Thornado Music / VÖ: 22. April 2022 / Metalcore
ariseoficial.com
Text: David Spring
Neue Metalcore-Bands schiessen wie Pilze aus dem Boden. Vieles davon ist Meterware, hin und wieder finden sich richtige Perlen. Es braucht nicht viel, um sich vom Gros der Bands abzuheben. Texte in Spanisch sind ein guter Ansatz. Deswegen sind Arise aus Alicante etwas Besonderes, ihr neustes Werk „Eón“ zeigt eindrucksvoll, was iberischer Metalcore zu bieten hat.
Los geht es furios und durchgeknallt mit „Nebula“. Was auffällt, ist die beeindruckende Stimme von Sängerin Estefania Aledo. Die genretypischen Shouts und Growls meistert sie bravourös und solide, voller Emotionen und Aggression. Was Arise von vielen Bands ähnlicher Machart unterscheidet, sind ihre gesungenen, melodiösen Parts. Wo andere Gaststimmen einladen, deckt Aledo selbst das komplette Spektrum ab – und auf einem Niveau, auf welchem nicht viele mithalten könnten.
Neben dem beeindruckenden Gesang überzeugt die Musik des Quintetts. Mit gnadenlos brutalen Breakdowns, fetten Riffs und ordentlich abwechslungsreichem Songwriting geht der Sound von Arise unter die Haut. Es lohnt sich, genau hinzuhören, hinter dem gewaltigen Anschlag auf die Gehörgänge verbergen sich kleine Details und Spielereien, die den Hörgenuss auflockern. Die Mischung aus Härte und epischen, erhabenen Melodien funktioniert sehr gut.
Es überzeugen alle neun Songs, speziell stechen das proggige „Deja Vú“, der vernichtende Closer „Sangre En La Ciudad“ und vor allem die fantastische Vorabsingle „Crono“ heraus. Das Hauptriff in Letzteren ist vertrackt und trocken, die Strophen nervös und rastlos. Estefania schreit sich die Seele aus dem Leib, bevor der eingängige Refrain den Kreis schliesst. Songwriting-technisch sind Arise über alle Zweifel erhaben.
Wer grundsätzlich nichts mit Metalcore und Djent anfangen kann, wird von Arise kein Fan. Wer tief gestimmte Gitarren, durchgeknallte Beats und massig Kreativität mag, gerne zwischen ultimativer Härte und wunderschönen Melodien hin- und hergerissen wird und abgehen will (inklusive kleinem Spanischkurs), wird mit „Eón“ ein neues Lieblingsalbum finden.