Band: Boston Manor
Album: Glue
Genre: Pop Punk / Alternative
Label: Pure Noise Records
VÖ: 1. Mai 2020
Webseite: bostonmanorband.com
„Es ging darum, alle vorgefassten Meinungen über die Identität unserer Band wegzuwerfen und uns aus unserer Komfortzone zu bewegen.“ So spricht Henry Cox, Sänger von Boston Manor, über das dritte und neuste Album der Band. „Glue“, der Nachfolger von „Welcome To The Neighbourhood“ und „Be Nothing“, ist wütend, hat viel zu sagen und entpuppt sich von Anfang bis Schluss als wahre Energiebombe.
„Glue“ kommt reifer und durchdachter daher als die beiden Vorgängeralben, irgendwie also die logische Schlussfolgerung darauf, was nach „Welcome To The Neighbourhood“ noch folgen musste. Auch dieses Album war schon düster und zeugte von Frustration und innerer Unruhe, die Zurückhaltung, die dabei jedoch noch zu spüren war, ist auf „Glue“ nun komplett verschwunden. Die Authentizität der 13 Tracks resultiert zu grossen Teilen aus dem von der Band selbst als „sehr chaotisch“ beschriebenen Schreibprozess. Auf diesem Album sei es ihnen endlich gelungen, sich von Erwartungen und Meinungen anderer abzuschotten und einzig das zu machen, was ihnen als Band richtig erschien. Auch der Gedanke, wie die Songs live zu spielen seien und wie das dann ankommen würde, wurde auf später vertagt, sodass sich das Quintett einzig auf den Schreib- und Aufnahmeprozess konzentrieren konnte. Dadurch sei es ihnen endlich gelungen, dort anzukommen, wo sie eigentlich von Anfang an hinwollten.
Mitverantwortlich dafür, dass auf „Glue“ nichts schöngeredet oder poliert wird, ist aber auch die gesundheitliche und emotionale Verfassung der einzelnen Bandmitglieder. Henry Cox, Verfasser der Lyrics, spricht offen über seine psychische Gesundheit, welche insbesondere in den letzte Jahren stark gelitten habe. Einige der ihn plagenden Dämonen in Songs einzufangen, empfand der Sänger als reinigenden und befreienden Prozess – insbesondere auf die Art und Weise, wie er es auf „Terrible Love“ getan hat. Der von Selbsthass und Verzweiflung geprägte Song stellt aber doch eher eine Ausnahme auf „Glue“ dar: Die übrigen Stücke drehen sich weniger um das Innenleben des Schreiberlings, sondern richten sich nach aussen und blicken mit einer Mischung aus Angst, Wut und Abscheu auf die Welt, in der wir leben.
Der sich stetig verschlechternde Zustand unserer Umwelt, die Gier und Habsucht grosser Unternehmen und Regierungen, die Tyrannei, mit welcher Menschen weltweit unterdrückt werden – dass daraus Depression, omnipräsente Hoffnungslosigkeit und Sucht als Ausflucht folgen, ist nicht allzu abwegig. Sowohl Folgen als auch Ursachen des momentan von der Band wahrgenommenen Allgemeinzustands unserer Welt und der darauf lebenden Gesellschaft ist zentrales Thema auf „Glue“. Boston Manor hoffen, mit ihrer Wut andere anzustecken und anstelle von Resignation den Drang nach Veränderung voranzutreiben. Auf bittere Songs wie „Everything Is Ordinary“, „Only1“ oder „1‘s & 0’s“, dem selbstgewählten Schlachtruf des Albums, folgen aber auch Tracks, in welchen sich das Quintett als zerbrechlich und emotional präsentiert. Besonders sticht dabei „Stuck In The Mud“ heraus, inklusive Klavier und Akustikgitarre. Und fesselnden Lyrics.
Wie bereits das letzte Album wurde auch „Glue“ in den Barber Shop-Studios in New Jersey aufgenommen und wird bei Pure Noise Records erscheinen. Zwar würde das neue Album seinen Eltern weniger gut gefallen als das letzte – da diese jedoch auch nicht gerade das Zielpublikum von Boston Manor seien, bereite Henry Cox dies nicht weiter Sorgen. Am ersten Mai bekommt dann auch der Rest der Welt „Glue“ zu hören. In Anbetracht der aktuellen Krisenstimmung wird das Album mit ziemlicher Sicherheit auf offene Ohren stossen.
Tracklist:
1. Everything Is Ordinary
2. 1’s & 0’s
3. Plasticine Dreams
4. Terrible LOve
5. On A High Ledge
6. Only1
7. You, Me & The Class War
8. Playing God
9. Brand New Kids
10. Ratking
11. Stuck In The Mud
12. Liquid
13. Monolith
Mitglieder:
Henry Cox – Gesang
Mike Cunniff – Gitarre
Ash Wilson – Gitarre
Dan Cunniff – Bass
Jordan Pugh – Schlagzeug
Gründung:
2013
Text: Sarah Rutschmann