23. Februar 2016
Komplex 457 – Zürich
Bands: Eagles Of Death Metal / White Miles
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Das Erste was einem durch den Kopf schiesst wenn man die Wörter Paris und Terror verbindet sind Eagles Of Death Metal. Wird Paris angesprochen? Hält Jesse Hughes eine Ansprache zu den Geschehnissen? Werden die Besucher bis unter die Haut kontrolliert? Wird die Stimmung angespannt sein? Diese und noch Unmengen an weiteren Fragen standen im Raum und ich war auf der Suche nach den Antworten.
Auf Facebook wird vorgewarnt, Grosskontrollen werden durchgeführt, man solle keine Taschen mitnehmen. Die Türöffnung wurde auf 18.30 Uhr vorverschoben, damit man pünktlich drin sein sollte. Falsch gedacht. Als ich aus dem Bus gestiegen bin fällt mir zuerst die grosse Anzahl an Menschen auf. Sind wir hier beim Hallenstadion? Also stellen meine Freunde und ich uns an. Nach 20 Minuten verliere ich langsam die Geduld.
Es war kalt, nass und windig. Auch die Menschenmasse fing sich langsam an zu nerven und wir waren erst zehn Meter weiter. Endlich, nach gut 50 Minuten werden wir von der Security beim Eingang kontrolliert. Die haben voll aufgefahren mit Sprengstoff Spürhunden, Metalldetektoren und Ganzkörper abtasten. Die Frauen mussten ihre kompletten Handtaschen leeren um Lippenstifte, Geldbeutel und weitere Sachen zu durchsuchen. War das wirklich nötig?
Kurz vor dem reingehen beginnt eine Band zu spielen. Waren das schon Eagles Of Death Metal, habe ich mich gefragt und wurde wütend, da noch gefühlt 800 Fans am Anstehen waren. In der Menschenmenge haben sich sehr viele gefragt, ob es überhaupt eine Support Band gibt. Anscheinend wusste niemand etwas.
Im Saal angekommen spielten aber nicht die Amerikaner, sondern White Miles aus Österreich. Ich ging nochmals auf die Facebook Veranstaltung und fand da einen ganz kleinen Abschnitt, dass zwei Supports spielen.
Viele waren irritiert, es stand doch überall 20.00 Uhr und um 20.30 war der zweite Support schon durch? White Miles waren nur zu zweit. Gitarre/Gesang und Drums. Der Sound war sehr schlecht abgemischt obwohl ich gleich neben dem Tontechniker stand. Der Auftritt war aber solide.
Meine Stimmung wurde nicht besser als ein guter Freund beim Essensstand ewig lange wartete um eine Pizza zu bekommen. Tatsächlich arbeitete nur einer alleine in der Küche, der arme.
Kurz vor 21.00 Uhr betraten die sichtlich gezeichneten Eagles of Death Metal die Bühne. Die Männer klatschten, die Frauen kreischten und der Frontmann Jesse Hughes eröffnete den ersten Song. Nach jedem dritten Lied sprach er ein wenig mit dem Publikum und nannte alle „Ladies“. Auch andere Ansagen waren ein wenig sexistisch.
Sie spielten ihre grossen Hits und die Leute machten mit. Es flog auch Unterwäsche auf die Bühne. In der ersten Reihe kreischten einige Frauen hysterisch, zogen ihre Shirts und BHs aus und liessen ihren Brüsten freien Lauf. Die Band reagierte ganz cool, als wäre das üblich an ihren Konzerten.
Jesse Hughes sprang herum, rannte auf der Bühne hin und her, kletterte auf die obere Etage ohne seine Brille und die Frisur zu verlieren. Das Publikum hatte sichtlich Spass und liess sich vom Frontmann animieren. Mir schien alles so, als wäre es gespielt, doch vielleicht ist er wirklich so cool.
Mir persönlich war das Konzert zu monoton. Es hat mir an Abwechslung gefehlt und an Besonderheiten. Auf Platte gefallen sie mir ganz gut, doch live wirken sie wie jede andere Amerikanische Band. Vielleicht lag es auch an Jesse Hughes letzten Aussagen im Französischen Fernsehen. Obwohl es kein Geheimnis ist, dass er ein Donald Trump Wähler ist und gerne Waffen hat. Vielleicht habe ich auch eine Ansage zu den Vorfällen erwartet, vielleicht wollten sie es aber so schnell wie möglich vergessen.
Zuletzt stellt sich die Frage, darf man eine Band noch gut finden, die solche Aussagen macht obwohl sie in ihren Texten kaum darüber sprechen? Darf man einer Band Platz bieten, die öffentlich die Gedanken von Donald Trump teilt und für eine Mauer zwischen den USA und Mexiko ist? Rock N Roll war doch schon immer die Sprache der Jugend, der Revolution und des Friedens.
Ich weiss es nicht.
Text: Nikola Petronijevic
Bilder: Angela Michel