Datum: 26. November 2014
Ort: Bierhübeli – Bern
Bands: Triggerfinger / Birth Of Joy
Triggerfinger sind unermüdlich. Die Belgier touren seit Jahren wie die Berserker durch Europa. Nur schon dieses Jahr haben sie 89 Konzerte auf dem Programm, sechs davon in der Schweiz. Kein Wunder gelten sie als eine der besten Livebands auf dem Markt. Und das sind sie tatsächlich: stark, charismatisch, mitreissend. Ihre Musik ist zwar auf Dauer nicht ganz so differenziert, wie ich es gerne hätte, aber das fällt bei ihrem Können auf der Bühne nicht so sehr ins Gewicht.
Vorband Birth Of Joy ist Triggerfinger bezüglich Differenziertheit einen Schritt voraus: die Holländer bedienen sich dem Swing der 40er, dem Rock ’n‘ Roll der 50er, und dem Rock der 60er und 70er Jahre. Eine gelungene Mischung, die das Trio mit Wucht rüberbringt.
Triggerfinger besteht aus ebenfalls aus drei Musikern. Sänger und Gitarrist Ruben Block gibt mit den weissen Haaren, dem Schnauzer und dem schmal geschnittenen Anzug eine schneidige Figur ab. Mario Goossens ist ein Verrückter am Schlagzeug, der mal auf seine Snare-Drum steht, mal an einem Becken leckt, immer aber mit vollem Einsatz auf das Schlagzeug eindrescht. Bassist Paul Van Bruystegem bildet den ruhigen Pol des Trios – ein Bär von einem Mann, der stets mit einer Sonnenbrille geschmückt ist.
Ein erstes Highlight ihres Konzerts erklingt mit „On My Knees“, einer Bluesrock-Nummer mit knarrigem Riff; ein weiterer Höhepunkt ist das groovige „Camaro“, bei dem es unmöglich ist, stillzustehen. Der Titel von „All This Dancin‘ Around“ verrät schon, was zu tun ist – „dance and get it all out“, sagt Block denn auch als Einstimmung auf den Song. Und das tut das Publikum, vor allem während des irren Solos von Goossens. Ruben Block und Paul Van Bruystegem packen sich je einen Scheinwerfer und beleuchten ihren Drummer, während dieser sich austobt.
Das Prunkstück von Triggerfinger ist wie immer das zehnminütige „My Baby’s Got A Gun“, das mit seiner leise-laut-leise Struktur eine spannende Dynamik liefert, die vom Publikum auch mal Geduld und Ruhe abverlangt, was an diesem Abend in Bern nur bedingt gelingt.
Überhaupt ist die Stimmung im Saal eine merkwürdige Mischung aus Zurückhaltung und Pogo-Tanzen-aus-Prinzip, was sich nicht nur positiv auf das Konzerterlebnis auswirkt. Es zeigt sich wieder mal, dass Band und Musik nur einen Teil des subjektiven Erlebnisses ausmachen; Publikum, Ort, Quassel-Quotient und die eigene Tagesform tragen genau so viel zum Erfolg oder Misserfolg eines Konzertabends bei. Das bewahrheitet sich, als ich Triggerfinger am nächsten Tag gleich nochmal sehe, denn zwischen den beiden Konzerten liegen Welten: am Abend nach Bern sprühen zwischen Band und Publikum so viele Funken, dass sowohl Musiker wie auch Zuschauer am Schluss völlig ausgelaugt aber glücklich auseinandergehen.
Zurück nach Bern. Als Zugabe spielen Triggerfinger ihr Cover von Lykke Lis „I Follow Rivers“, das ihnen vor zwei Jahren einen Hit bescherte. Im Frühling und Sommer dieses Jahres hat die Band den Song aus der Setlist gekippt – zu Recht, wie ich finde, denn obwohl das Lied von Triggerfinger schön gespielt und gesungen wird, passt es nicht so richtig in ihr Repertoire. Dann lieber „Cherry“, ihr letzter Song des Abends, der mit dem Aufheulen von Gitarre und Stimme dem Konzert einen würdigen Schlusspunkt setzt.
Fazit: Eine mässige Begeisterung im Saal überträgt sich immer auch auf das eigene Empfinden und hier fällt mir zum ersten Mal auf, wie sehr Triggerfingers Musik vom Einklang zwischen Band und Publikum lebt. Triggerfinger sind eine grossartige Liveband, aber sie hatten schon stärkere Auftritte als an diesem Abend in Bern.
Setlist:
Black Panic
And There She Was, Lying In Wait
By Absence Of The Sun
Halfway Town
On My Knees
My Baby’s Got A Gun
Camaro
Perfect Match
Let It Ride
All This Dancin‘ Around
Is It
Off The Rack
I Follow Rivers
Cherry
Text + Bilder: Anna Wirz