10. Dezember 2018
Halle 622 – Zürich
Bands: Kreator / Dimmu Borgir / Hatebreed / Bloodbath
Der Montag ist ein Arschloch und Oerlikon vor allem unschön.
Nicht so, wenn die „European Apocalypse Tour“ dort Halt machte. Das Metalfestival mit seinem diabolischen-brachialen Line-Up ist zwar kurzerhand von Beatrice Egli gestoppt bzw. verzögert worden (ist aber eine andere Geschichte) – hat aber für mich dennoch zu früh angefangen.
Bloodbath habe ich denn auch gänzlich verpasst. Die Death-Metal-Soupergroup aus Schweden rund um Sänger Nick Holmes (u.a. Paradise Lost) hat aber scheinbar ihre Spuren hinterlassen oder zumindest das anwesende Metal-Lager zweigeteilt. Die einen Befragten zeigten sich angetan, die anderen wiederum hörten lediglich „eintönigen Lärm“.
Doch lieber so, als unsichtbar zu sein und überhaupt, Hatebreed machten sich an, die Bühnenbretter zu zerschmettern. Überraschenderweise zeigten sich Aushängeschild Jamey Jasta und seine unbarmherzige Metal-Core-Formation anfangs etwas träge. Zum Glück aber gewannen sie rasch an Elan – und boten bis zum Schluss ein insgesamt schnörkelloses, wuchtiges Gastspiel.
Ach ja, Hatebreed feiern dieses Jahr ihr Vierteljahrhundert Bandgeschehen. Alt sind sie, aber nicht so ihr Energie- und Wuthaushalt. Der anfänglich-hinkende Bühnengang sei ihnen (mehr als nur) verziehen. Und kaum hatten sich die Amerikaner verabschiedet, luden bereits Dimmu Borgir zur grossen Show ein. Mit ihrem „Symphonic Metal“ und ihrem schwarz angehauchten Bühnenzauber hatten die Norweger das Publikum rasch im Griff oder zumindest zogen sie die meisten Metaller in den Bann.
Mir war das Ganze mit etwas zu viel Kalkül und Pathos angereichert, doch Dimmu Borgir boten genau das, was man von den erfolgreichen Norwegern erwartet: ein insgesamt kurzweiliger, unterhaltender Auftritt. Ein Auftritt allerdings ohne wirkliche Interaktion mit dem Publikum, das wiederum haben Hatebreed mit ihrer nahbarer Art um einiges besser im Griff. Ob nahbar oder unnahbar, Kreator luden zum letzten Tanz ein.
Und was für ein Tanz das war! Abgesehen von den ikonisch-schlechten Ansprachen legte die deutsche Thrash-Metal-Band – sie gibt es seit 1982 (!) – das Hause bzw. die Halle 622 in Schutt und Asche. Ein regelrechtes Stahlgewitter brach über uns alle ein, intensiviert durch die überwältigende Lichtshow, die hervorragende Notenschlüsselvirtuosität und … Konfettiregen.
Ja, Kreator gelten zurecht als lebende Legenden. Die „Thrash-Legionäre“ haben, dank Mithilfe von Bloodbath, Hatebreed und Dimmu Borgir, Oerlikon eine wunderbar-willkommene Apokalypse beschert.
Besser als jede Weihnachtsbescherung.
Text: Cyril Schicker
Bilder: Berend Stettler