Datum: 3. November 2014
Ort: Hallenstadion – Zürich
Bands: Linkin Park / Of Mice & Men
Eigentlich hatte ich mir vor ein paar Jahren geschworen, nie mehr ein Linkin Park Konzert zu besuchen. Zu leise, zu unmotiviert, zu desinteressiert, zu schnell und ohne Zugabe waren sie damals. Als kurz darauf das Album „A Thousand Suns“ erschien, das mehr nach „Backstreet Boys“ klang als nach Linkin Park, löschte ich ihre Alben sogar aus den Playlists. Zu fest tat das meinem Trommelfell weh.
Mitte dieses Jahres hörte ich von einem Kollegen, dass die Band ein neues Album am Start habe („The Hunting Party“), die gar nicht so schlecht töne; eher so wie früher, ähnlich wie „Hybrid Theory“ und „Meteora“, die ich in- und auswendig kannte. Nach etwas Zögern kaufte ich mir dieses Album und war hin und weg: Linkin Park waren zurück – und wie. Ähnlich hart und schnell wie früher und trotzdem mit einigen etwas langsameren Tracks. Aber nie mehr so poppig und soft wie auf „A Thousands Suns“.
Da kam es mir gerade recht, als sie wieder ein Konzert im zürcherischen Hallenstadion ankündeten, welches am 3. November 2014 stattfand.
Pünktlich um 20:40 Uhr wurde es dunkel im Saal und in einem Käfig-ähnlichen Würfel, der von aussen beleuchtet war, begann der DJ Joseph „Joe“ Hahn die Show mit einem „Mashup“ Intro. Währenddessen öffnete sich langsam der Würfel und die restlichen Musiker bevölkerten die Bühne. Die Fans in den ersten Reihen, vornehmlich weiblicher und junger Natur, kreischten, als die Band den ersten Track der neuen Scheibe, „Guilty All The Same“, anstimmte.
Nach den ersten 3 Songs hiess es für mich erst mal raus, Kamera abgeben und meinen Platz im ausverkauften Hallenstadion finden. Als ich dies endlich geschafft hatte, war die Stimmung etwas abgeflacht. Mike Shinoda forderte alle Sitzplatzinhaber auf, sich mal zu erheben; brav standen alle auf und ab diesem Zeitpunkt war sogar auf den Sitzplätzen der Teufel los. Jeder im Saal schien jeden Song auswendig zu kennen. Die Band war wie ausgewechselt: laut, spielfreudig und dauernd mit dem Publikum agierend. Chester Bennington genoss bei fast jedem Song das Bad in der Menge. Die Security hatte auf alle Fälle eine Menge zu tun.
Der einzige Wermutstropfen war das „Ballad Medley“ in der Mitte des Konzerts, wo die langsamen Songs ausgepackt wurden. Zum Glück schaltete die Band danach aber vom schnulzigen Pop-Modus wieder in den Nu Metal um.
Wie vielseitig Linkin Park ist, zeigt sich, wenn man einige ihrer Musikstilrichtungen auflistet: Metal, HipHop, Pop, Drum n’ Bass, Big Beats und TripHop. Chester Benningtons Stimmbänder müssen einiges aushalten bei diesen abartigen Stilwechseln, meistens sogar innerhalb des gleichen Songs. Und er schafft dies, ohne irgendeinen Ton daneben zu hauen.
Bei „Final Masquerade“ erinnerte mich ihr Stil sogar ein wenig an „The Rasmus“. Nach den Schnulzen ging es knüppelhart weiter; es blieb kein Moment zum Verschnaufen, weder für das Publikum noch die Band.
Nach „Faint“ verschwand die Band von der üppigen Bühne und kam kurz darauf für die insgesamt sechs Zugaben wieder zurück. Den krönenden Abschluss machten sie mit „Bleed It Out“. Als danach das Licht anging, standen die meisten Besucher völlig konsterniert herum und konnten gar nicht recht begreifen, dass das Konzert schon vorüber war. Für mich das Konzert des Jahres – es stimmte alles. Vom Ton über Licht bis zur Stimmung einfach perfekt.
Setlist:
Mashup Intro #2
Guilty All The Same
Given Up
With You
One Step Closer
Blackout
Papercut
Rebellion
Runaway
Wastelands
Castle Of Glass
Leave Out All The Rest / Shadow Of The Day / Iridescent (Ballad Medley)
Robot Boy
Joe Hahn Solo
Numb
Waiting For The End
Final Masquerade
Wretches And Kings / Remember The Name
Dirt Off Your Shoulder / Lying From You
Somewhere I Belong
In The End
Faint
Burn It Down
Lost In The Echo
New Divide
Until It’s Gone
What I’ve Done
Bleed It Out
[Quelle: setlist.fm]
Text + Bilder: Marcel Schlatter