Christian Wölbitsch – Fotoredaktion
Musik ist ein Geschenk!
Schon vor einem Jahr habe ich mich davor gescheut, in die Coronaitis zu verfallen und die Pandemie zum Hauptthema zu machen. Schliesslich geht es hier um Musik und da ist im vergangenen Jahr ganz viel Wunderbares geschehen – trotz oder wegen Corona. Da ist sie schon wieder, die Pandemie. Sie ist, ob man es wahrhaben will oder nicht, ein ständiger Begleiter geworden. Wie alles von globaler Bedeutung, hat auch dieses Thema einen gewissen Rahmen verdient. Aber wenn, dann im richtigen Kontext.
Musik war immer untrennbar mit uns und dem, was um uns herum geschieht verbunden. Musik ist eine Macht. Sie wurde in der Vergangenheit missbraucht, um Menschen zu motivieren, andere Nationen zu bekämpfen. Musik gepaart mit Durchhalteparolen, die uns heute noch erschaudern lassen. Musik war nie einer Menschenklasse vorbehalten. Musik war und ist ein Spiegelbild unserer Sorgen, Hoffnungen und Ängste. Musik kann uns noch trauriger machen, als wir es sind. Sie vermag uns zu trösten, unsere Risikobereitschaft zu erhöhen. Musik verstärkt unsere Stimmungen.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass es viele Wechselwirkungen zwischen dem Musikjahr 21 und unserem Leben gibt. Wir stellen fest, dass Musiker:innen sich zur Pandemie äussern und dafür von anderen beschimpft werden, mit der Begründung, sie sollten sich nicht in diese Themen einmischen. Doch Musik war immer politisch. Musik hat die Welt verändert und viel positive Energie in Gruppen von Menschen gebracht. Sie war und ist ein emotionaler Booster mit Nebenwirkungen. Hören wir bewusst hin, welche Gedankengänge oder Andeutungen in Texte verpackt, uns täglich von vielen Interpreten unermüdlich serviert werden. Das ist mein Plädoyer für die Musik. Musik und Musiker:innen haben etwas zu sagen. Joan Wasser alias Joan as Police Woman singt in einer Songzeile ihres Albums, «We are so far from right». Nero Bellum von Psyclon Nine spricht in einem Interview Klartext: «The Word is in a very strange place right now. Itˋs best to tame any expectations.» Mich beschäftigen beide Aussagen gleichermassen. Statt mediale Ergüsse unkontrolliert in den sozialen Medien wiederzukäuen und dabei mit den Fingern auf andere zu zeigen, könnten wir auch aufmerksam zuhören, was die Musik zu sagen hat.
Warum nicht unserem Alltag für die Dauer von zwei LP-Seiten musikalisch entfliehen? Den Songtexten lauschen und darüber nachdenken? Stimmungen Raum geben und den Künstler:innen und ihrem Werk Zeit lassen sich zu entwickeln. Schon lange nichts Neues mehr gehört? Täglich werden bei ARTNOIR neue EPs und Alben vorgestellt. Es lohnt sich in Unbekanntes reinzuhören. Du entdeckst in der Welt der Musik mit Sicherheit kleine und grosse Überraschungen, die Ohr und Herz guttun. Lass dich auf neue Einflüsse ein, oder schwelge in Erinnerungen, ganz wie du willst.
Hast du früher auch viel Zeit in Plattenläden verbracht? Für mich war diese Entdeckungsreise eine meiner liebsten Beschäftigungen an einem Samstag. Mit dem Kopfhörer vor dem sich leise drehenden Plattenteller gespannt auf die ersten Takte einer neuen Platte zu warten oder vor dem CD-Player sitzen und den neuen Tracks zu lauschen. Heute könnte man das zuhause bequemer als früher. Wenn Musik für dich mehr ist als Hintergrundberieselung, und davon gehe ich schwer aus, dann lass nicht die künstliche Intelligenz oder irgendwelche Algorithmen entscheiden, womit du dein Hirn und Herz füllst.
Ja, Musik ist eine Macht und ein riesengrosses Geschenk. Danken wir all den Künstler:innen, Musiker:innen und Tontechniker:innen, die unseren Alltag durch die Musik ein bisschen liebens- und lebenswerter machen.
Kultur ist nicht umsonst, Schnäppchenjagd ist nicht angesagt. Bitte achtet sorgfältig darauf, wen ihr beim Musikkonsum wirklich unterstützt. Es ist vielleicht nicht euer grösstes Problem, aber für Musiker:innen könnte es für die Weiterführung ihrer Tätigkeit massgeblich sein, wenn wir nicht ganz bewusst dort kaufen, wo es auch dem Künstler zugute kommt. Sie haben es verdient, dass wir sie unterstützen. Nicht nur einmal, sondern wann immer sich uns die Gelegenheit dazu bietet. Zum Beispiel an einem Konzert. Klar sind die Tonträger da vielleicht teurer. Doch du kannst sicher sein, dass dein Betrag in die richtige Kasse fliesst. Dein Kauf ist gepaart mit einer wunderschönen Erinnerung an einen unvergesslichen Musikabend. Du kennst dieses Geschenk der Sinne? Unbezahlbar!
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