19. September 2017
Letzigrund – Zürich
The Rolling Stones Produktion Führung
Am 20. September 2017 fand mit dem Konzert der Rolling Stones ein weiteres Openair-Grossereignis im Letzigrund-Stadion in Zürich statt – ARTNOIR durfte einen Tag davor kurz einen Blick hinter die Kulissen und Show-Produktion von der „No Filter“ Tour 2017 werfen.
Um 11 Uhr war Treffpunkt für alle Medienvertreter beim Eingang zur Tiefgarage beim Letzigrund. Die Vorbereitungen waren seit dem gestrigen Tage voll im Gange und zahlreiche fleissige Helfer schon im Einsatz. Nach einer kurzen Gepäck- und Personenkontrolle begab sich die Reporter-Truppe unter der Führung von Cindy Muff (All In One Communication AG) auf einen kurzen Fussmarsch ins Letzigrund-Stadion. Auf dem Weg vorbei am speziell aufgestellten und eingerichteten The Rolling Stones Museum, unter und durch die Tribühne durch, zeigte sich das Herzstück der Show – die Bühnenkonstruktion. Vielen Ortes wurde noch fleissig geschraubt, aufgestellt, aufgehängt etc. Die Bühne an und für sich ist ohne grossen Schnick-Schnack ausgestattet: zwei Seitentürme mit grossen Videoscreens, in der Mitte ein durchsichtiges Plastik- oder Glas-Halbdach und der rund 30 Meter lange Bühnensteg in das Publikum hinein.
Vor der Bühne traf die Gruppe auf den Production Director der Rolling Stones „No Filter“ Tour: Dale Skjerseth. Er begrüsste die Gruppe und gab auf sympathische Art erst kurz ein paar Informationen zur ganzen Produktion bekannt – danach konnten noch Fragen an ihn gestellt werden.
Facts und Zahlen zur The Rolling Stones „No Filter“ Tour:
- 25 Trucks für die ganze Bühnenkonstruktion, Strom, Licht- und Tontechnik, Instrumente etc.
- 18 Trucks davon sind nur für die Bühnen-Stahl-Konstruktion
- Sieben Nightliner-Busse
- Cirka 140 Personen als Crew und on Tour
- Mick Jagger, Keith Richards, Ron Wood und Charlie Watts reisen jeweils mit ihrem Privat-Jet von Ort zu Ort
- Heute, am Vortag des Konzertes, sind rund 100-120 lokale Helfer vor Ort
- Am Showtag werden es insgesamt um die 500 Personen an Personal sein, welches vor Ort ist (Sicherheitsleute, Gastro, Techniker, Sanität, Crew, Bühnenpersonal und was es noch alles drum herum gibt)
- Drei Tage braucht es insgesamt, um die ganze Produktion aufzubauen
- Rund acht Stunden braucht es wieder für den Abbau – am Donnerstag um 18 Uhr soll gemäss Plan die ganze Produktion aus dem Letzigrund sein
- Vier Live-Video-Screens
- Pyro
Neben Fragen und Infos zur Produktion wurden vor allem auch Fragen zu der Band selber gestellt:
Was wäre das Schlimmste, was passieren könnte?
Dass es regnet.
Wann treffen die Rolling Stones ein?
Sie sind schon seit Montag in der Schweiz – für die Show werden sie fünf Stunden vorher im Letzigrund eintreffen und dort bis Showende sein und dann wieder gehen. Während ihrer Präsenz wird auch ein Soundcheck mit ihnen persönlich gemacht.
Steht die Set-Liste schon fest?
Diese wird je nach Tagesform noch angepasst und steht erst knapp eine Stunde vor der Show definitiv fest.
Wo haben Sie, Dale Skjerseth, sonst noch als Production Director gearbeitet?
Zum Beispiel Guns N‘ Roses oder auch schon bei AC/DC.
Sind Sie der einzige Productioin Director hier oder gibt es noch weitere Personen?
Nein, ich bin der einzige, ansonsten gibt es zum Beispiel noch einen Tour-Manager und einen Stage-Manager.
Was macht die Rolling Stones aus?
Mit Sicherheit ihre Geschichte, ihr langjähriges Bestehen und Dasein im Musik-Business. Sie haben vieles zu erzählen und zu sagen und sie haben viele Grundlagen für andere Bands gesetzt. Sie sind auch Vorbild für viele andere Bands.
