühne. Benannt nach Herman Melville’s Romanfigur aus Moby Dick, vertonen die Extrem-Doomer in ihrer Musik literarische Werke, welche sich rund ums nasse Element bzw. um die dazugehörigen Seefahrergeschichten drehen. Mit einem Augenzwinkern verpassten sie sich entsprechend ein weiteres Sub-Sub-Genre, den Nautic-Funeral-Doom-Metal. Ein Musikstil, den man gehört haben muss. Extremst langsame, wuchtige Passagen, verziert mit feinen, ruhigen Melodien, dazu Daniel Droste’s Klargesang welcher sich mit seinen abgrundtiefen Gurgel-Growls abwechselt.
Auch Ahab’s Setlist bestand aus sechs überlangen Stücken und auch hier lag der Fokus auf dem aktuellen, in diesem Fall taufrisch erschienen dritten Album, „The Giant“. Den Auftakt machte der Titeltrack des Zweiten Albums „The Divinity of Oceans“, gefolgt von den neuen Nummern, welche sehr abwechslungsreich und spannend rüber kamen. „Antarctica the Polymorphess“ sei hier mal als Highlight erwähnt. Anschließend gab’s mit „Old Thunder“ und „The Hunt“ nocht zwei Klassiker vom Debut. Zwischen den Stücken wurden immer wieder mal Meeresgeräusch-Interludes eingespielt welche für die passende Dreimaster-Atmosphäre sorgten. Klasse Auftritt, der vom Publikum entsprechend gewürdigt wurde.
Fazit:
Klasse Abend, der sich gelohnt hat, aber sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Einen solch zähen Happen bekommt man nicht oft serviert und muss man erst mal verdauen.
Ophis waren gut aber leider etwas zu kurz. Esoteric für meinen Fall etwas zu lang aber absolut sehens- und hörenswert. Ahab kamen mit ihren neuen Stücken eingängiger und abwechslungsreicher als erwartet daher und waren für mich die Gewinner des Abends. Ich freue mich auf „The Giant“, Rezi folgt bald.
Ich selber höre solche Musik ehrlich gesagt lieber zu Hause auf der Anlage, da sich dort eher dieses monumental-Feeling einstellt. Die Meinungen hierzu gehen aber komplett auseinander. Habe mit einigen Leuten nach dem Konzert geredet, bei denen es genau andersherum ist.
Setlist Esoteric:
Cipher
Beneath His Face
Abandonment
A Worthless Dream
A Torrent Of Ills
Setlist Ahab:
The Divinity of Oceans
Further South
Deliverance (Shouting at the Dead)
Antarctica the Polymorphess
Old Thunder
The Hunt
Text + Bilder: Thomas Lang