10. Oktober 2019
Exil – Zürich
Band: Mnevis
Wie wenn man an einem trüben Winternachmittag das Licht anstellt. Als Mnevis im Zürcher Club Exil mit dem Song „Molecules“ ihres Debütalbums „Episodes“ loslegten, war plötzlich alles in warme Farben getaucht, die Luft duftete nochmals nach dem bereits vergessenen Sommer.
Satte Gitarrenriffs tanzten einmal mit Blumen im Haar, einmal im LSD-Rausch, ruhten sich zwischendurch auf liebevoll getüftelten Klangteppichen aus, wurden von den teils fast jazzigen Drums wieder aufgeweckt. Hörte man da gar ein bisschen von der Idylle des Hallwilersees heraus, an dessen Ufern alle vier Mitglieder von Mnevis aufgewachsen sind?
Auch der Bandname ist interessant, da kann selbst Wikipedia nicht viel weiterhelfen. Mnevis soll in ägyptischen Darstellungen als schwarzer Stier erscheinen, mit starkem Nacken und überdurchschnittlich grossen Familienjuwelen. Eigentlich passen letztere nicht schlecht zur Band – schliesslich hat sie grosses Potential.
Es sei ein spezieller Abend, sagte Sänger und Gitarrist Mario “Rio” Hänni zwischendurch. Viele Freunde seien gekommen, das mache nervös und sei gleichzeitig sehr schön. Der sorgfältig komponierte Sound brachte jedenfalls innert Sekunden Happiness in das gut gefüllte Lokal. Die Songs waren manchmal federleicht, dann wieder psychedelisch angehaucht und schwerer – die perfekte Mischung zwischen hüpfendem Rausch und Melancholie. Und als Zugabe gab es ein langes Stück aus Klangeffekten und organisiertem Lärm aus seltsamen Geräten. Zufrieden grinste Rio, nachdem die vier den Song perfekt getimed auslaufen liessen.
Ich freue mich schon auf das nächste Werk, das diesem Quartett hoffentlich entspringen wird. Und es tut mir leid, dass ich wieder einmal die Setlist gestohlen habe, ohne zu fragen.
Text: Nicole Müller