29. Mai 2016
Stade de Suisse – Bern
Band: AC/DC
«T.N.T.». Die fettleibige Rosie. «Highway To Hell». Kanonenfeuer. «For Those About To Rock». Axl Rose mit Gipsbein. «Dirty Deeds Done Dirt Cheap». Saitenhexer und Bühnenderwisch Angus Young. «Whole Lotta Rosie». Über 40’000 frenetische Fans …
… während Nörgler, Frustgeschwängerte, Freikirchler und sonst irgendwie Desperate zu Hause vor dem Küchenfenster Regentropfen zählten, feierten eine schier unerschöpfliche Meute eine schier unerreichbare Show von AC/DC. Die Australier und der Amerikaner liessen auch nichts aus und griffen tief in die Repertoire-Kiste.
Das Wetter war an diesem Abend ein vermaledeites Arschloch, dafür aber wirkten die glanzvollen zwei AC/DC-Stunden wie Seelenbalsam. Und wem – nach diesen Abend – am nächsten Tag keine Notenschlüssel vor dem geistigen Auge sieht, der gehört wahrscheinlich zu den Nörglern, Frustgeschwängerten, Freikirchlern oder Desperaten.
Axl, immerhin schon 54, wirkte «Young», Young wiederum hätte vor Spiellust liebend gerne «Rose(-s)» gefurzt. Kurzum: Die zwei Aushängeschilder harmonierten gut, wenngleich sich der Gast-Sänger ordentlich-artig im Hintergrund hielt. Ohne dabei an Bühnenpräsenz zu verlieren. «Hell Ain’t A Bad Place To Be» und «If You Want Blood», einige Songs aus der Bon-Scott-Ära, brachte er souverän rüber und erzeugte dabei gleich noch das Klangbild einer Kreissäge.
Weniger Kreissäge, aber ebenfalls souverän bühnenberserkerte Angus Young, der vor lauter Enthusiasmus gar zu explodieren drohte – und die Meute immer wieder in Ekstase versetzte.
Und wer – nach diesem Abend – am nächsten Tag keine Notenschlüssel vor dem geistigen Auge sieht, der gehört wahrscheinlich zu den Nörglern, Frustgeschwängerten, Freikirchlern oder Desperaten.
Text: Cyril Schicker
Bilder: Liane Paasila