30. März 2019
Safari Bar – Zürich
Band: Sinside
Schauplatz Safari Bar – eine Institution im Zürcher Niederdorf, Heim und Zufluchtsort aller tätowierten Rockerbräute und langhaarigen Lederjackenträger in der Altstadt, wenn wiedermal die in dieser Gegend vorherrschende Volksmusik oder gar elektronische Töne das Trommelfell plagen und die mentale Hygiene gefährden. Erleichterung verschafft an diesem Samstagabend die Zürcher Rockband Sinside und alle sind gekommen: Familie, Freunde, Quartieroriginale, aber auch vermeintlich gestrandete junge Touristinnen sowie ein Rudel hellblaue Hemden tragende, glattrasierte Mittvierziger. Der Bandname könnte kaum besser zum Lokal passen: Die Safari Bar liegt an der letzten Sündenmeile der Altstadt, auch wenn draussen während der Rauchpause keine eindeutig identifizierbaren Angestellten der horizontalen Dienste auszumachen waren.
„Wir sind alles trümmlige Gestalten, wir passen einfach zusammen“, sagt Bassist Roger Koblet über seine Band. Er und die Sängerin Alex Suter lernten sich vor wenigen Jahren bei einem Zahnarztkongress in St. Moritz kennen, beide als Musiker engagiert. Zusammen mit dem befreundeten Gitarristen Chris Blum entschieden sie, dessen auf Eis gelegte Band Sinside neues Leben einzuhauchen. Komplett machten die Truppe der Schlagzeuger Steve Karrer und der Gitarrist Pat Wydler. Etwas verzögert hat sich der musikalische Neustart, weil das eine Bandmitglied vorübergehend in Thailand im Knast landete und ein anderes sich nach durchzechter Nacht die Nase an der Badezimmerkeramik aufschlug und medizinisch betreut werden musste.
Von solchen Turbulenzen ist heute Abend nichts zu spüren. Gitarrist Blum lässt die Finger über sein Instrument fliegen, wie wenn er nie etwas anderes gemacht hätte, Suter bringt mit ihrer vollen Stimme auch das hinterste Bierglas zum Vibrieren, während die übrigen Bandmitglieder alles gekonnt zu klassischen Rockhymnen verbinden. Zwischen zwei Songs verküssen die Musiker kurz Kolleginnen oder ihre endlich eingetroffenen erwachsenen Kinder, um dem Publikum gleich weiter einzuheizen und noch mehr Langhaarmähnen zum Schwingen zu bringen. Nicht nur Family and Friends sind angetan, auch die adrett gekleideten Herren und die jungen Frauen an der Bar wippen zum Takt. Und bei der Zugabe gibts sogar noch eine professionelle Showeinlage des Bassisten auf dem Tresen – wie bei den ganz Grossen.
Text: Nicole Müller