27. März 2019
Bogen F – Zürich
Bands: A Pale Horse Named Death / Transport League
Zürich bekam einen Gaul geschenkt. Und implodierte stumm, statt seiner Begeisterung eine sichtbare Form zu geben. Ins Maul schaute dem bleichen Pferd zwar niemand. Aber war das Publikum überfordert? A Pale Horse Named Death lieferte im halb leeren Zürcher Club Bogen F ein erstklassiges Konzert ab. Die fünf gestandenen Musiker aus Bands wie Type O Negative oder Life Of Agony spielten ihren meist langsamen, energiegeladenen Metal, oft mit kuschelig-warmen Grunge-Elementen. Songs wie „Love The Ones You Hate“ oder „Die Alone“ vom neuen Album sprühten ebenso Funken wie etwa „When Crows Descend Upon You“ von der ersten Platte.
Diese Funken müssen auch beim Publikum angekommen sein – doch sie lösten kaum eine äussere Reaktion aus. Vielleicht waren wir alle erstarrt ab diesen Weltklasse-Musikern, so hautnah auf einer kleinen Bühne, im intimen Rahmen. Nicht viel zur Entspannung half, dass die Beleuchtung vorwiegend den Zuschauern ins Gesicht zündete und die Musiker im Gegenlicht versanken. Die Band nahm es sportlich. Als niemand einen Mucks machte, nachdem Sänger und Gitarrist Sal Abruscato das neue Album mit dem schönen Titel „When the World Becomes Undone“ vorgestellt hatte, meinte er trocken „don’t be too excited“. Immerhin waren wir gegen Ende der Show im Stande für einen anständigen Applaus. Beim anschliessenden Plattenunterschreiben sagte Abruscato, dass er zufrieden sei. Lachend fügte er an: „Es ist nicht so schlimm, dass die Schweizer eben ein bisschen verklemmt sind“.
Die Vorband Transport League aus Schweden hatte eigentlich schon ordentlich eingeheizt. Die vier Herrn mit ZZ Top-Bärten verwöhnten das Publikum mit klassischem Rock. Davon, dass sie selber auch nicht mehr die Jüngsten seien, wie Sänger Tony Jelencovich angesichts des beträchtlichen Alters des letzten Songs „Cosmical Satanica“ von 1995 sagte, merkte man überhaupt nichts. Liegt vielleicht daran, dass der Gitarrist Peter Hunyadi immer neunundzwanzig bleibt, wie dieser darauf sofort klarstellte.
Schade nur, dass die Zuschauer im Gegensatz zu ihnen mental etwa gleich steinalt drauf waren, wie das Friedhof-Zombie-Knochenpferd, welches das Plattencover der Hauptband ziert. Schön wars trotzdem.
Text: Nicole Müller
Bilder: Kathrin Hirzel