10. April 2019
Bogen F – Zürich
Band: Die Goldenen Zitronen
Etwas Punk gefällig? Wie wäre es mit Avantgarde, Pop? Oder gar einem wilden Genre-Mix aus Krautrock, Freejazz- sowie Country-Versatzstücken gewürzt mit Humoreinlagen – und alternierender Systemkritik?
Die Goldenen Zitronen, eine Anspielung auf den ADAC-Negativpreis Silberne Zitrone, lassen seit 1984 den Wahnsinn von der Leine. Und keinen Stein auf dem anderen. Sie kollaborieren mal mit Chicks on Speed, mal mit Jens Rachut (Dackelblut, Oma Hans), dann wiederum mit Peaches.
Vom ursprünglichen Punkrock haben sich Die Goldenen Zitronen denn auch längst verabschiedet, geblieben ist aber bis heute ihre Punk-Attitüde. Ebendiese und ihr wild mäanderndes Sound-Universum haben die Hamburger auch nach Zürich gebracht.
Im rappelvollen Bogen F überzeugten Die Goldenen Zitronen … nicht mich, aber das Gros der begeisterten Zuschauer. „Die Goldies“ (jesses ja, so nennen sie sich wirklich) sind bekannt als anarchistisches Live-Kollektiv – und dafür heiss begehrt. Von ihren kunterbunten Bühnenklamotten abgesehen, das Ganze liess mich doch eher kalt.
Weshalb? Schwierig zu sagen, war es eine falsche Erwartungshaltung? Wünschte ich mir ein Set à la „Porsche, Genscher, Hallo HSV“, ihr Debut-Album? War der Menschenansturm zu gewaltig? Hätte ich für stets freie Sicht auf Stelzen laufen sollen? Bin ich den Zitronen entwachsen? Die Goldenen Zitronen mir? Oder war mir der experimentelle Krautrock-Gesang schlicht und einfach zu widrig? Wer weiss, vielleicht kam gleich alles zusammen.
Den einen hat’s gefröstelt, alle anderen brachten Die Goldenen Zitronen in Wallung . Wie gesagt, meins war es nicht, doch für die enthusiasmierte Mehrheit alles.
Text: Cyril Schicker