Christian Wölbitsch – Fotoreporter
Dabei seit: Januar 2018
Das Musik- und Konzertjahr neigt sich dem Ende zu. Was bleibt? Nüchtern betrachtet durfte ich 52 Konzerte besuchen und mindestens doppelt so viele Bands fotografieren. Ich sah an gewissen Konzertorten immer mal wieder dieselben Gesichter und so ergaben sich schöne Gespräche, herzhaftes Lachen, Schwelgereien über erlebte Konzerte und Vorfreude auf bevorstehende Events.
Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Die grösste Enttäuschung 2023 war für mich das Kraftwerk Konzert im Landesmuseum. Die Show der Computerband Kraftwerk ohne Licht fühlte sich an wie ein schlechter Scherz. Und die Highlights? Neben meinen Top 5 Konzerten gab es da einige weitere wie zum Beispiel: A Place To Bury Strangers in der Grabenhalle, Thurston Moore und Melvins in der Roten Fabrik oder The Brian Jonestown Massacre im Mascotte. Allen gemeinsam war, dass sie in kleineren Konzertorten stattfanden. Je länger ich dabei bin, umso grösser wird die Anziehungskraft von kleinen Events. Oft fühle ich eine stärkere Verbindung zwischen Künstler*innen und Publikum. Als Fotograf gefällt mir die Nähe, die in den Bildern zum Ausdruck kommt. Wenn man viele Abende im Jahr unterwegs ist, dann schätzt man persönliche Kontakte mit Veranstalter*innen, Security und Gästen. Es macht einfach Spass, sich an Orten aufzuhalten, wo man sich kennt. Doch nun wird es Zeit für die musikalischen Highlights:
TOP Konzerte
Do.16.03.2023 King Gizzard & The Lizard Wizard – X-TRA
Eine Band, deren Namen Stirnrunzeln verursacht und in keine Stil-Schublade passt. Stu Mackenzie und seine Kollegen veröffentlichen Alben wie am Fliessband und verblüffen live genauso wie auf Tonträger. Es war krass gut!
Mi.31.05.2023 Esben And The Witch – Bogen F
Rachel Davies und ihre Bandkollegen überzeugten mit kraftvoll ruhigem Auftritt und fanden hinter den dicken Mauern des Bogen F einen Ort, an dem ihre Musik und der raumfüllende Gesang Mark und Bein durchdrangen.
Mo.26.06.2023 Warpaint – Volkshaus
Hypnotische Beats und Dreampop sorgten im Volkshaus für viele glückliche Gesichter. Eine Band, die Songs nach belieben zu verändern oder neu zu erfinden vermag. Man schliesst die Augen und wird für einen Abend vollständig in ihren Bann gezogen. Traumtänzerisch schön!
Sa.16.09.2023 Squid – Mascotte
Die Fans wurden mit den Highlights aus beiden grossartigen Alben «O Monolith» und «Bright Green Field» bedient. Egal wie komplex die Rhythmen und Arrangements zu sein schienen, auf der Bühne herrschte Verspieltheit, Unbekümmertheit und Leichtigkeit. Als ob das alles nur ein Klacks wäre.
Di.03.10.2023 IAMX – Grabenhalle
Ein Auftritt wie ein Gemälde, eine magische Inszenierung, ein Tanz zwischen Himmel und Erde, Lust und Sünde. Sein Publikum, das zum grossen Teil aus der Goth-Szene stammte, war auch an diesem magischen Abend hypnotisiert. Chris Corner ist und bleibt ein Künstler der Selbstinszenierung.
Hier sind meine Top 10 Alben wahllos aneinandergereiht.
Allesamt haben sie mich 2023 begleitet, zwischen Freude, Trauer, Verzweiflung und Enthusiasmus, auf Reisen, bei der Arbeit oder einfach so!
- The National – The First Two Pages Of Frankenstein
- Esben And The Witch – Hold Sacred
- IAMX – Fault Lines¹
- Jonathan Bree – Pre-Code Hollywood
- There Will Be Fireworks – Summer Moon
- The Brian Jonestown Massacre – The Future Is Your Past
- The Veils – … And Out Of The Void Came Love
- Arlo Parks – My Soft Machine
- Wilco – Cousin
- Jalen Ngonda – Come Around and Love Me
Was bringt das Jahr 2024 an Überraschungen für Freund*innen der Livemusik? Für mich sind schon einige Highlights in Sichtweite:
Zuerst die kleinen Perlen: Der Januar startet im Palace mit The Notwist. Ebenso in St. Gallen darf ich Evelinn Trouble das erste Mal live erleben. Aktuell gibt es von ihr alle sechs Wochen einen neuen Song im Rahmen ihres Projektes «Season Indicatior Project». Der neueste Song «Walls» ist einer meiner liebsten. The Pineapple Thief werden meinem Februar die Krone aufsetzen. Mit grosser Spannung erwarte ich den April. Mit SLIFT, Folly Group, Yard Act und Culk sind ein paar ganz spannende Acts auf Schweizer Bühnen zu sehen. Natürlich dürfen einige grosse Namen nicht fehlen: Slash ft. Myles Kennedy & The Conspirators auch im April und Alice Cooper im Juni runden das erste halbe Jahr ab.
Mit all diesen spannenden, musikalischen Ausblicken bin ich zur Weihnachtszeit mehr als reich beschenkt mit Vorfreude. Am wertvollsten sind die Dinge, die man mit Geld nicht kaufen kann! In diesem Sinne wünsche ich dir, liebe*r Leser*in viele spannende Konzerterlebnisse im kommenden Jahr und wer weiss, vielleicht sehen wir uns irgendwo in einem Club in der Front Row, wo uns die Freude an der Musik verbindet!