17. Februar 2020
Dynamo – Zürich
Bands: Monster Magnet / Dirty Sound Magnet
Was gibt es besseres, als die Woche mit abgespactem Stoner Rock zu beginnen? Kaum jemand ist dafür besser geeignet, als die netten Herren um Dave Wyndorf von Monster Magnet aus New Jersey. Unter dem Titel „Powertrip: A Celebration!“ versprach der Abend erst recht grandios zu werden, zumal das 1998 erschienene und mit Gold ausgezeichnete Album „Powertrip“ zu den absoluten Karrierehighlights von Monster Magnet und damit zu den einflussreichsten und wichtigsten Stoner- und Space-Rock-Alben aller Zeiten gehört.
Los ging es mit den drei netten Jungs von Dirty Sound Magnet aus Fribourg. Der Magnet im Namen kommt hier nicht von ungefähr, denn die Stoner-, Psych- und Space-Rock-Einflüsse waren so deutlich, dass der Vergleich mit Monster Magnet nahe lag. Dazu noch eine gehörige Portion Rock’n’Roll aus guter, alter Zeppelin-Schule, mit fuzzigen Riffs, überbordenden Gitarrensolos, stampfenden Beats und wunderbar verzerrtem Bass. Ich fand es ziemlich beeindruckend, was Dirty Sound Magnet nur zu dritt für einen fetten Sound auf die Beine brachten. Es war laut, roh und dreckig und machte tierisch Spass. Das bunt durchmischte und schon zahlreich anwesende Publikum wusste die grossartig groovenden und melodiösen Lieder auf jeden Fall zu goutieren, die Stimmung war von Anfang an hervorragend.
Sänger und Gitarrist Stavros Dzodzos überraschte uns mit einer Ansage auf Deutsch, etwas holprig, dafür umso sympathischer. Dann folgte ein überraschend ruhiges, fast filigranes Gitarrenintro, doch es dauerte nicht lange, bis uns eine Soundwand sondergleichen entgegenschlug. Das Lied groovte nur so vor sich hin, bot immer neue interessante Gitarreneffekte und erinnerte an Bands wie Black Mountain. Sehr schön fand ich, wie gekonnt Dirty Sound Magnet es vermochten, die Lieder immer mehr ausarten und in Improvisationen auseinanderfallen zu lassen, nur um wieder fulminant gemeinsam zum Schluss zu kommen. Stavros spielte stellenweise ein Gitarrenduell gegen sich selbst, mit ganz viel Echo auf der Gitarre, und Drummer Maxime Cosandey und Bassist Marco Mottolini überboten sich immer wieder mit kleinen Licks und Fills, die den Dirty Sound Magnet-Sound fett klingen liessen. Mit einem durchgedrehten, ausufernden letzten Song, der von John Butler über Dire Straits bis hin zu Black Sabbath ein bisschen von allem an Einflüssen enthielt, kamen wir zum Ende. Ein perfekter Einstieg in den heutigen Abend, selten hat eine Band so gut zum Hauptact gepasst und alle dermassen aufheizen und in Stimmung bringen können.
Mit einer stark Black Sabbath lastigen Playlist wurde die Pause überbrückt, bald war es soweit und Dave Wyndorf und seine Mannen betraten die Bühne unter tosendem Applaus. Los ging es mit „Atomic Clock“, ein absolutes Brett von einem Song. Die Leute im Publikum drehten durch, die Stimmung war fantastisch und die Band schien gut aufgelegt zu sein. Monster Magnet sind die unangefochtenen Könige der heavy Riffs, die Fuzz-Pedale bis zum Anschlag durchgetreten, laut und heftig. Und Dave Wyndorf ist ein faszinierender Frontmann. Auch wenn der Gute praktisch nichts auf seiner sehr tief hängenden Gitarre spielte, waren seine Hände meistens wie die eines Dirigenten in der Luft. Er hatte alle absolut im Griff und animierte stets zum Mitsingen und Mitmachen. Mit „Tractor“ und „Crop Circle“ ging es ungebremst weiter, die Riffs mal schleppend und super-heavy, dann wieder atmosphärisch und, man kann es nicht anders sagen, high. Eine Begrüssung gab es kaum, nur ein gut gelauntes Hallo. Mehr brauchte es aber auch nicht, die Leute waren so oder so bereits auf Hochtouren.
