Film: Heart and Soul
Regisseure: Maik und Pirmin Styrnol
Band: Scaramouche
Webseite: scaramouche-film.de
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Das grüne Gras des Nachbars wurde schon vielen auf dem Weg zum eigenen Glück zum Verhängnis. Auch Scaramouche, eine Band aus Lahr, Baden-Württemberg, erlitt dieses Schicksal: Den Blick stets auf die grossen Vorbildern gerichtet, fehlte der vierköpfigen Rockband das Bewusstsein für die bereits erreichten Erfolge und die ihnen zugebrachte Bewunderung. 2001, nach dem dritten Studioalbum, zahlreichen Fernseh- und Radioauftritten sowie Konzerten auf Festivals mit PUR, Deep Purple und co., warfen die vier Musiker resigniert den Bettel hin. Der angestrebte Erfolg war ausgeblieben, nach acht Jahren Bandgeschichte kam das Aus. Woran hatte es gefehlt? Was hätte die Band damals gebraucht, um ihren Traum weiter zu verfolgen?
Die beiden Brüder Pirmin und Maik Styrnol aus Lahr haben es sich zur Aufgabe gemacht, Antworten auf diese Fragen zu finden. In ihrer Kindheit von der heimischen Rockband fasziniert, lässt sie die Geschichte um Scaramouche noch immer nicht los und so entstand die Idee, einen Dokumentarfilm über die Band aus Lahr zu drehen. Seit 2015 sind die Brüder ein Filmteam und Besitzer der Medienproduktionsfirma „punchline studio“. Für ihre Doku-Filme „Winter in Lviv“ und „Für ein Lächeln…“ erhielten sie bereits einige Filmpreise, seit dem letzten Winter steht fest, dass der Scaramouche-Film das nächste Projekt der Geschwister sein wird. Die Dreharbeiten für den Film mit dem Titel „Heart and Soul“ laufen nach langen Recherchen, erfolgreichem Crowdfunding und ausdauernder Medienarbeit auf Hochtouren, wovon der zum Film gehörende Blog zeugt.
Die geplante Veröffentlichung der Doku belässt sich auf Dezember 2020, doch schon jetzt ist der Film in aller Munde. Durch ihr scheinbar unermüdliches Engagement für das Projekt machten es die Styrnol-Brüder auch möglich, dass Scaramouche wieder in Radio- und Fernsehshows zu hören ist – nach 18 Jahren kompletter Abwesenheit. Dabei ist nicht zu vergessen, dass es zu Zeiten der Band noch kein Facebook, Bandcamp oder Spotify gab und entsprechend mühsam gestaltete sich die Suche nach bestehendem Musikmaterial. Zum Glück zeigte sich die Band selbst so enthusiastisch über die Idee der beiden Brüder, weshalb sie bereitwillig ihr vorhandenes Material zur Verfügung stellten. Auch sein Bandtagebuch lieh Drummer Marc Vetter – dem Mitteilungsbedürfnis über die Erlebnisse und Erfolgsmomente als Band musste er ja damals offline Abhilfe leisten – den Styrnol-Brüdern gerne für den Film. Doch nicht nur das private Material der vier Bandmitglieder trug zur Entstehung des Films bei: Nach einem breiten öffentlichen Ausruf erhielten Maik und Pirnim Fotos, Flyer und Zeitungsartikel der damaligen Fans, welche zu einer Materialansammlung von 24 Aktenordnern beitrugen. Was die Brüder in ihrer Annahme bestätigte, dass der Film nicht nur für sie beide von persönlichem Interesse ist, sondern auch noch vielen anderen daran liegt, Scaramouche aus der Senke der Vergessenheit zu heben.
Das Geschwisterteam hat es sich übrigens nicht nur zur Aufgabe gemacht, die Band Scaramouche zu portraitieren: Auch andere regionale Bands der 80er und 90er, denen es ähnlich ergangen war, kommen in „Heart and Soul“ zu Wort. Und dabei immer die ganz grosse Frage: Was ist Erfolg eigentlich? Woran macht man das fest? Und wenn auch es sicherlich spannend ist, das Musikbusiness in einer Zeit ohne Social Media und Smartphone zu erleben, so hat sich am Kern dieser Frage nichts geändert – womit sich „Heart and Soul“ einer universellen Thematik des Künstlerdaseins annimmt.
Text: Sarah Rutschmann