Wie sind die Rolling Stones in der Zusammenarbeit?
Sie sind sehr professionell. Wir folgen ihren Wünschen und Forderungen und kümmern uns darum, wie das ganze aufgestellt wird und das Set aussieht, sowie auch dass die Tonqualität stimmt und alles funktioniert.
Die Rolling Stones sind ja schon fortgeschrittenen Alters, wie schaffen sie so eine Tour?
Sie wissen genau, was sie tun können und wie. Sie halten sich sehr fit und wärmen sich auch immer gut auf vor einer Show. Auch wird darauf geachtet, aus diesem Grund nicht zu viele Shows zu machen. Desswegen gibt es auch nur zwei Shows pro Woche und die ganze Tour ist möglichst kurz gehalten, d.h. nur so 10-12 Shows pro Tour.
Bei den vorherigen Konzerten war die Dauer jeweils unterschiedlich, wieso?
Es kommt immer darauf an, was so los ist, wie das Publikum reagiert und wie alles läuft.
Wie sieht es hinter der Bühne für die Rolling Stones aus?
Sie haben alle ihre eigenen Garderoben und dann gibt es noch einen Raum für alle. Vor der Show treffen sie sich dann mit Gästen und Freunden dort.
Wie ist ihr Verhältnis zu den Rolling Stones, eher auf freundschaftlicher oder auf geschäftlicher Basis?
Nur auf Geschäfts-Basis – sie sind mein Boss.
Was ist anders an diesem Konzert in der Schweiz?
Dass es ein Stadion ist – und dass trotz der Grösse das Publikum überall nah an der Show und an der Band auf der Bühne ist.
Was machen die Rolling Stones seit Montag hier in Zürich bis sie wieder abreisen, gehen sie in die Stadt?
Da sie schon ein paar Mal hier waren, wohl nicht unbedingt. Sie bleiben mehrheitlich im Hotel und entspannen.
Nach der knapp halben Stunde mit Dale Skjerseth wurde die Medien-Gruppe wieder aus dem Stadion geführt. Anschliessend kam noch der ABC Production AG-Geschäftsführer und Gründer André Béchir vor die Tore und es konnten noch Fragen zum Konzert an ihn gestellt werden:
André Béchir, was gibt es über die morgige Rolling Stones-Show zu erzählen?
Seit knapp zehn Jahren jetzt produzieren wir die Rolling Stones-Shows hier in der Schweiz. Es ist die zwölfte Show seither. Die erste Show war 1972 in Bern. Die Rolling Stones reisten damals mit dem Zug an und wurden dann von uns direkt mit den Autos gefahren. Damals spielten sie auch noch zwei Shows am Tag.
Welches waren die speziellsten Erlebnisse bei den Rolling Stones-Produktionen?
Dies war einmal beim Konzert im St. Jakobs-Stadion in Basel. Die Einfahrten waren damals noch nicht für Trucks geschaffen und mussten dafür vertieft werden. Eine andere spezielle Show war für mich diese beim Flughafen Dübendorf.
Was ist anders bei dieser Show im Vergleich zu den vergangenen oder zu anderen Shows, welche Sie produzieren?
Der Aufwand ist etwas grösser. Sie haben vier grosse Video-Screens und machen auch immer etwas für das Publikum. Die Rolling Stones-Show morgen ist für ABC auch mit Sicherheit ein Höhepunkt in diesem Jahr.
Wie wird der Soundcheck gemacht?
Die Rolling Stones machen den Soundcheck selber.
Wie sehen sie die Rolling Stones-Tour heute?
Sie müssen nicht mehr spielen, sondern „dürfen“ sozusagen spielen. Sie müssen auch keine langen Tourneen mehr machen, sondern machen eher kürzere Tours mit zehn bis zwölf Shows und können diese ihren Bedürfnissen nach so legen, wie sie das möchten. Heute merkt man, dass die Rolling Stones aus der Freude am Spielen auftreten und auf Tour gehen.
Was schätzen die Rolling Stones an der Schweiz besonders?
Die Privatsphäre hier. Sie können sich relativ frei bewegen, ohne gross angesprochen zu werden.
Text und Bilder: Madeleine Fuhrer