24. April 2017
Bogen F – Zürich
Bands: Chelsea Wolfe / Wear Your Wounds
Als Opener hatte man die amerikanische Band Wear Your Wounds verpflichtet. Hinter dem Support verbirgt sich Jacob Bannon, Gründungsmitglied der amerikanischen Hardcore-Band Converge. Doch wirklich überzeugen konnten sie nicht. Vielleicht lag es an der Location, doch hinten neben dem Mischpult waren nur Schlagzeug und Gesang zu hören. Die Energie fehlte. Eigentlich untypisch, wenn man Converge schon einmal live gesehen hat. Die Musik, die sie machen, ist doch eine sehr spannende Zusammensetzung verschiedener Sub-Genres, die mir zu Hause um einiges besser gefallen hat als live.
Nach einer längeren Umbaupause ging es weiter mit Chelsea Wolfe, obwohl hauptsächlich nur der Banner ausgetauscht wurde. Wer stilistisch so dermaßen zwischen allen Stühlen sitzt wie Chelsea Wolfe, der muss zusehen, woher er seine Fans bekommt. Ihre Musik lässt sich nicht wirklich schubladisieren, doch ich versuche es trotzdem. Sie mischt Black Metal, Goth, Indie, Punk und vielleicht sogar Krautrock und Post-Rock zusammen. Vor allem merkt man den schweren Post-Rock-Einfluss im neusten Album, welches in Zusammenarbeit mit Russian Circles aufgenommen wurde. Vorher tourte sie öfters mit der Band, da lag es wohl nahe, gleich zusammen Musik zu machen.
Mit ihren schwarz umrundeten Augen und dem kreidebleich geschminkten Gesicht, eingerahmt von dunklen Haarsträhnen, könnte man die Sängerin für eine komplette Kunstfigur, die beste Freundin von Marilyn Manson halten. Dabei ist Chelsea Wolfe keineswegs ein Grufti. Auf der Bühne wirkt sie total selbstbewusst und weiss ganz genau, wie sie das Publikum verzaubern und in Trance fallen lassen kann. Auf ihrem aktuellen Album „Abyss“ hat es sich die Amerikanerin ja bekanntlich zur Aufgabe gemacht, den Zustand zwischen Wachen und Träumen musikalisch greifbar zu machen. Live funktionierte dies tadellos. Sie nahm dich an der Hand und liess sie für eine gute Stunde nicht mehr los. Ich fühlte mich wie in einer anderen Welt. Immer wieder öffnete ich meine Augen und sah mich um, bei einigen liefen Tränen, andere hatten ein glückliches Lächeln im Gesicht und dann gab es die, die das ganze Konzert hindurch die Augen geschlossen hielten. Jeder hatte seine eigene Art, die Musik im Körper spüren zu lassen.
Das Konzert war gut, eigentlich sehr gut – und der Bogen F ist eigentlich auch die passende Location für Chelsea Wolfe, doch wenn Konzerte im Bogen F ausverkauft sind, mache ich nicht wirklich Freudensprünge. Es ist warm, fast schon heiss bei diesen vielen Scheinwerfern und Menschen, die sich aneinander reiben. Weiter hinten ist der Ton halt nicht wirklich brauchbar und alle sind am schwatzen.
Doch egal, wo man sich entschieden hat zu stehen, man bekam für sein Geld ein wunderschönes Konzert, wenn man sich darauf einlassen wollte.
Text: Nik Petronijevic