10. November 2018
Komplex 457 – Zürich
Bands: Tremonti / The Raven Age / Disconnected
Tremonti machte auf seiner „A Dying Machine“ – Tour halt im Komplex 457 um sein neustes Werk nun auch dem Schweizer Publikum zu präsentieren. Begleitet wurde er dabei von zwei energiegeladenen Bands.
Disconnected
Eine ambitionierte Metalband aus Frankreich eröffnete den Konzertabend. Zwar war das Komplex 457 zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal annähernd an der eigentlich gedachten Kapazität was die Anzahl Konzertbesucher angeht angelangt und dennoch liess sich die fünfköpfige Metal-Kombo davon nicht beirren. Das Resultat: Eine energiegeladene Bühnenpräsenz von der sich so einige, ja auch bekannte Bands, eine Scheibe abschneiden könnte! Es ist nicht einfach als erster Act die Erwartungen der Konzertbesucher zu erfüllen, doch Disconnected setzte die Messlatte gleich ziemlich hoch. Mit technisch sehr anspruchsvollen Gitarrenriffs, einem charismatischen Frontmann, welcher das Publikum immer wieder animierte, und spannenden Songkompositionen gelang es den Franzosen, ganz widersprüchlich ihres Bandnamens, sich mit dem Publikum zu verbinden.
The Raven Age
Das Komplex 457 füllte sich immer mehr. So waren auch beim zweiten Act des Abends deutlich mehr Leute in den Zuschauerreihen vorzufinden. The Raven Age nennt sich die Melodic-Metal-Band aus London mit den lauten Gitarren und den wummernden Bässen. Gleich beim ersten Song viel auf, alleine die Gitarren erinnerten stark an die früheren Werke der schwedischen Melo Death Band In Flames. Doch Raven Age ist alles andere als eine billige Nachahmung! Vielmehr erkennt man einfach den Einfluss der schwedischen Metalband in ihren Songs wieder. Der Gesang verlieh dem ganzen einen ganz eigenen Stil, der überaus interessant wirkte. Zu hören waren raffinierte Tempowechsel, zweistimmige Gitarrensolis, heftige Riffs und Breakdowns, welche durch enorm laute wummernde Bässe untermalt wurden. Zwei bis drei Mal kam es vor, dass sich die Leute im Publikum völlig entgeistert angeschaut haben, weil der Bass buchstäblich die Knochen vibrieren liess. Raven Age ist eine Band, die man nicht nur hören kann, man muss sie erleben. Auch sie überzeugten besonders durch eine enorm starke Bühnenpräsenz und einer unglaublichen Energie, die von der Bühne aus ins Publikum dreschte.
“How are you feeling Zurich? I‘m gonna turn this up, if this is ok for you guys?“, meinte Sänger Matt James und unter lauter Bestätigung seitens des Publikums verliess er für einen kurzen Moment die Bühne. Das Licht wurde auf einen düsteren Blauton gedimmt und zwischen den vereinzelten Nebelschwaden stand auf einmal Gitarrist Tony Maue ganz alleine mittig auf einem Podest. Passend zu dieser Atmosphäre begann er eine melancholische, ruhige Melodie auf seiner Gitarre zu zupfen. Mit einem dynamischen Aufbau stiessen die anderen Bandmitglieder wieder dazu. Darunter auch der Sänger, welcher sich einen schwarzen Umhang mit einer grossen Kapuze überzog. Ziemlich schnell wurde klar, was der Stimmbänder-Instrumentalist zuvor mit den Worten “I‘m gonna turn this up“ gemeint hatte. Raven Age steigerte ihre Performance, welche zuvor bereits nur so von Energie strotzte, nochmals an, ganz nach dem Geschmack des Schweizer Publikums.
Tremonti
Spätestens in diesem Moment war eines klar: Dieser Konzertabend ist ein energiegeladenes Inferno der Superlative! Es machte den Anschein, als mache sich Mark Tremonti ganz genau Gedanken, welche Bands er sich als Support auf seinen Touren aussucht. Nur die Besten! Die Frage, welche nun noch in vielen Gesichtern der Konzertbesuchern abzulesen war: “Kann man die beiden Support Acts überhaupt noch toppen?“
Das Licht ging aus, der Song “Iron Man“ von Black Sabbath, welcher zur Unterhaltung der Konzertbesucher während der Umbauphase durch die Boxen hallte, verstummte und eine Spannung aufbauende Gitarrenmelodie war zu hören. Das Publikum jubelte, als Mark Tremonti mit seiner Entourage die Bühne betrat. Die letzten Klänge des Intros verhallten im Komplex 457, das Bühnenlicht geht an und unter tosendem Applaus begrüsste der Alter Bridge Gitarrist die Schweizer Fans. Was danach folgte war brachial! Das gewaltige Gitarrenriff des Songs “Cauterize” donnerte auf die Konzertbesucher ein und dies fühlte sich (entschuldigt die Ausdrucksweise) wie eine Faust mitten in die Fresse an! Unbeschreiblich, was für eine Energie Tremonti entfesselte und spätestens nach dem Song “You Waste Your Time” vom allerersten Album “All I Was” war allen klar, der Hauptact ist durchaus in der Lage die Vorband zu toppen. Etwas eigenartig war, dass Gitarrist und Backgroundsänger Eric Friedman im Sitzen spielte. Mark Tremonti deckte dieses Rätsel allerdings in der ersten Verschnaufpause auf. Angeblich war er am Tag zuvor böse gestürzt und hatte sich dabei so verletzt, dass es für ihn unmöglich war, das Konzert stehend über die Bühne zu bringen. Man sah ihm jedoch an, dass er am liebsten gleich aufgestanden wäre um richtig abzurocken. Ein paar Mal konnte er doch nicht ganz darauf verzichten und man sah ihn humpelnd auf der Bühne stehen.
Im Hauptfokus des Konzerts stand eindeutig das neue Werk “A Dying Machine“, welches im Sommer dieses Jahres das Licht der Welt erblickte. Dabei handelt es sich um das vierte Werk der Amerikaner, was den Vorteil mit sich bringt, dass mindestens drei Song von jedem ihrer Alben auf der Setlist vertreten war. Ein durchgängiger Spannungsbogen war das Resultat dieses spektakulären Konzerts, welches Metalherzen höher und schneller schlagen liess. Dass die Band überhaupt nicht Fanscheu ist, bewiesen sie an ihrem Merchandise Stand. Zu jedem gekauften Artikel, erhielt man ein Armband, welches die Möglichkeit beinhaltete, die einzelnen Musiker nach dem Konzert bei der Bühne vorne zu treffen, etwas unterschreiben zu lassen oder einfach noch kurz nett zu plaudern. Tremonti ist eine Mischung aus technisch-brachialen Gitarrenriffs, eingängigen Gesangsmelodien und einer unbeschreiblichen Energie, wie ich sie bisher nur selten von Bands erlebt habe.
Setlist
1. Cauterize
2. You Waste Your Time
3. Another Heart
4. Take You With Me
5. My Last Mistake
6. The Things I’ve Seen
7. Desolation
8. Trust
9. Catching Fire
10. So You’re Afraid
11. Flying Monkeys
12. Radical Change
13. Bringer of War
14. Dust
15. Throw Them to the Lions
16. A Dying Machine
17. Wish You Well
Text: Patrick Bottarella