Pelagic Records / VÖ: 25. Februar 2022 / Post-Metal
abrahamband.com
Text: Michael Messerli
Abraham haben auf «Look, Here Comes The Dark» das Ende der Menschheit beschrien. Auf ihrem neuen Album widmen sie sich dem verzweifelten, elenden Häufchen, das noch übriggeblieben ist. Das klingt nicht heiter. Möchte man den Faden noch ein bisschen weiterspinnen, dann könnte man auch von Restmenschlichkeit sprechen oder zumindest die Frage aufwerfen, was uns nach dem Weltuntergang noch zum Menschen macht? Und diese vielleicht besser nicht einer Band stellen, die ihr Heil schon immer in der Dissonanz gefunden hat, sofern man sich eine beschönigende Antwort wünscht. Wer dann noch einen Bogen spannen will zum Zustand der Band selbst, findet ihn schnell in einem Wort: weitermachen.
Während der Mensch sicher auch am Ende seiner Tage immer noch ums Überleben kämpfen wird, so haben auch Abraham trotz Weggang zweier Mitglieder (Hauptgesang und Gitarre) versucht herauszufinden, wie es weitergeht. Für Gesang und Geschrei ist nun Schlagzeuger Dave Schlagmeister zuständig, was er ja vorher auch schon teilweise war, und an der zweiten Gitarre wurde Steven Margo Dita D’Oro vorgestellt. Ein einschneidender Besetzungswechsel und die Band neu ein Quartett. Man merkt es.
Nicht, dass «Débris de mondes perdus» Aufbruch- anstatt Endzeitstimmung verströmen würde. Da muss man sich keine Illusionen machen. Aber im Gegensatz zum vorangegangenen Doppelalbum, das in mehrerer Hinsicht ein Brocken war, lebt der post-apokalyptische Post-Metal der Lausanner nun eher von der Reduktion. «Débris du mondes perdus» ist zwar immer noch wuchtig und mächtig, aber auch etwas arm an Höhepunkten. Sinnbildlich dafür ist der letzte Song «Black Breath», der nach den beiden Song-Kollaborationen mit Emilie Zoé hohe Erwartungen auslöst, jedoch letztlich kein grosses Ereignis ist. Das bewusst windschiefe und taumelnde «Maudissements» sticht hervor, eine Initialzündung findet man darin aber nicht.
Am besten steigert sich der Opener «Verminvisible» in sein Elend hinein. Die bereits angesprochene Verzweiflung verkörpert Schlagmeisters Gesang ganz generell und das dekonstruierende «Blood Moon, New Alliance» vorzüglich. «Débris du mondes perdus» hat seine starken Momente, es ist kompakt, folgt einem Plan und biedert sich ganz sicher nicht an. Es ist schwere Kost. Das waren Alben von Abraham schon immer. Aber hier passt es einfach gut zum Szenario, weil auch die Menschen auf «Débirs de mondes perdus» kaum noch eine ausgewogene Ernährung zur Verfügung haben. Wer sich daran gewöhnt, verdaut es mit der Zeit auch besser. Die Lebenserwartung hingegen steigert es nicht.