Datum: 20. März 2014
Ort: Kreuzkirche Nürtingen (D)
Band: Hölder!
Pünktlich zum 244. Geburtstag des Dichters Hölderlin – einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen Literaturgeschichte – tritt das Quartett Hoelder! auf Einladung des Hölderlin Nürtingen e.V. in der Kreuzkirche in Nürtingen auf. In enger Zusammenarbeit mit dem Hölderlin Nürtingen e.V. ließen sich die vier Musiker in den letzten Jahren von der Arbeit Hölderlins inspirieren und komponierten seinen lyrischen Texten ein akustisches Gewand der Moderne (Quelle: www.hoelder-music.com).
Mit Tönen, die unter den Füßen zu vibrieren beginnen und das Publikum in den Bann ziehen, beginnt der Abend mit der Hymne an die Unsterblichkeit und die Kreuzkirche ist erfüllt mit einer ganz besonderen Stimmung.
Hölderlin ist durch die Stimme Holly Looses anwesend und wird vor dem geistigen Auge zum Leben erweckt. Mit Klängen, die schier surreal und nicht greifbar sind und doch das Herz und die Tiefe der Seele berühren, verschmelzen die Musiker Benni Gerlach (Cello), Karl Helbig (Saxophon/ Querflöte) und Silvio Schneider (Gitarre) mit dem gelesenen Wort.
Eine simple und geniale Technik zugleich lässt beim Schließen der Augen kaum vermuten, dass nur vier Herren auf der Bühne sind: Es wir das Gespielte aufgenommen und sofort wieder in einer Dauerschleife wiedergegeben, dazu wird wieder Neues gespielt. Die Klänge, welche die Musiker aus ihren Instrumenten heraus kitzeln, begeistern und verzaubern zugleich.
Holly Loose erzählt gekonnt mit viel Charme und Authentizität aus Hölderlins Leben. Dieses kann man nur schwer kurz zusammenzufassen und so zitiere ich:
– Glück, das andere schweigen lässt
– Liebe, die jeden Hunger stillt
– Worte, die aus der Seele stammen
– Risse, die im Herzen nie verheilen
– Trauer, die größer als das Universum zu seien scheint.
Bevor der Abend sich ganz dem Ende neigt werden Zitate von Goethe, Schiller und Waiblinger über Hölderlin gelesen, um dann mit „Diotima“ einen wunderschönen Abschluss zu finden.
Ich war anfangs skeptisch, ob die ‚4 Söhne Hölderlins aus einer fernen Zeit‘ mich auch ein zweites Mal in den Bann dieses Lyrikers ziehen können – und was soll ich sagen?! Sie haben es geschafft! Dieses zweite Konzert war jedoch anders als das erste vor 2 Jahren, welches der zweite Auftritt überhaupt des Quartetts war. Die Künstler waren gelöster, lockerer und auch hier und da lustiger, als dies das erste Mal der Fall war.
Es fällt mir schwer an dieser Stelle zu sagen, was besser ist, denn das liegt im Auge des Betrachters! Jedoch ging ich bei beiden Abenden mit einem unterschiedlichen Gefühl nach Hause: war es beim ersten Abend noch sehr in Melancholie schwelgend, war es dieses Mal eher verschmitzt lächelnd… aber so ist das Leben und die Menschen und so war bestimmt auch Hölderlin selbst.
Wenn Ihr Euch einen Eindruck verschaffen möchtet, wie die musikalische Interpretation der Texte Hölderlins durch Hölder! klingt: hier findet Ihr den offiziellen Trailer:
Text: Lisa Esterle
Bilder: Wiebke Kronsbein