Band: Alchemists
Album: Chapter One: Love
Genre: Progressive Death Metal / Djent
Label: Tenacity Music
VÖ: 27. März 2020
Webseite: Alchemists bei FB
Wenn es um Musik härteren Grades geht, so orientieren wir uns gerne gen Norden. Nicht nur nach Skandinavien, denn bereits unsere Nachbarn im grossen Kanton sind viel bekannter für heavy Klänge als etwa die lieben Franzosen. Auch innerhalb der Schweiz sind ähnliche Unterschiede festzustellen, Süden und Westen sind nicht als Heimat des Schweizer Metals bekannt. Umso schöner, gibt es Ausnahmen, die zeigen, dass es der Romandie keineswegs an faszinierenden heavy Bands fehlt. Eine der jüngsten dieser Bands sind Alchemists aus Lausanne. Das Quartett, welches sich djentig-progressivem Death Metal verschrieben hat, bringt nun ihr erstes volles Album zur Welt – „Chapter One: Love“.
Los geht es mit „Flamel“, welches mit einem rastlosen Riff von Beginn an klar macht, wie der Hase läuft. Die Gitarren so tief gestimmt wie nur möglich, die Rhythmen vertrackt und kompliziert, im Hintergrund ein paar sphärische und verstörend wirkende Sampler, und dann die mächtige Stimme von Sänger Julen Ibarrola. Dieser überzeugt von der ersten Silbe an sowohl mit abgrundtiefen Growls und Shouts, wie auch sanfteren, melodiöseren Passagen. Der Song wartet mit einem ruhigen Mittelteil auf, in welchem Gitarrist Marc Chevalley seinen acht Saiten die merkwürdigsten Töne entlockt, bevor uns ein absolutes Halsbrecher-Riff zum Ende bringt. „Flamel“ ist ein beachtliches Eröffnungs-Statement, in knapp vier Minuten haben Alchemists hier mehr spielerisches Können und ausgeklügeltes Songwriting an den Tag gelegt, als es viele Bands auf einem ganzen Album vermögen. Da bleibt einem der Mund erstmal offen stehen.
Immer abwechslungsreich sein und bloss nie Stillstehen ist die Devise. Die erste Single „Arya“ ist ein geradliniges, Hardcore-lastiges Brett, unaufhaltsam und brutal. „Satyre From Hubris“ wiederum wartet mit zerbrechlichem Gesang, beunruhigender Atmosphäre und hochkompliziertem Rhythmus von Bassist Yoann Maillard und Schlagzeuger Thomas Giroud auf. Das Tempo wird rausgenommen, den verschiedenen Parts und Melodien umso mehr Raum gelassen. „Osvominae“ erhört den Creepy-Faktor noch mehr, Ibarrola teilt sich hier den Gesang mit Randy Schaller von Voice Of Ruin. Das Stück ist düster, angsteinflössend und verbreitet Nervosität. Eine kleine und äusserst überraschende Verschnaufpause bietet das sanfte, elektronische Instrumental “Venus On Fyre”, welches in starkem Kontrast zu den sonstigen Tech-Death-Explosionen steht. Lange währt die Ruhe nicht, denn mit „Oma Trees“, dem spielerisch wohl hochstehendsten Stück des Albums, und „Frontiere“, welches stellenweise in doomige Gefilde abdriftet, bleibt die Energie hoch.
Das Highlight kommt zum Schluss in Form des über siebenminütigen „About Amber“: Alchemists zeigen nochmals, was sie draufhaben. Die Soundwand ist gewaltig, das technische Niveau unfassbar hoch. Mit Philippe Charny, dem Sänger von Kadinja aus Paris, haben sich die Lausanner einen weiteren Gast dazugeholt, der perfekt zur Stimme von Ibarrola passt. Das Lied bietet alles, was modernen, technisch höchst anspruchsvollen Death Metal ausmacht. „Chapter One: Love“ ist ein verdammt starkes Album geworden. Vom ersten bis zum letzten Track macht es Spass und regt sowohl zum Mitbangen wie zum Mitdenken an. Chapeau!
Tracklist:
1. Flamel
2. Arza
3. Satyre From Hubris
4. Osvominae (ft. Randy Schaller)
5. Venus On Fyre
6. Oma Trees
7. Frontiere
8. About Amber (ft. Philippe Charny)
Bandmitglieder:
Julen Ibarrola – Gesang
Marc Chevalley – Gitarre
Yoann Maillard – Bass
Thomas Giroud – Schlagzeug
Gründung:
2018
Text: David Spring