Band: Alcest
Album: Spiritual Instinct
Genre: Blackgaze / Post-Rock
Label: Nuclear Blast
VÖ: 25. Oktober 2019
Webseite: alcest-music.com
„Spiritual Instinct“ heisst das sechste Album von Alcest – und sei ein sehr befreiendes für Neige, den Kopf der Band, geworden, in dem vieles gebrodelt habe: „Es gab so vieles, das einfach aus mir herausmusste“. Das merkt man als Hörer auch der Musik an, die im Vergleich zu den Vorgängern rauer und dunkler klingt. Und dieses neue Gewand steht Alcest sehr gut.
Bereits der Opener „Les Jardins de Minuit“ wird mit vielen Tempowechseln vorwärtsgetrieben; auch das darauffolgende „Protection“ startet mit ungewohnt knallenden Riffs, und „L’Île des Morts“ ist wohl der Inbegriff von Blackgaze mit seinen sphärischen Soundflächen, Doublebass und Screams. Allgemein spürt man bei vielen Songs deutlich die Black-Metal-Wurzeln des Projekts – nicht zuletzt auch beim titelgebenden „Spiritual Instinct“, dem mit seinen wortlosen Gesängen tatsächlich etwas Spirituelles, fast Rauschhaftes innewohnt. Spiritualität sei jedoch nicht in einem religiösen Sinne gemeint, erklärt Neige: „Wir brauchen keine Kirchen, keine Bibeln. Geht in die Natur – das ist der schönste Tempel überhaupt.“ Und: „Wenn es eine Antwort gibt, findet man sie am ehesten in sich selbst.“
Eine Komplettabkehr von den verträumten Post-Metal- und Shoegaze-Klängen ist das Album aber nicht. Auf der harmonischen Seite findet man beispielsweise die Single „Sapphire“, die so wunderschön ist, dass man fast weinen könnte. Auch „Le Miroir“ ist im Vergleich zu den anderen Songs eher ruhig – jedoch keineswegs entspannend, sondern birgt etwas Lauerndes, Klagendes.
Als Ganzes gleicht „Spiritual Instinct“ damit tatsächlich ein wenig einer spirituellen, ganz sicher emotionalen Reise, einer Art Katharsis. Es ist bisher das persönlichste und direkteste Album, das Alcest geschaffen haben. Und vielleicht sogar das beste.
Wer Alcest wieder einmal live sehen möchte, der muss sich allerdings noch ein wenig gedulden – und zwar bis zum 1. März 2020, wenn sie die Schüür in Luzern besuchen.
Tracklist:
1. Les Jardins de Minuit
2. Protection
3. Sapphire
4. L’Île des Morts
5. Le Miroir
6. Spiritual Instinct
Bandmitglieder:
Neige – Gesang, Gitarre, Bass, Synthies
Winterhalter – Schlagzeug
Gründung:
2000
Text: Cornelia Hüsser