Third Man Records / VÖ: 25. August 2023 / Punk, Garage
byopband.com
Text: David Spring
Es gibt Bands, die kommen aus dem Nichts, hinterlassen umgehend ausschliesslich frohlockende Gesichter und schwitzende Körper überall, nur um ein paar Jahre später wieder komplett von der Bildfläche zu verschwinden. In den allermeisten Fällen war es das, nicht aber bei Be Your Own Pet aus Nashville. Die Garage-Punkgruppe trat 2006 mit ihrem Debüt in Erscheinung und war eine Zeit lang in aller Munde, zwei Jahre später aber folgte bereits die Auflösung. 15 Jahre später sind sie plötzlich zurück und das stärker denn je!
Das grossartige neue Werk «Mommy» haben wir niemand geringerem als Jack White zu verdanken. Der nämlich wollte die Band unbedingt als Supportact für ein paar Shows buchen. Die Zeit war kurz nach Corona genau die richtige und Be Your Own Pet waren Feuer und Flamme. Freilich durfte für solch illustre Auftritte neue Musik nicht fehlen, so ging es zurück in den Proberaum. Bei ihrem ersten Run war die Band noch ein energiegeladener Haufen 18-Jähriger, die folglich zwei Jahre lang ununterbrochen Party machten. Dies hinterliess nachhaltig Spuren, doch dieses Mal gingen die Vier die Sache etwas ruhiger an.
Wie der Albumtitel vermuten lässt, sind Themen wie das Älter- und Erwachsenwerden, Mutterschaft und Alltagssorgen die grossen inhaltlichen Eckpfeiler der Platte, aber auch stets aktuelle Themen wie Sexismus, Gewalt und Feminismus. Sängerin Jemina Pearl klingt aufgebracht und wild wie eh und je, auf fetten Fuzzmonstern wie «Pleasure Seaker» oder dem unerhört sexy Opener «Worship The Whip» geht sie gnadenlos ab. Daneben stehen funky New Wave-Rocker wie «Rubberist» oder die abschliessende 90s-Pop-Ballade «Teenage Heaven», die für Abwechslung sorgen. Musikalisch sind Be Your Own Pet aber in erster Linie bei ihren Wurzeln geblieben: laut, räudig, wild und ungehobelt.
Wiedervereinigungen können manchmal schwierig sein, schlimmstenfalls peinlich und sinnlos. Be Your Own Pet jedoch beweisen eindrucksvoll, dass ihnen die lange Pause verdammt gutgetan hat. Erwachsener und etwas reifer, dafür auch fokussierter und wütender denn je. Tatsächlich macht jeder der elf Songs tierisch Spass und lädt zum Durchdrehen ein. Es bleibt zu hoffen, dass all die Jahre an zusätzlicher Lebenserfahrung dazu führen, dass Be Your Own Pet uns dieses Mal etwas länger erhalten bleiben. «Mommy» ist ein wundervolles zweites Debüt voller klasse Songs, die es alle definitiv verdient haben gehört zu werden.