Band: …And You Will Know Us By The Trail Of Dead
Album: X: The Godless Void and Other Stories
Genre: Progressive Rock / Alternative
Label: Inside Out
VÖ: 17. Januar 2020
Webseite: trailofdead.com
Es ist 2004. Eine Band aus Austin, Texas, mit viel zu langem und sperrigem Namen, veröffentlicht ihr viertes Album. Es heisst “Worlds Apart“. Und es beginnt mit einem Intro im 5/4-Takt, das in dieser Form und wie es in den Opener mündet bis heute unerreicht ist. Die Band ist nicht unbekannt und es ist kein Debüt. Aber es ist ihr Meisterwerk. Mittlerweile stehen Trail Of Dead bei Album Nummer zehn und versuchen sich wieder, wie eigentlich fast immer, an einem grossen und cineastischen Intro. Das gelingt, kommt aber nicht an “Ode To Isis“ heran. Die grosse Leistung ist eine andere: Wenn eine Band zu diesem Zeitpunkt ihrer Karriere immer noch so frisch klingt, wie andere es auf ihrer ersten Platte nicht hinkriegen, dann hat sie vieles richtig gemacht. Gleiches gilt auch für die Tatsache, dass der Sound von Trail Of Dead unverwechselbar ist, sie dafür aber nie zum Selbstzitat ausholen müssen. Intro hin oder her.
Vielleicht hat das auch etwas damit zu tun, dass der Kern mit Conrad Keely und Jason Reece immer der gleiche blieb, die Bandbesetzung jedoch immer wieder wechselte. Eine selbstauferlegte, wiederkehrende Frischzellenkur – oder doch eher Ausdruck davon, dass es eigentlich nur die beiden Multiinstrumentalisten braucht? Neu macht Keely sogar die Produktion, was auch ein Grund dafür sein könnte, warum es sechs Jahre gedauert hat, bis mit “X: The Godless Void And Other Stories“ endlich ein neues Album erscheint. Ein anderer ist sicher Keelys unfreiwillige Rückkehr von Phnom Penh nach Austin. Fünf Jahre lebte er in Kambodscha.
Das Album beginnt fast schon leise. Die wilden Tage scheinen weniger, die Zerstörungswut hat abgenommen. So ist “Into The Godless Void“ auch der einzige gröbere Ausbruch und die restlichen elf Songs wirken zu Beginn eher harmlos. Man könnte auch meinen: verhältnismässig unspektakulär. Selbst wenn bald schon Hermann Hesse rezitiert wird (bzw. sein Gedicht “Bei Nacht“ in “All Who Wander“). Und da ist natürlich “Don’t Look Down“, das beinahe wie ein Fremdkörper wirkt. Für sich genommen ist es ein grosser Hit, dessen instrumentaler Part in der Mitte alles überstrahlt, was vorher und nachher auf diesem Album passiert. Der Rest will geduldiger erarbeitet werden.
Der Abschied von Phnom Penh hat für Keely natürlich mit dem Thema Verlust in vielerlei Hinsicht zu tun und damit eine gewisse Tragik. Er liess, nebst einem für ihn wichtigen Lebensort, auch Menschen zurück. So bewegt sich das Video zu “Don’t Look Down“ dann auch durch die Hauptstadt Kambodschas. Trail Of Dead zeigen sich von einer ruhigeren Seite, überraschen aber nicht mit grossen Umbrüchen in Sound und Optik. “X: The Godless Void And Other Stories“ ist kein Selbstzitat, selbst wenn sie sich im verträumten “Gravity“ tatsächlich selber zitieren (eingebaut ist ein Part von “Eight Day Hell“ vom Album “So Divided“). Die dramaturgisch cleveren Progrock-Ausflüge weichen eher nachdenklicheren Tönen – diese stehen Trail Of Dead genauso gut, wie das meiste von dem, was sie bisher ausprobiert haben. Sinnbild dafür ist das melancholisch-perfekte “Something Like This“: Es mag im Erstkontakt noch wenig mitreissend wirken, hat aber dafür die Absicht zu bleiben.
Tracklist:
1. The Opening Crescendo
2. All Who Wander
3. Something Like This
4. Into The Godless Void
5. Don’t Look Down
6. Gone
7. Children Of The Sky
8. Who Haunts The Haunter
9. Eyes Of The Overworld
10. Gravity
11. Blade Of Wind
12. Through The Sunlit Door
Bandmitglieder:
Conrad Keely – Gitarre, Gesang und Schlagzeug
Jason Reece – Gitarre, Gesang und Schlagzeug
Gründung:
1994
Text: Michael Messerli