Dass sich das heutige Konzert in erster Linie um das grandiose „Powertrip“ drehen würde, welches auf dieser Tour gefeiert wurde, erfuhr man bereits vorab. Aber Monster Magnet spielten nicht einfach das ganze Album von A bis Z, sondern drehten die Reihenfolge der Songs leicht um. So blieb ein Überraschungsmoment bestehen, was ich sehr cool fand. Es folgten das grossartige „Temple Of Your Dreams“ und „3rd Eye Landslide“, bei welchem sich Wyndorf alsbald an den Bühnenrand bewegte, fast in Reichweite der Fans in der ersten Reihe. Es mutete wie am Konzert eines bekannten Pop-Sternchens an, wie viel Jubel und Begeisterung ihm dies entgegenbrachte. Der Herr ist wirklich ein geborener Entertainer, egal wie gross die Gesten, er wirkte nie überheblich oder abgehoben, sondern hatte immer ein Lächeln auf und freute sich augenscheinlich über die wunderbaren Reaktionen des Publikums.
Fast schon zu bald kam dann bereits das titelgebende „Powertrip“, welches die Energie im Dynamo nochmals um ein paar Stufen nach oben schraubte. Hier sangen so ziemlich alle Leute lauthals mit, selbst aus den hintersten Reihen konnte man den Refrain mitschreien hören. Zur Überraschung aller, aber auch zu absoluter Euphorie, folgte darauf der Überhit „Space Lord“, hier drehten alle durch. Es war schon speziell cool, als ein fast ausverkauftes Dynamo als geschlossene Wand die unsterblichen Worte „Space Lord, Motherf***er“ gen Bühne schrie. Und als ob Monster Magnet ahnten, dass sie so schnell nicht wegkommen, wurde dieses Lied dann bis auf fast zehn Minuten ausgedehnt, dass sich auch der und die Hinterletzte nochmals komplett verausgaben konnten. Danach war tatsächlich schon Schluss, wobei ich vermutete, dass die Herren nach etwas über einer Stunde eine Verschnaufpause benötigten.
Denn es dauerte nicht lange, und sie waren wieder da. Mit „Twin Earth“ gab es erstmals einen Song von einem anderen Album als „Powertrip“, gefolgt von einer rasanten und sehr gelungenen Cover-Version von Robert Calverts „The Right Stuff“. Mit den folgenden und abschliessenden Songs „Look To Your Orb For The Warning“ und „Negasonic Teenage Warhead“ wurde uns nochmals alles abverlangt. Während ersteres relativ punkig und zackig daherkam und für gute Stimmung sorgte, artete letzteres schlussendlich komplett in Jams und Improvisationen aus, dass es nur so eine Freude war. Wyndorf verschwand stellenweise sogar ganz von der Bühne, um seine Mitmusiker komplett durchdrehen zu lassen. Unter viel Jubel ging er nochmals auf Tuchfühlung mit der ersten Reihe, bevor dann mit dem bombastischen Finale das Ende gekommen war.
Was für eine Band, was für ein fantastisches Konzert. Es hätte meiner Meinung nach gerne noch etwas länger dauern dürfen, aber wir wurden so gehörig durchgerockt, dass sich wirklich niemand beschweren kann. Monster Magnet bewiesen eindrucksvoll, warum sie seit so langer Zeit zu den allerbesten in ihrem Genre gehören. Dazu noch die wundervollen Dirty Sound Magnet zu Beginn und ein ziemlich perfekter Montag-Abend war geschrieben.
Setlist [Quelle: setlist.fm]
1. Atomic Clock
2. Tractor
3. Crop Circle
4. Temple Of Your Dreams
5. 3rd Eye Landslide
6. See You In Hell
7. Baby Götterdämerung
8. Bummer
9. Powertrip
10. Space Lord
Zugabe
11. Twin Earth
12. The Right Stuff (Robert Calvert Cover)
13. Look To Your Orb For The Warning
14. Negasonic Teenage Warhead
Text: David Spring
Bilder: Manuela Haltiner