28. Mai 2019
Rote Fabrik – Zürich
Bands: Dirty Sound Magnet / Money For Rope
Zuerst ein Blick in die Zukunft: Der 26. Oktober ist der wichtigste Tag des Jahres 2019. Geburtstage, Jubiläen, Weihnachten und Neujahr können allesamt einpacken. Das haben mir Gitarrist Stavros Dzodzos und Bassist Marco Mottolini von Dirty Sound Magnet verraten. Ja, notiert es euch dick in eure Terminkalender: An diesem Datum taufen die Fribourger nicht nur ihr mit Spannung erwartetes zweites Album im Fri-Son in Fribourg, zur Feier des Tages spielen auch ihre grossartigen Freunde Mother’s Cake auf.
Nun aber zurück in die nahe Vergangenheit. Das Konzert von Dirty Sound Magnet im Ziegel Oh Lac stand ganz im Zeichen des Erstlings “Western Lies“ und war wie erwartet eine Reise durch bunte, hippiemässige Klangwelten, mit abenteuerlichen Übergängen und Rhythmuswechseln. Mangels Publikumsmassen konnten die Anwesenden ungehindert beobachten, was die drei Vollblutmusiker auf dem Kasten haben. Frontmann Stavros verwandelte sich immer wieder in ein wildes Gitarren-Tier und liess seine Saiten etwa bei “Cash Cow Superstar” oder “Ecstasy of God” in schwindelerregender Geschwindigkeit über den Köpfen des Publikums tanzen. Dazu zupfte Marco seinen Bass unendlich virtuos und groovig, und auch Drummer Maxime Cosandey liess keinen Zweifel an seinem Können. Zum Schluss gaben die drei eine waschechte Blues-Session zum Besten. Dass nur wenige Zuschauer den Weg in die Rote Fabrik gefunden hatten, bremste die Truppe keine Sekunde: „Qualität vor Quantität“, stellte Stavros klar. Nicht klar wurde mir zwar, ob der Dirty Sound Magnet dreckige Musik anzieht oder ein dreckiger Musikmagnet ist – egal, die drei Herren sind eine wunderbare Live Band. Der Gig war der Auftakt einer kleinen Sommertour durch England, Holland und Deutschland. Viel Spass sollen sie haben – und dann schön wieder zurückkommen.
Die fünf Männer aus Melbourne von Money For Rope trumpften mit zwei Schlagzeugen auf. Dass ein Mensch gleichzeitig mit jeder Extremität eine andere Bewegung machen kann, ist erstaunlich genug – wenn es dann aber zwei Menschen sind, die mal perfekt synchronhämmern, um sogleich wieder komplett unterschiedlich herumzuwirbeln, wird einem fast ein bisschen blümerant. Ein weiterer Vorteil von zwei Drummern: Sie haben öfter mal eine Hand frei, um beherzt die Bierflasche anzusetzen. Schöne Songs wie “Earl Grey” vom neuen Album “Picture Us” wurden in herrliche Längen gezogen und holten ein Stück der australischen Sonne ins verregnete Zürich. Zwischendurch schien die Seemannschaft aber nicht ganz zufrieden zu sein – das Geld fürs Tauwerk (Rope) hatten sie zwar aufgetrieben, die Segel waren aber nicht immer ganz perfekt getrimmt. Vielleicht hatten sie auch eine etwas sehr lange Überfahrt hinter sich.
Text: Nicole Müller