Datum: 27. Januar 2014
Ort: Volkshaus – Zürich
Bands: Dream Theater
Eigentlich könnte man sich eine Konzert-Review sparen, denn nicht erst seit gestern weiss der Musikbegeisterte Prog-Metal-Fan: Wo Dream Theater draufsteht, ist auch Dream Theater drin. Ergo: DT waren immer schon eine sichere Bank, wenn man sein Erspartes in Form von Konzerttickets investieren wollte.
Wer Zweifel am musikalischen Können von Dream Theater hatte, wurde im Volkshaus wieder einmal eines Besseren belehrt. Aber Hand aufs Herz. Wer hätte wirklich eine Sekunde am herausragenden musikalischen Niveau dieser Band gezweifelt? Wohl keiner, ausgenommen derer, die ohnehin alles und jeden in Frage stellen. Das Zürcherische Volkshaus, quasi die Hausbühne von Dream Theater, war seit Wochen ausverkauft und es wurden Schwarzmarktpreise jenseits der Hundert Franken Grenze bezahlt. Man hätte sicherlich eine grössere Halle füllen können, was übrigens auch Sänger La Brie aufgefallen sein muss, denn dieser fragte später nämlich das Publikum scherzhaft, ob dies die einzige Venue in Zürich sei.
Der aus Theater-Inszenierungen bekannte schwarze und dicke Vorhang ist eigentlich schon längst Geschichte und dennoch fällt auf, dass einige Künstler gerne wieder Vorhänge einsetzen, diese jedoch eher als Projektionsträger für visuelle Einspielungen vor dem Konzert. Dream Theater unterhielten ihre Fans mit 3 dimensionalen Darstellungen unseres Universums und simulierten so einen Flug darin um zuletzt vor einer im Dunkel liegenden Erde halt zu machen über der das silbrig glänzende Logo von Dream Theater prangte (siehe auch Cover ihres neuesten Releases).
Pünktlich um 20:00 Uhr fiel der Vorhang zum Konzertbeginn. An der gewohnten Aufstellung von Dream Theater hat sich auch 2014 nichts geändert und genauso übermächtig, in der Mitte der Bühne, stand das Arbeitsgerät von Drummer Mike Mangini, das die Bühne im Volkshaus fast ein wenig klein aussehen liess. Der Aufschrei nach Mike Portnoys Ausstieg von Dream Theater war damals gross und so ein Mancher fragte sich, wie die Band ohne ihren Ausnahme-Drummer weiter arbeiten würde. Schnell zeigte sich, dass in Mike Mangini mehr als nur ein würdiger Ersatz gefunden wurde, was er eindrücklich auf der „Dramatic Turn Of Events“ zeigte. Richtet man heute, rund drei Jahre nach Portnoys Weggang, den Blick zur Bühne und betrachtet die Protagonisten, wie sie untereinander agieren, so fällt vor allem eines auf. Sie agieren miteinander und funktionieren als Band womöglich besser als je zuvor.
Nach neun Songs und 75 Minuten Spielzeit war erst mal Pause für 15 Minuten, was neben herkömmlicher Bierbeschaffung auch die Möglichkeit bot, sich am Merch-Stand mit entsprechendem DT-Material einzudecken. Für die anderen im Saal, die keine 50 Franken für ein T-Shirt ausgeben wollten, wurde die Wartezeit mit Video-Projektionen auf die grosse Leinwand verkürzt und versüsst. Die durchaus lustige Zusammenstellung verschiedener Ausschnitte (allesamt über die Band oder aus deren Umfeld) aus Werbung, YouTube-Videos von Cover Bands, nachvertonten Interviews etc., war ein gelungener und unterhaltsamer Übergang zum zweiten Teil.
Auch wenn die Merch-Preise unverschämt hoch waren, so war der Ticketpreis von 70.00 Franken durchaus gerechtfertigt, denn was Dream Theater dem Schweizer Publikum bot, war mehr als nur blosse Unterhaltung. Die Band wurde, wieder einmal, ihrem Ruf gerecht und lieferte eine einwandfreie Show in gewohnter Perfektion ab. Positiv zu werten ist ebenfalls der Umstand, dass die Solo-Parts von Rudess, Petrucci und Mangini verhältnismässig kurz waren, was keineswegs ein Nachteil war. Im Gegenteil, ich mag mich an Konzerte anderer Bands erinnern, wo man sich freute, dass zwischen den einzelnen langen Soli auch mal wieder ein Song gespielt wurde. Und dennoch kamen die Fans der Musiker auf ihre Kosten. Selbst nach dem x-ten Konzert von Dream Theater staune ich immer wieder ob derer Leistung und man möge mich wegen folgender Aussage steinigen; Sie sind immer noch das Mass aller Dinge!
Uneingeschränkter Lobgesang für Dream Theater? Nein, ganz sicher nicht! Wer sich in den oberen Rängen des Volkshauses einen Platz auswählte, hatte gewissermassen die A*-Karte gezogen. Die Sicht auf die Bühne war zwar unbestritten grandios aber der Sound war schlichtweg eine Zumutung. Waren unten, bei den Stehplätzen, vereinzelnde störende Pegelspitzen bemerkbar, wurde man oben oftmals mit schmerzender Lautstärke taub gedröhnt. Man hätte eigentlich nur einen der vielen herumlungernden Techniker nach oben schicken müssen um abzuchecken, wie bescheiden es dort klingt und der Mischer hätte entsprechende Massnahmen einleiten können. Meine Zusicherung an die Redaktion verbietet es mir, mich mittels Kraftausdrücken zu äussern, aber zu den Themen Lautstärke und Mixing würden selbst die übelsten Begriffe zutreffen und es fällt mir ausgesprochen schwer, mich zurückzuhalten.
Fazit: 19 Songs allererster Güte, fast drei Stunden Spielzeit, gespielt von einer der beeindruckendsten Metal Band, dargeboten im altwürdigen Gemäuer des Volkshauses vor einem begeisterten Publikum, das den Abend mit überwältigendem Applaus dankte. Einen herzlichen Dank möchte ich zudem meinem neuen Freund, dem Mischer von Dream Theater, entsenden – ich bin immer noch fast taub.
Setlist:
Set I
01 False Awakening Suite
02 The Enemy Inside
03 The Shattered Fortress
04 On The Backs Of Angels
05 The Looking Glass
06 Trial Of Tears
07 Enigma Machine
08 Along For The Ride
09 Breaking All Illusions
Set II
10 The Mirror
11 Lie
12 Lifting Shadows Off A Dream
13 Scarred
14 Space-Dye Vest
15 Illumination Theory
Zugabe
16 Overture 1928
17 Strange Déjà Vu
18 The Dance of Eternity
19 Finally Free
[Quelle: setlist.fm]
Text: Daniel Baratte
Bilder: Jasmin Rose