Kidnap Music / VÖ: 7. Juni 2024 / Punk
aknekidjoe.com
Text: David Spring
Es gibt Bandnamen, die hört man einmal und sie bleiben im Hirn sofort in dieser einen, ganz speziellen Schublade liegen. Dann stolpert man immer öfter über ebendiesen Namen und merkt irgendwann, dass die Band ja ziemlich geil ist. Und wieder ein paar Jahre später bringen Akne Kid Joe ihr bereits viertes Alben raus – und du realisierst, dass sie die tollste Band aller Zeiten sind.
Vorneweg: Ich glaube nicht, dass «4 von 5» das vorletzte Album sein wird, auch wenn überall augenzwinkernd darauf hingewiesen wird. Akne Kid Joe wissen hoffentlich selbst, dass es viel zu schade wäre, Schluss zu machen. Unabhängig davon bzw. damit wir auch alle Bescheid wissen, worum es geht, beginnt die Platte mit «Self-titled», einer glorreichen Selbstbeschreibung: «komm wir gründen eine Band mit einer Frau, politische Parolen, aber originell, und lass nen Bandnamen wählen mit A für die Präsenz im Plattenregal». Dazu gibts quietschige Keyboards, lärmige Gitarren, rumpelnde Drums und pieksauber vorgetragenen Gesang. Wundervoll!
«4 von 5» besteht aus ganzen 13 grossartigen Schrammelpunk-Hymnen, die ab und zu von amüsanten Einspielern unterbrochen werden, um uns daran zu erinnern, dass nicht alles todernst sein muss. Vor allem aber geht die Sache ab, die Single «50/50» zum Beispiel ist ein vorzügliches Brett, das klar macht, dass die Band nichts verlernt hat. Trotz gelegentlicher Nonsense-Texte und einer sehr gesunden Portion Humor beweisen sie auf stets unvergleichliche Art klare Kante. Ja, das sind Akne Kid Joe: lustig, aber nie ohne Botschaft.
Geldsorgen nach einer Trennung («Mindestbestellwert»), Alkoholmissbrauch («Legende am Glas»), Kapitalismuskritik («Vintage Store») oder die Kirche («Jesus Christ Vertriebsvertretung»), jedes erdenkliche und kommentarwürdige Thema wird spitzzüngig und clever abgehandelt. Dabei klingen Akne Kid Joe runder und abwechslungsreicher, denn je und machen tierisch Laune. Mit «Spaltung der Gesellschaft» wagen sie sich sogar in Post-Punk-Gefilde. Und weil die Platte inhaltlich echt viel hergibt, gibts zum Abschluss «Heute im Spamordner», das schön unter Beweis stellt, dass eine einzelne Textzeile völlig ausreicht, wenn man sie nur lange genug verwurstelt.
Na dann, volle Punktzahl? Absolut, denn auszusetzen gibt es am neuesten Streich von Akne Kid Joe rein gar nichts. Willst du perfekt gespielte Songs, in denen jeder Ton immer stimmt, mit charakterlosem Autotune-Gesang und voller Plattitüden? Punk darf für dich nur bieder-ernst sein und wer lacht gehört schon zum Establishment? Dann stellst du dich jetzt am besten in die Ecke und hältst brav dein Maul.
Wir anderen legen jetzt nämlich nochmals diese grossartige Platte auf und feiern mit Akne Kid Joe laut weiter, denn ohne sie wär’s richtig doof!