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Artist: Saltatio Mortis
Album: Wer Wind sät
Label/Vertrieb: Napalm
Release date: 28. August 2009
Website: www.saltatio-mortis.de
Written by: Luke J.B. Rafka
Wer Wind sät wird Sturm ernten!
Dieses nicht gerade positive Sprichwort haben sich Saltatio Mortis zu Nutze gemacht. Das Nachfolgealbum von Aus der Asche wurde am 28.08.2009 veröffentlicht. Klar ist, dass nach etlichen Umbesetzungen endlich der 8. Longplayer dieser Ausnahmeband käuflich zu erwerben ist und die lange Wartezeit ein Ende hat. Diese vielen Umbesetzungen innerhalb der Band haben natürlich auch einige Änderungen im Sound mit sich gezogen. So klingen sie – wie auch gewollt – rockiger und härter, haben aber die Messlatte wohl ein wenig zu hoch aufgelegt.
Wer Wind sät beginnt erst einmal sehr viel versprechend mit dem Track “Ebenbild“, der kritisch über die aufkeimende Diskussion der Klonerie informiert. Das konnten sie ja schon immer, mit mittelalterlichen Klängen aktuelle Themen aufgreifen.
Mit “Salome“ haben sie sicherlich den nächsten Hit kreiert, aber ohne Hilfe der deutschen Rockröhre Doro Pesh wäre dieser Track wohl eher ins Nichts abgerutscht. Nichts gegen Aleas Stimmakkrobatik, eher hochachtungsvoll ziehe ich vor ihm den Hut, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los hier Schandmaul, In Extremo oder Subway To Sally zu hören. Was ist aus der wechselhaften, mal ruhig sanft und dann wieder rauen Stimme des Frontmannes geworden? Soll das wirklich so sein? Soll Alea wirklich nur ein Abklatsch dieser Stimmen darstellen? Wohl eher nicht, besinnt Euch bitte zurück an solche Tracks wie “Hör die Trommeln“, “Dunkler Engel“ oder “Falsche Freunde“. Damit seid Ihr besser aufgehoben.
Da nutzt es auch nicht, wenn der nächste Song “La Jument De Michao“ auf Französisch daher kommt. Zwar klingt dieses Stück sehr nach Folkmusik bzw. mittelalterlichen Klängen, so spielen die altbekannten Sackpfeifen auf dem ganzen Album eine eher untergeordnete Rolle. Eigentlich schade, aber das wollten sie ja so …
“Letzte Worte“ ist eine ruhig gehaltene Nummer, die sich im Refrain ein wenig steigert. Hier klingt die Stimme auch nicht so künstlich rau, wie es bei den Tracks zuvor war. Wäre sonst auch eine schlechte Interpretation dieses Textes.
Mit “Kaltes Herz“ folgt eine Nummer, die ebenso wie “Salome“ absolutes Ohrwurm- bzw. Hitpotential hat und das ohne der bekannten Gastsängerin. Mit den altbekannten Tönen des Mittelalters beginnt dieser Song noch sehr ruhig, steigert sich aber beim einprägsamen Refrain zum Tanzflächenknüller. Dieser Titel lässt auch meine müden Beine wippen.
Nach der ruhigen Phase und der kleineren Steigerung mit “Kaltes Herz“ folgt nun “Rastlos“, was schon so viel wie Power bedeutet. Die Nummer hämmert sich in jeden Muskel, in jede Faser des Körpers und lässt den Text wunderbar kritisch durch den Raum treiben. Interessantes Thema haben sich Saltatio Mortis damit vorgenommen. Aber das konnten sie schon immer, wenigstens haben sie das nicht verlernt.
Mit “Miststück“ kommt eine wirklich rockige Temponummer daher, die ein wenig an den Track von Megaherz erinnert. Wollen die Jungs von Saltatio Mortis vielleicht auf dem nächsten Wacken für Furore sorgen, zusammen mit Doro?
Jetzt wird es wieder ein wenig ruhiger mit “Tief in mir“, aber irgendwie klirren immer noch die Gitarren, so dass der Song doch noch härter klingt, als er in Wirklichkeit zu sein scheint. So langsam wird es allerdings langweilig, die Songs klingen irgendwie nach einem Abklatsch ihrer selbst. Okay, die Sackpfeifen haben ausgedient, aber warum müssen sie wie ein überflüssiger Kernreaktor im Hintergrund daher brodeln?
