Datum: 8. August 2015
Ort: Z7 – Pratteln
Bands: H.E.A.T / Firerose
Es ist immer wieder schön, wenn Veranstalter jungen Schweizer Bands die Möglichkeit geben, im Vorprogramm international erfolgreicher Acts aufzutreten. Diesmal hatte Firerose die Ehre, den Samstagabend zu eröffnen. Das Z7 scheint den Baselbietern wohl gesonnen zu sein, schliesslich stehen sie seit 2011 bereits zum dritten Mal in Pratteln auf der Bühne des Rock- und Metal-Palastes.
Optisch kann man Firerose in die Kategorie „Banker am Tag – Rocker in der Nacht“ einordnen – ganz anders als auf den Bilder auf ihrer Website. Ausgenommen Bassisst Adrian Thommen vertrat als einziger noch die Langhaar- und Lederjacken-Fraktion und sah am ehesten nach „Rock‘n Roll“ aus. Man darf sich von Äusserlichkeiten nicht täuschen lassen, denn schon so manch ein brav aussehendes Muttersöhnchen, hatte es faustdick hinter den Ohren.
Dieses Faustdick war es aber, dass ich ein wenig vermisst habe, denn den anfangs gut arrangierten zwei Songs folgten eher bescheidene Werke, die vermutlich aus einer früheren Schaffensperiode entsprangen. Und so kam es auch, dass Firerose ein wenig an Feuer verloren und die weiteren Stücke an Dynamik einbüssten.
Sänger Pascal Dahinden überzeugte als einziger und hielt das Niveau auf erträglicher Skala. Bescheiden und dennoch respektvoll fiel der Applaus für die Schweizer aus und es bleibt zu hoffen, dass Firerose sich weiterentwickeln, dann ist ihnen auch ein grösserer Applaus sicher. So hingegen bleibt das Prädikat nett – für mehr reicht es leider noch nicht. Aber eben, was nicht ist, kann noch werden. In diesem Sinne: Dran bleiben Jungs, dann wird das auch was mit den Groupies…
„The Heat Is On“ von Glenn Frey, Titelsong aus Beverly Hills Cop aus dem Jahre 1984, ist jeweils das eindeutige Indiz, dass es nur wenige Augenblicke dauert, bis H.E.A.T die Bühne des Z7 betreten würden. Die Crew versprach den Nordländer nach ihrem 2014er Auftritt in der Mini Version des Z7 die Hauptbühne und erfreulicherweise hielt man Wort. Leider traten schon andere Bands auf der grossen Bühne auf, um dann in bescheidene 30 Gesichter in der Halle blicken zu müssen. Diese Peinlichkeit blieb H.E.A.T erspart und die Band konnte auf eine anständige Anzahl Musikliebhaber blicken.
Denkt man an Schweden, so kommen einem grossgewachsene Männer mit Wikinger-Mähnen in den Sinn. Eric Grönwall, Frontmann und Sänger von H.E.A.T, ist nun wahrhaft nicht der schwedische Riese. Nein, eigentlich ist er eher ein Zwerg, blond zwar, aber eben nicht unbedingt das, was man sich unter einem schwedischen Hünen vorstellt. Allerdings hatte es der Zwerg in sich, denn was Grönwall gesanglich ablieferte war absolut riesig. Nicht umsonst gewann er 2009 die Casting Show Sweden-Idol mit Abstand und verblüffte Publikum und Jury mit einem Stimmumfang, wie er wohl nicht alltäglich ist.
Hat man den damals 21 Jährigen noch als eher braven „Schwiegermutter-Traum“ in Erinnerung, wurde man bereits nach wenigen Momenten eines besseren belehrt. Inzwischen sind ja sechs Jahre vergangen und aus dem braven Bübchen ist eine richtige Rampensau geworden. Sau trifft es eigentlich ganz gut, denn bereits nach dem ersten Song spuckte Grönwall um sich, so dass selbst Lama Mike Portnoy eifersüchtig geworden wäre. Vielleicht mag ich spiessig erscheinen, aber sich dann noch den Nasenrotz ins Haar zu schmieren, empfinde ich als eher abstossend. Naja, jeder nach seinem Gusto.
Grönwall ist unbestritten ein Arbeiter, und was für einer! Der steht keine Sekunde still, ist immer in Bewegung, tanzt, gestikuliert, rennt von links nach rechts und peitscht das Publikum auf. Jedes Bandmitglied beteiligte sich an dieser Arbeit und versuchte das gemässigte CH-Publikum mitzureissen. H.E.A.T machten Spass und die Jungs konnten nicht nur in Sachen Entertainment viele Punkte verbuchen, sondern auch musikalisch. Die Kompositionen waren eingängig und rockig – Partymusik halt. Das lässt zwar wenig Raum für bombastische Kompositionen in Viertelstunden-Länge, aber das war gar nicht gefordert, denn die Mehrheit des Publikums wollte sowieso Party. Und die kriegten sie auch und dies erst noch auf professionellem Niveau.
Dass der Sound gut abgemischt war und trotz hoher Lautstärke ausgewogen rüber kam, sollte man ebenfalls erwähnen, denn oft genug scheiterte ein guter Gig an der Unfähigkeit eines Mischers.
Apropos professionell – Schlagzeug-Soli sind immer so eine Sache und ohne die Leistung von Drummer „Crash“ zu schmälern, hätte er das lieber bleiben lassen sollen. Nun, vielleicht ist man ein wenig verwöhnt von den Portnoys, Manginis, Peart, Phillips und Konsorten und vielleicht ist es auch ein wenig der Fluch, wenn man sich vorzugsweise Prog-Metal Zeugs reinzieht. Doch der kurze Solo-Absacker kann man der Band getrost verzeihen, denn der Rest des Konzertes kam in der erforderlichen Qualität rüber und entsprechend gut war die Stimmung.
Eines war klar, eine Zugabe war obligatorisch und die kam natürlich auch. Was danach folgte, war doch ein wenig überraschend. Dem ein wenig holperndem Abschluss mit unkoordiniertem Finale folgte ein improvisiertes Geplänkel der Protagonisten, indem Gitarrist Eric Rivers dem Grönwall die Gitarre anlegte, der prompt anfing zu spielen und ehe man sich versah, tauschten die Musiker die Instrumente und spielten munter weiter. Hemdsärmlig zwar, aber dennoch spürte man im Publikum etwas ganz Entscheidendes – die Jungs von H.E.A.T hatten echt Spass und zelebrierten ihren Auftritt.
Und so kam es, dass die Z7 Gäste nach dem eigentlichen Konzertende erneut während fünf Minuten nach weiteren Songs forderten. Daraus wurde leider nichts mehr, denn die Band kam nicht mehr zurück, was sehr bedauerlich war und es blieb die Frage: Konnten sie nicht? Wollten sie nicht oder durften sie nicht mehr? Zurück blieb dennoch eine zufriedene Audience, die einen wirklich coolen Abend erleben durfte, der vielleicht nur noch von den Party-Tieren Steel Panther getoppt werden kann, die uneinnehmbar den Thron der Stimmungsmacher innehalten.
Fazit: Coole Band mit brutaler Energie, musikalisch ok, doch nicht weltbewegend aber absolut sehenswert! Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole… Spucken und Rotzen geht gar nicht! Naja, und ein „Fuck…“ weniger, hätte auch nicht geschadet. Trotzdem, ich werde beim nächsten Gig von H.E.A.T wieder im Publikum stehen – so viel ist klar.
Text: Daniel Baratte
Bilder: Liane Paasila