8. – 19. August 2018
Diverse Orte – Winterthur
Website: musikfestwochen.ch
Programm 2018: Hier!
Im August finden sie wieder statt, die wunderbaren Winterthurer Musikfestwochen. Und wieso man, nebst den tollen Konzerten, diesen Anlass besuchen sollte, das erfahrt ihr hier.
Das Tollste an den Musikfestwochen ist wohl schwer zu finden, oder trotz Finden schwer zu benennen. So wie es sich gehört in einer langjährigen Freundschaft – man weiss, wie viel man aneinander hat, doch den Finger darauf zu legen, fällt meist schwer. Und die Freundschaft zwischen den MFW und mir ist – danke, Papi – tatsächlich schon älter als so manch anderes Kapitel in meinem Freundschaftsrepertoire. Als Winterthurerin schwingt natürlich eine ganze Menge Patriotismus mit, wenn ich über die Musikfestwochen spreche, schliesslich bin ich mächtig stolz auf das, was von so vielen Nachbarn, Freunden und Bekannten Jahr für Jahr auf die Beine gestellt wird. Die Meisten Helfer und Helferinnen arbeiten freiwillig, aus purer Liebe zu diesen zwölf Tagen Musik, Bier, gutem Essen und Sommer. Und das mitten in der wunderschönen Altstadt. Das Engagement der Organisatoren, Praktikanten, Gastro-Mitarbeiter, Deko-Feen und Stagehands ist mehr als nur vorbildlich, fast schon einschüchternd erscheint es, zu sehen, mit wie viel Herzblut alle Beteiligten anpacken. Woher die Energie dafür kommt, ist schwer zu begreifen, wenn man das Schlaf-MFW-Verhältnis der vielen helfenden Hände und Köpfe etwas genauer unter die Lupe nimmt. Chapeau und Merci, denn ohne dieses Herzblut und die ganze Energie, die sicherlich andernorts eingebüsst wird, wären diese zwölf Tage im August nicht das, was sie jedes Jahr sind.
Obwohl die Musik im Vordergrund steht, sind der eigene Geschmack und sonstige Vorlieben nebensächlich, denn allein die Stimmung und das gemeinsame Geniessen der verbleibenden Sommertage sind Grund genug, den Feierabend – wenn man nicht sowieso ein paar Ferientage für die Musikfestwochen opfert – in der Winterthurer Altstadt zu verbringen. Trotzdem hat das Line-Up jedes Jahr so viel zu bieten, dass wohl jeder was für sich rauspicken kann. Und das meiste dafür kriegt man sogar für Lau. Beim nachträglichen Durchstöbern der alten Plakate werde ich fast neidisch und ein bisschen böse auf mein altes Ich, bei all den Namen, die mir damals noch nichts sagten und an deren Konzerte ich mich dementsprechend auch nicht mehr erinnern kann, die mir nun aber selbstverständlich ein Begriff sind. Dies gehört aber auch zu den Musikfestwochen dazu: Sie schaffen es jedes Jahr aufs Neue, ein Line-Up zusammenzustellen aus den nächsten grossen Namen, die aber jetzt noch eher kleine Namen sind, von denen aber bald schon jeder gesagt haben will, sie mal live gesehen zu haben.
Durch die Winti-Magie gelingt es so manchem Künstler, das beim Reinhören über Youtube und Spotify noch kritische Publikum auf der Steibi oder vor der Stadtkirche für sich zu gewinnen. Win-Win-Situation: Als Besucher der MFW sammelt man eine ganze Menge neuer Musik für die bestehende Sammlung heimlicher Favoriten, als Musiker erreicht man ein grosses und sehr interessiertes Publikum. Die MFW sind sich dessen auch bewusst und bieten nebst Newcomern und alten Hasen auch jungen, noch unbekannten Bands und Solokünstlern die Möglichkeit, sich für einmal wie die ganz Grossen zu fühlen und auf einem Festivalplakat neben internationalen Namen zu stehen.
Lokale Acts werden ganz besonders gefördert: Nebst den seit wenigen Jahren in den Umbaupausen anzutreffenden Strassenmusikern, welche an verschiedenen Orten für wenige Minuten ihr Programm den Wartenden oder Vorbeilaufenden Festivalgästen präsentieren, hat die Winterthurer Musikszene auch im offiziellen Programm ihren Stammplatz. An der Winti-Night, immer am ersten Freitag des Gratis-Programms, teilen sich Winterthurer die Bühne auf der Steinberggasse, von welcher aus man eine atemberaubende, wohl einmalige Aussicht geniesst – ein Traum für jeden Winterthurer Musiker. Letztes Jahr ging dieser Traum auch für mich und meine Band useless in Erfüllung – danke dafür, liebe MFW.
Danke auch für all die Erinnerungen: Rivellatrinken als kleiner Bubi vor der riesigen Bühne, The Offspring mit Götti bei Hamburger und Fanta, ein erster Kuss bei 65daysofstatic, Trennungsschmerz bei Sportfreunde Stiller, Ben Howard und Fink bei strömendem Regen, ein kurzes Treffen mit Felix Brummer beim Verdauungsspaziergang in der Pfarrgasse, und tausend schöne Begegnungen, die sich in den letzten Jahren während diesen zwölf Tagen im August zugetragen haben.
Danke, dass, obwohl es sich um eine ziemlich einseitige Freundschaft handelt, du nicht müde wirst, mir jedes Jahr aufs Neue wieder Tage der Musik, der Liebe und guten Laune zu schenken, trotz Studentenbudget, trotz Praktikumsstress, trotz Katerstimmung. Auch wenn ich jeweils lange auf dich warten muss – bist du da, so scheint es, als wärst du nie fort gewesen. So, wie sich das nun eben gehört bei richtig guten Freunden.
Text: Sarah Rutschmann
Wie schön es sein kann, dass seht ihr zum Beispiel hier, bei den Konzertbilder von Elbow im Jahre 2014.