Tonzonen Records / VÖ: 23. Mai 2025 / Alternative Rock
apewards.com
Text: David Spring
Zwischen zwei Atemzügen, wenn die Welt kurz innehält, liegt dieser flüchtige Moment, in dem alles möglich scheint. Ein unscharfer Übergang, der drängt, ohne zu zwingen. Oft bemerken wir ihn kaum, diesen schmalen Grat zwischen Aufbruch und Verharren. Genau in diesem Zwielicht des Unentschiedenen, da, wo alles möglich scheint, da finden sich Apewards wieder – und liefern uns mit «Liminal Choices» ein ausgezeichnetes Werk.
Die aus Marburg stammende Band bringt seit 2012 die Bühnen der Republik zum Erzittern und schenkt uns nun ihr viertes Album. Dass hier Musiker mit viel Herzblut und Leidenschaft am Werk sind, merkt man bereits an der Produktion: Alles wurde vollständig analog aufgenommen und direkt vom Band auf Vinyl gepresst, was hervorragend zum Sound von Apewards passt. Dein winziger iPhone-Speaker wird Freudetränen vergiessen, denn so etwas Schönes hat er schon lange nicht mehr durch den angesammelten Hosentaschenstaub hindurch torpedieren dürfen. Ernsthaft: Dieses Album umarmt dich von der ersten Sekunde an in einer Woge aus Nostalgie, Wärme und audiophiler Wonne. Schon das Intro «The Call» lädt ein, die Augen zu schliessen und mit dem Kopf zu wippen, bevor dich «Hesitation» alles um dich herum vergessen lässt – und gnadenlos rockt.
Apewards erfinden das Rad nicht neu, wer will das aber schon? Sie huldigen alten Helden wie Deep Purple, Black Sabbath oder Led Zeppelin, verstehen es aber, ihre Songs trotzdem modern und zeitgemäss erklingen zu lassen. Ausufernde Improvisationen oder selbstverliebtes Sologedudel sucht man vergebens, doch fehlen tut nichts. Das rastlose «Thorns Of Passage» etwa ist radiotaugliche dreieinhalb Minuten lang und bietet von einem unverschämt eingängigen Riff über glorreiche Gesangsharmonien bis zu einem sphärischen Mittelteil alles, was das Herz begehrt. Ob ein knallender Fuzz-Rocker wie «Ashes» oder eine bluesige Nummer wie das fantastische «A Standing Apart», in der die Band sich auf experimentellere Pfade begibt – hierbei still sitzen zu bleiben, ist eigentlich unmöglich.
Auch inhaltlich brauchen sich Apewards nicht zu verstecken. Zwar stehen die Texte nicht im Vordergrund, was beim Old-School-Vibe ohnehin kaum ins Gewicht fällt, und trotzdem bieten sich die besungenen Themen wie Entfremdung, Verlusten oder der stete Wunsch nach Veränderung förmlich an. Wichtiger als die Texte selbst ist ohnehin deren Darbietung und das zauberhafte Kehlchen von Sänger/Gitarrist Nico Gehle verleiht den Songs genau dieses ganz besondere Etwas. Seine wandelbare Stimme erinnert mal an Ozzy Osbourne, mal an Steve Hennessey, mal sogar an einen Ben Kowalewicz. Zusammen mit dem vernichtend effizienten Songwriting, das alles ermöglicht und den Kompositionen trotzdem genau das erforderliche Rahmengerüst verleiht, ergibt das ein glorreiches Resultat.
«Liminal Choices» zeigt, wie mitreissend, eingängig und dabei klug arrangiert moderner Rock sein kann, wenn eine Band weiss, was sie kann. Die zwölf Songs gehen runter wie gute Apfelweinschorle und machen einen Heidenspass, da kriegst du nicht genug davon. Apewards beweisen eindrucksvoll, dass musikalische Zwischenräume keine Leerstellen sein müssen, sondern Orte, an denen noch Magie entstehen kann.
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