13. Februar 2018
Samsung Hall – Dübendorf
Bands: Flogging Molly / Dropkick Murphys / Glen Matlock
Trotz eisiger Temperaturen fanden Befürworter des schwarzen Hopfens und Folk-Punk-Enthusiasten am vergangenen Dienstag ihren Weg zur Samsung Hall in Dübendorf. Was gibt es Besseres, als nach einem stressigen Arbeitstag ein Irish Stout zu geniessen? Besonders, wenn dabei noch Flogging Molly oder Dropkick Murphys zu einer Fete einladen! Doch diesmal lagen keine zwei Monate zwischen den beiden Bands wie im vergangenen Sommer. Erstmals beehrten uns die zwei Pioniere des Irish-Folk-Punks gleich zusammen und teilten sich die Bühne.
Glen Matlock
Der Auftakt dieser Show war eine erfreuliche Überraschung – in etwa so, als bekäme man in einem Irish Pub ein Guinness mit einem Kleeblatt auf dem Schäumchen serviert. Man betrachtet es, erfreut sich daran und geniesst den Konsum. Die Rede ist von Glen Matlock, Gründungsmitglied und Bassist der Punkband Sex Pistols. Mit einer akustischen Gitarre bewaffnet betrat der weisshaarige Musiker, der ganz offensichtlich nicht vom Zahn der Zeit verschont wurde, die Bühne. Natürlich gab er bei seiner One-Man-Show auch Klassiker seiner Sex-Pistols- und weiteren Punk-Legenden zum Besten. “Hey, ho, let’s go!“, schallte es durch die Samsung Hall und brachte die kühle Stimmung, welche die aktuelle Wettersituation mit sich brachte, auf eine angenehme Temperatur.
Flogging Molly
Zu Flogging Molly gibt es leider nicht viel zu schreiben. Das lag aber nicht an der Band, sondern an der Samsung Hall. Kurz den Konzertsaal zu verlassen, um das stille Örtchen aufzusuchen und sich mit einem weiteren Becher dieses leckeren, dunkeln Teufelszeugs auszurüsten, machte es anschliesend schlichtweg unmöglich, wieder in den Konzertsaal hinein zu gelangen. Das Publikum stand dicht gedrängt bis vor die kleine Tür, welche von der rechten Seite in den Saal führt. Gutgläubig meinten die Türsteher, wenn man sich zur anderen Seite der Halle durchschlagen würde, hätte man genügend Platz, um das Konzert zu sehen. Ein Blick von der Zuschauertribüne bewies allerdings das Gegenteil! Ein Blick, der uns nicht lange gewährt wurde, denn aus Sicherheitsgründen war es uns nicht länger gestattet, weiterhin in den Gängen der Tribüne stehen zu bleiben.
Immerhin waren wir in der Lage, ein bis zwei Lieder zu geniessen, bevor wir ins Exil verbannt wurden. Dies genügte, um die enorme Stimmung wahrzunehmen, die Flogging Molly in der Samsung Hall schürte. Wer die Mitbegründer des Irish-Folk-Punks schon mal live erlebt hat weiss, dass von ganz vorne der Bühne bis in die hintersten Reihen festlich getanzt und gefeiert wird. Diese gewaltige Energie übertrug sich an jenem Abend bis auf den Balkon, auf dem sich einige Besucher aus den Sitzen erhoben, um das Tanzbein zu schwingen. Bei Flogging Molly sitzen? Fast ein Ding der Unmöglichkeit!
Schade, dass wir nicht die ganze Show zu sehen bekamen. Doch auch ausserhalb der Konzerträumlichkeiten war das Mitgejohle des Publikums bei Songs wie „Devil’s Dance Floor“ oder „What’s Left Of The Flag“ kaum zu überhören. So konnten wir immerhin unser Murphy’s draussen zu den Klängen des Konzertes geniessen. Als dieses dann vorbei war und sich die Menschenmasse wieder ein wenig lockerte, gelang es uns, wieder in die Halle zu schlüpfen, um immerhin noch mit Dropkick Murphys die Segel nach Boston zu setzen.
Dropkick Murphys
“The boys are back!” Und wie! Dropkick Murphys liessen es ordentlich krachen. Genau das richtige Mittel, um den Frust von vorhin zu vergessen. Im Vergleich zur Show im vergangenen Juli war ihr Line-up diesmal punklastiger. Dennoch, der Irish-Folk-Einfluss war noch immer vorhanden und selbstverständlich wurden auch Klassiker wie “Rose Tattoo”, “Johnny, I Hardly Knew Ya” und “I’m Shipping Up To Boston” gespielt. Auch der eine oder andere Song ihrer neusten Scheibe „11 Short Stories of Pain & Glory“ rauschte dem Publikum um die Ohren. Einer davon war der Song “Blood”, welcher sehr an “Ring of Fire” von Johnny Cash erinnert. Apropos Johnny Cash: “You can’t do anything wrong with Johnny Cash, right?” Dieser Meinung war auch Sänger Al Barr, und mit diesen Worten kündigte er das Cover von Johnny Cashs “Folsom Prison Blues” an.
Kleine Fangfrage zwischendurch: Wie kühlt man sich an einem Dropkick Murphys Konzert ab? Richtig! Es gibt Bierduschen im Minutentakt. So flogen auch an jenem Abend unzählige Becher quer durch die Halle.
Gegen Ende des Sets stellte Bassist und Sänger Ken Casey das Publikum vor die Wahl: Entweder ein aktueller oder ein alter Song? Kurzerhand entschied sich die jubelnden Menge für letzteres. Und so verkündete Ken Casey: “This song is from our very first record ‚Do Or Die‘ from the year 1998 and it’s called ‚Caught In A Jar’”.
Genau wie die Bierdusche gehört es einfach zu jeder Dropkick Murphys-Show dazu, dass bei den letzten Songs die Bühne für die Fans freigegeben wird. So stürmten auch diesmal zahlreiche Leute aus dem Publikum zu den Musikern, um ein letztes mal das Tanzbein zu schwingen.
Text: Patrick Bottarella