Album:
Band: Ahab
The Giant
Label/Vertrieb: Napalm
Veröffentlichung: 25. Mai 2012
Website: http://www.ahab-doom.de
Geschrieben von: Thomas Lang
AHAB, das deutsche Funeral-Doom-Flagg-Schiff, ist wieder in See gestochen. Nach zwei grandiosen Vorgängeralben, denen Melville’s „Moby Dick“ bzw. die Geschichten des Walfängers Essex als lyrische Grundlage dienten, nehmen sich die Nautic-Doomer diesmal ein Werk von Edgar Allen Poe vor: „Der Bericht des Arthur Gordon Pym“, Poe’s einziger fertig gestellter Roman wurde vertont.
Das süddeutsche Quartett um Daniel Droste (Voc.,Git.) und Christian Hector (Git.) steht seit jeher für qualitativ hochwertigen Doom-Metal der langsamsten und schwermütigsten Sorte. Da verwundert es auch nicht, dass drei Jahre seit „The Divinity Of Oceans“ ins Land (oder besser: übers Wasser) gezogen sind. Gut Ding braucht halt Weile.
Mit „Further South“ dem Eröffnungskapitel wird einem auch gleich eindrücklich vor Ohren geführt, wo die Reise auf „The Giant“ hingeht. Gute drei Minuten wird man von einer leichten, postrockigen Gitarrenmelodie eingelullt, bevor Droste das erste Mal zum Mikro greift und mit feinem Klargesang verblüfft. Nach weiteren eineinhalb Minuten explodiert das Stück dann förmlich in einem Riff-Gewitter und die abgrundtiefen Growls lassen die Augen aufreissen. So kennt und liebt man Ahab.
Die Scheibe ist durch und durch Funeral-Doom und weist sämtliche Trademarks auf, welche AHAB aus dem Groß der Bands dieses Genres abhebt, keine Frage. Es regieren natürlich weiterhin unendliche Langsamkeit, Melancholie und Schwere in den Stücken. Auf „The Giant“ gibt es aber eine deutliche Weiterentwicklung, einen großen Schritt nach vorne zu verzeichnen. Die Melodien sind noch ausgefeilter, die Riffs noch präziser auf den Punkt gebracht und der Gesang um ein Vielfaches variabler als auf den Vorgängern. Vor allem Drostes Klargesanganteile haben deutlich an Quantität und Qualität zugenommen, was den Stücken sehr gut steht und eine unglaubliche Dynamik verleiht. „Aeons Elapse“ sei an dieser Stelle genannt.
Auf „The Giant“ ist kein Ausfall zu verzeichnen, alle Stücke befinden sich auf einem gleichen, schwindelerregend hohem Niveau und selten wirkte die Phrase „Wie aus einem Guss“ treffender. Herausstechen tut aber dann doch „Antartica (The Polymorphess)“. Dieses Stück kann man guten Gewissens als den ahab‘schen Schaffenshöhepunkt bezeichnen. Unglaublich abwechslungsreiche und mitreissende Nummer, die mit einem Refrain aufwartet, den man kaum mehr aus dem Kopf bekommt. Super!
Dem interessierten CD-Käufer sei auf alle Fälle das limitierte Digipack empfohlen, auf dem sich mit „Time’s Like Molten Lead“ ein klasse Bonustrack befindet. Zur Vinyl-Fassung gibt’s als weitere Zugabe noch das Schmankerl „Evening Star”. Hierbei handelt es sich um das gleichnamige Gedicht von Edgar Allen Poe, welches heiser, flüsternd von Droste vorgetragen wird, wärend sich im Hintergrund der übliche Gitarrenteppich ausbreitet und das Stück in einer gewaltigen Eruption enden lässt.
Fazit:
Saubere Arbeit. AHAB setzen auf ihrem neuen Album, den auf „The Divinity Of Oceans“ eingeschlagenen Weg konsequent fort und überzeugen vollends. Äußerst präzise und abwechslungsreich wie nie zu vor, geht der Vierer zu Werke, bewahrt sich aber dennoch seinen ureigenen Stil. Trotz aller Melodien weist „The Giant“ eine gewisse Sperrigkeit auf und ist sicherlich nichts für nebenbei. Dazu taugt dieses Genre generell nicht. Die einzelnen Stück wollen erarbeitet werden und entfalten sich erst nach und nach, bleiben dann aber umso nachhaltiger bestehen. Großes Kino.
Anspieltipps: „Antarctica“, „The Giant“
Tracklist:
01. Further South
02. Aeons Elapse
03. Deliverance
04. Antartica (The Polymorphess)
05. Fathoms Deep Blue
06. The Giant
07. Time’s Like Molten Lead (Bonustrack auf Digipack und Vinyl)
08. Evening Star (Bonustrack nur auf Vinyl)
Bandmitglieder:
Daniel Droste – Gesang, Gitarre
Christian Hector – Gitarre
Stephan Wandernoth – Bass
Cornelius Althammer – Schlagzeug
Gastmusiker:
Herbrand Larssen – Gesang
Gründung:
2004