Band: The Bombpops
Album: Death In Venice Beach
Genre: Punk
Label: Fat Wreck Chords
VÖ: 13. März 2020
Webseite: thebombpops.com
Zwei Jahre ist es her, seitdem The Bombpops aus Kalifornien mit ihrem Debütalbum „Fear Of Missing Out“ die Szene mit ihrem rasanten, frischen und gut gelaunten Punkrock wachrüttelten. Und hatte man damals noch Angst davor, etwas zu verpassen, so sind die Jahre seither nicht spurlos an den Damen und Herren vorbeigegangen. Das alkoholgetränkte Partyleben auf Tour war nicht allen der Musiker*innen allzu gut bekommen, Sängerin und Gitarristin Poli van Dam zum Beispiel, kam nach einem epileptischen Anfall aufgrund von Unterzuckerung nur knapp mit dem Leben davon und musste sich zum Alkoholentzug einliefern lassen. Umso erfreulicher also, dass mit „Death In Venice Beach“ trotz allem der zweite Longplayer das Licht der Welt erblickt hat.
Nicht überraschend, dass der Ton der Lieder bei genauerem Hinhören diesmal etwas düsterer und nachdenklicher ist. Musikalisch sind The Bombpops nach wie vor fest bei ihrem Label Fat Wreck Chords zu Hause, das Album wurde unter anderem von Fat Mike höchstpersönlich produziert, entsprechend melodiös, schnell und punkig sind die Songs. All zu viel Abwechslung und Varietät braucht man freilich nicht zu erwarten, was mitnichten etwas Schlechtes ist. Drummer Josh Lewis und Bassist Neil Wayne treiben die Songs unermüdlich nach vorne, während van Dam und Jen Razavi mit fetten Powerchords und wunderbar eingängigen Chören für die nötige Melodie und Musikalität sorgen.
Es sind die Texte, an denen man merkt, dass das Leben durchaus stattgefunden hat und nicht alles nur eitel Sonnenschein ist. So beschreibt van Dam in der Vorabsingle „Notre Dame“ in einer schönen Allegorie über den Brand der Pariser Kathedrale, wie im Leben manchmal alles plötzlich vorbei sein kann, egal wie wichtig, heilig und beständig einem etwas erscheint. „13 Stories Down“, eines der Highlights des Albums, wiederum erzählt davon, wie Frau van Dam dereinst so high und betrunken war, dass sie sich in diesem dreizehnten Stockwerk beinahe über den Balkon in den Tod geworfen hatte. Die selbstkritischen Texte und persönlichen Geschichten sind es, die „Death In Venice Beach“ ausmachen. Es ist ein düsteres, reflektiertes Album geworden, fernab von den üblichen Themen vieler Punkbands, The Bombpops sind auf jeden Fall erwachsener und reifer geworden. Der Kontrast der frohgemuten Melodien und sehr positiv tönenden Songs zu den nachdenklichen Worten funktioniert wundervoll und verleiht Tiefe.
Natürlich gibt es ein paar leichtere Momente auf dem Album: Das wunderbare „House On Fire“ beginnt mit einer live aufgenommenen Piano-Improvisation, in der die gesamte Band ihre Gesangskünste zum Besten gibt. Und selbst inhaltlich wirklich düstere Songs, wie das bereits erwähnte, fantastische „13 Stories Down“, warten manchmal mit zugegebenermassen eher fatalistischem Humor auf. Van Dam singt etwa, dass sie ja gar keine Alkoholikerin sei, sondern am Wochenende nur so tun würde. Etwas Galgenhumor gehört freilich dazu.
The Bombpops haben mit „Death In Venice Beach“ einen würdigen Nachfolger zu ihrem Debütalbum geschaffen. Der manchmal strenge, manchmal witzige, manchmal katharische Umgang mit den persönlichen Schicksalsschlägen steht den Damen und Herren sehr gut zu Gesicht. Musikalisch wird das Rad nicht neu erfunden, aber der Sound ist unverkennbar The Bombpops und gefällt von Anfang an sehr gut. Es bleibt zu hoffen, dass die Band dieses zweite Album etwas unbeschadeter überstehen wird, als den ersten Streich. Die nötige Selbstreflexion ist vorhanden, der dazugehörige tolle Soundtrack sowieso. Die Zeichen stehen gut, „this is our new normal“.
Tracklist:
1. Dearly Departed
2. Double Arrows Down
3. Zero Remorse
4. Notre Dame
5. Sad to Me
6. Can’t Come Clean
7. Blood Pact
8. In the Doghouse
9. 13 Stories Down
10. Radio Silence
11. House on Fire
12. Southbound Stranger
Bandmitglieder:
Poli van Dam – Gesang und Gitarre
Jen Razavi – Gesang und Gitarre
Josh Lewis – Schlagzeug
Neil Wayne – Bass
Gründung:
2007
Text: David Spring