12. November 2018
Samsung Hall – Dübendorf
Bands: Bring Me The Horizon / The Fever 333 / Yonaka
Einmal wieder Teenager sein. Dieses Mantra (Wortspiel!) ist an diesem Montagabend definitiv Programm. Am Bahnhof Stettbach ist die Hölle los, alles ist voll mit schwarz gekleideten Teenagern. Die einen sind effektiv noch keine 20 Jahre alt, die anderen gehören eher zur Kategorie jung geblieben oder Nostalgiker. Zu zweiteren zähle auch ich mich, ich werde nämlich an diesem Tag bereits stolze 26. Die Vorfreude auf das bevorstehende Konzert ist aber nicht minder gross. Denn auch wenn ich gerne obskuren, düsteren Metal höre und es in diesen Kreisen verpönt sein mag: Ich liebe Bring Me The Horizon. Aber wir wollen hier ja sachlich bleiben.
Heute vor 10 Jahren habe ich mir zum ersten Mal legal ein Bier gekauft. Manche Dinge ändern sich eben nie und daher hole ich mir auch an diesem Abend noch schnell ein kühles Blondes im vollgestopften Coop Pronto, ehe ich mich Richtung Samsung Hall aufmache. Erwartungsgemäss ist die Halle bereits ziemlich gut gefüllt als ich ankomme. Die meisten Kids sind aber wohl noch draussen und rauchen oder versuchen eines der begehrten Merchandise-Artikel zu ergattern. So hat es bei der ersten Vorband Yonaka noch ziemlich viel Platz. Leider schaffen es die jungen Engländer aber nicht, mich zu fesseln. Ihr Indie-Pop-Rock Mix ist zu sauber, zu wenig eingängig. Auf der Bühne stehen mit Sicherheit keine schlechten Musiker. Aber was sie bieten ist zu sehr aus dem Lehrbuch. Ich erwische mich sogar dabei, wie ich mich danach am Mobilgerät über die zweite Vorband schlau mache. Und dies lässt meine Vorfreude wachsen.
Denn The Fever 333 besteht aus keinen Geringeren als Jason Aalon Butler, der noch als Rampensau und Frontmann der Post Hardcore Band Letlive gut im Gedächtnis ist, Steven Harrison, ehemaliger Gitarrist der Chaos-Mathcorelern The Chariot und Aric Improta von den Night Verses am Schlagzeug. Und wild wird es dann auch als die Band die Bühne entert. Beim Intro steht Aalon Butler mit schwarzer Kapuze über dem Schädel auf der Bühne, welche normalerweise von Menschen getragen wird bevor sie hingerichtet werden. Diese reist er sich plötzlich vom Kopf und legt los. Sozialkritischer Rapcore wird zelebriert und Aalon Butler gibt alles. Mal turnt er wie von der Tarantel gestochen über die Stage nur im nächsten Moment ein Bad in der Menge zu nehmen. Soundmässig ist das eine ordentliche Prise Rage Against The Machine, etwas Deez Nutz und in den Hooks auch ein bisschen Linkin Park. Oder wie mein Begleiter es beschreibt: Hollywood Undead in gut. Nach kurzen 30 Minuten des Wahnsinns ist es dann aber leider auch schon wieder vorbei. Denn die Bühne wird gleich einem Juwel jüngerer Popkultur gehören.
Bring Me The Horizon starten mit der ersten Single ab ihrem im Januar erscheinenden Album ins Set. Die Halle ist gerammelt voll und „Mantra“ kommt schon einmal sehr gut bei der versammelten Menge aus Metalcorefans, Szenengänger und Rock-Kids an. Wer denkt dass Bring Me The Horizon angesichts der neueren, poppigeren Ausrichtung ihrer Musik auf die harten Banger verzichten, welche sie zu Szenegrössen gemacht haben, wird aber schon beim zweiten Song „The House Of Wolves“ ab ihrem Meisterwerk „Sempiternal“ eines Besseren belehrt. Die Breakdowns knallen gut und Frontmann Oli Sykes zeigt, dass seine Stimme wesentlich besser klingt, wenn er ins Mikrofon schreit. Ein grosser Sänger wird er wohl nicht mehr in diesem Leben aber schreien kann er, der Gute. Weiter geht’s mit „Avalanche“, einem Song, in welchem Oli Sykes sein ADHS und die damit einhergehenden Probleme thematisiert. Danach gibt es ein Zückerchen für die Fans der früheren Stunden, denn Bring Me The Horizon spielen „Go To Hell, For Heaven’s Sake“ und „It Never Ends“ ab ihrem Drittwerk „There Is A Hell, Believe Me I’ve Seen It. There Is A Heaven, Let’s Keep It A Secret“, auf welchem die Jungs aus Sheffield die Weichen für die weitere Entwicklung Ihres Werks legten. Absolutes Highlight!
Im weiteren Verlauf des Sets spielen Bring Me The Horizon sich durch ihre letzten beiden Alben und geben auch noch einen Song ab der kommenden Platte zum Besten. Es ist ein Set gespickt mit allen Hits der jüngeren Bandgeschichte. Und, Oh Boy, das sind einige! Das merkt man auch daran, dass die Menge bei praktisch jeden Song inbrünstig mitsingt. So fällt auch nicht gross auf. dass Olis Stimme echt langsam etwas leidet. Ausser beim Song „Drown“, den es in akustischer Version auf die Ohren gibt. Da klingts dann wieder sehr gut. Nailed it! Danach gehen die Jungs von der Bühne, nur um nochmals zurückzukommen und mit „Doomed“ und vor allem dem Überhit „Throne“ die Halle komplett abzureissen. Dann ist der ganze Spass leider schon wieder vorbei. Das ganze Set war so kurzweilig und packend, dass man gar nicht gemerkt hat, wie knapp anderthalb Stunden im Flug vergingen. Alles richtig gemacht, gerne wieder.
Setlist [Quelle: setlist.fm]
1. Mantra
2. The House Of Wolves
3. Avalanche
4. Go To Hell, For Heaven’s Sake
5. It Never Ends
6. Wonderful Life
7. Shadow Moses
8. Happy Song
9. Sleepwalking
10. Can You Feel My Heart
11. Follow You
12. Antivist
13. Drown (Acoustic)
Zugaben
14. Doomed
15. Throne
Text: Ivo Arztmann
Bilder: Berend Stettler