Band: Bad Cop/Bad Cop
Album: The Ride
Genre: Punk
Label: Fat Wreck Chrods
VÖ: 19. Juni 2020
Webseite: badcopbadcopband.com
Fröhlich sein ist revolutionär. In Zeiten, in denen vor allem chronische Wut und ewige Unzufriedenheit unseren Alltag prägen, scheint ein derart simples Konzept fast unglaublich. Doch genau diese so einfache wie weitreichende Wahrheit haben sich Bad Cop/Bad Cop aus Kalifornien auf ihrem dritten Album zum Credo gemacht. Nach dem eher wütenden Vorgänger „Warriors“ aus dem Jahre 2017 bringen die elf Tracks auf „The Ride“ einen frischen Wind in die grossartigen Punkhymnen der Vier.
Das eröffnende „Originators“ schleicht sich für BCBC-Verhältnisse ungewohnt zurückhaltend und entspannt in die Gehörgänge. Der Song ist genau, was man von den vier Kalifornierinnen erwartet und dabei erfrischend neu. Die Gitarren von Jennie Cotterill und Stacey Dee etwas filigraner und weniger in your face als bisher, der Gesang der beiden noch melodiöser und eingängiger. Wer nun aber Angst hat, dass Bad Cop/Bad Cop gar allzu sanft geworden seien, hat die Rechnung ohne Bassistin Linh Le gemacht, denn mit „Certain Kind Of Monster“ folgt der wohl aggressivste, schnellste und wohl auch wütendste Song des Albums. Selbst Immigrantin aus vietnamesischem Elternhaus, lässt sie in dieser gewaltigen Hymne gegen die Aussenpolitik der USA sämtlichen aufgestauten Emotionen freien Lauf.
Dass sich Cotterill, Dee und Le beim Leadgesang abwechseln ist nichts Neues für die Band und die Tatsache, dass die drei allesamt als herausragende Songschreiberinnen agieren, war noch nie so markant wie auf „The Ride“. Le ist definitiv für die härtesten und punkigsten Stücke verantwortlich, das intensive und sehr persönliche „Pursuit Of Liberty“ im zweiten Teil des Albums ist genauso ein Smasher wie ihr erstes Stück. Die anderen beiden schrecken ebenfalls keineswegs vor persönlichen Themen zurück, wobei hier vor allem das gnadenlos eingängige „Breastless“ aus der Feder Dees heraussticht. Das Lied behandelt ihre Erfahrungen mit einer verheerenden aber glücklicherweise glimpflich verlaufenen Brustkrebs-Diagnose. Cotterill wiederum hat mit dem folkig ruhigen Album-Closer „Sing With Me“ ein etwas anderes Meisterwerk geschaffen. Es ist eine Huldigung an die Gemeinschaft und letztlich an die Musik selber, die uns vereint und auch den Schwächsten eine Stimme geben kann. Ein auf den ersten Blick unscheinbares Stück, doch bringt wohl kein anderes Lied die Botschaft der Band so gut auf den Punkt, wie dieses.
Als die Welt vor ein paar Monaten noch etwas normaler erschien, erzählte Jennie Cotterill in einem ausführlichen Interview mit ARTNOIR, wie das Album nicht mehr nur als wütende Reaktion auf die Geschehnisse der Welt entstand, sondern reifer und vor allem positiver sei. Diese Absicht erfüllt dieses neuste Werk zu 100%. Zusammengehörigkeitsgefühl und Gleichheit, alltägliche Ungerechtigkeiten, Rassismus und Feminismus sowie viele intime und persönliche Stories sind nach wie vor die thematischen Eckpfeiler der Band. Der Sound ist ausgefeilter, abwechslungsreicher und überlegter, die Lieder dadurch emotionaler, zugänglicher und schlicht besser denn je. „The Ride“ ist von der ersten bis zur letzten Sekunde gelungen und Bad Cop/Bad Cop etablieren sich damit einmal mehr als eine der besten Bands aus der Kalifornischen Punkszene.
Tracklist:
1. Originators
2. Certain Kind Of Monster
3. Take My Call
4. Simple Girl
5. Breastless
6. Prepetual Motion Machine
7. Community
8. Pursuit Of Liberty
9. The Mirage
10. I Choose
11. Chisme
12. Sing With Me
Bandmitglieder:
Jennie Cotterill – Gesang und Gitarre
Stacey Dee – Gesang und Gitarre
Linh Le – Bass und Gesang
Myra Gallarza – Schlagzeug
Gründung:
2011
Text: David Spring