Nun folgt “Aus Träumen gebaut“, die wahre Ballade des Silberlings. Auch hier ist die angenehme Stimme von Alea, die wie Alea klingt und nicht wie Eric Fish oder sonstige Mittelalter-Rockstimmen. Die Melancholie kehrt in mir ein. Eine Ballade, wie sie nur von Saltatio Mortis gespielt werden kann, allerdings sehne ich mich schon nach dem Ende dieses Longplayers. Diese Einfallslosigkeit, mal abgesehen von den Texten, schwächt mich so enorm, dass ich gleich lieber “GZSZ“ schauen werde, als mir noch einmal dieses Album anzuhören.
Der 10. Song dieser Veröffentlichung “Manus Manum Lavat“ reisst mich aus meinen Träumen zu der TV-Serie. Ist dieses Stück wieder von Härte geprägt, so auch leider wieder mit der künstlich, rauen Eric Fish-Abklatschstimme bestückt.
“Vergessene Götter“ werden geweckt. Hier spielen wieder die Sackpfeifen eine gewichtige Rolle, ein Text den sich Saltatio Mortis nicht als Hymne auf die Fahne schreiben dürfen! „So tragen wir zu Grabe, die Götter unserer Zeit“, meinen sie doch nicht etwa die altertümlichen Instrumente, das Markenzeichen dieser Band? Ich hoffe nicht, ansonsten ist das der dritte Song mit Ohrwurmcharakter, den ich auf diesem Silberling gefunden habe.
Das Album endet mit dem eigentlichen Titeltrack “Wir säen den Wind“. Aber hier von einem Titeltrack zu reden, ist reinste Fantasie – der Sound klingt ein wenig gematscht, auch wenn das altbekannte Markenzeichen der Band wieder im Vordergrund steht, schwirren die Säcke chaotisch umher.
Fazit:
Ein Muss für echte Saltatio Mortis-Fans, aber als echter Freund von mittelalterlichen Klängen darf man getrost am CD-Regal vorbei gehen. Klar, bandinterne Umbesetzungen bringen ein wenig die Hierarchie durcheinander und vielleicht das eigentliche Ziel, aber hier sind Saltatio Mortis nicht über die Stabhochsprunglatte gelangt. Wenn der Weltrekord bei 6,14 m liegt, hat das Sextett gerade mal eben die 1,80 m-Hürde geschafft. Reicht noch nicht einmal für den Weltrekord des normalen Hochsprungs.
Mich hat dieses Album absolut enttäuscht. Okay, es sind drei schöne Songs dabei, die auch Hitpotential haben, aber mehr auch nicht. Klingen alle Songs auf „Wer Wind saet“ irgendwie gleich, sind sie bei diesem Album etwas über das Ziel hinaus geschossen.
Echte Perlen sind nicht wirklich dabei, wobei jedoch drei Anspieltipps “Salome“, “Kaltes Herz“ und “Letzte Worte“ zu hören sind.
Wie bereits schon erwähnt ist diese Scheibe für Saltatio Mortis-Fan’s aber trotzdem ein „must have“. Wahrscheinlich habe auch ich einfach nur meine Erwartungen zu hoch angesetzt. Oder es liegt einfach daran, dass sie mit dem Produzenten Thomas Heimann-Troisen zusammen gearbeitet haben, der zuvor schon seine Finger bei Schandmaul und In Extremo hatte.
Tracklist:
01. Ebenbild
02. Salome
03. La Jument De Michao
04. Letzte Worte
05. Das Kalte Herz
06. Rastlos
07. Miststueck
08. Tief In Mir
09. Aus Traeumen Gebaut
10. Manus Manum Lavat
11. Vergessene Goetter
12. Wir Saen Den Wind
Gründungsjahr:
2000
Bandmembers:
Alea der Bescheidene: Gesang, Dudelsack, Schalmei, Didgeridoo, Gitarre
Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein: Dudelsack, Schalmei, Drehleier, Gesang
Lasterbalk der Lästerliche: Schlagzeug, Davul, Trommeln, Pauken, Percussion, Programming
El Silbador: Sackpfeifen, Schalmeien (seit April. 2006)
Bruder Frank: Bass (seit Dezember 2006)
Samoel: Harfe, Gitarre (seit Dez. 2007)
Jean Méchant, genannt der Tambour: Schlagwerk, Percussion (seit Feb. 2009)