8. November 2013
Mäulesmühle
Leinfelden-Echterdingen (D)
Bands: Oswald Henke
Seit sehr langer Zeit war Oswald Henke nicht mehr im Raum Stuttgart unterwegs und so war die Freude der Fans groß, als er am 8.11.2013 in der Mäulesmühle in Leinfelden- Echterdingen zur Lesung lud.
Die Location ist klasse: Eine historische Mühle, in der man vor der Lesung im Bio-Restaurant noch gemütlich mit den anderen Gästen zusammen sitzen und etwas trinken konnte. Um 20.00 Uhr ging es dann einen Stock tiefer, vorbei am Mahlwerk der alten Mühle hin zu den 50 Plätzen, die voll besetzt waren.
Oswald Henke betritt die Bühne und ein emotionaler Abend kann beginnen!
Der Künstler weiß, dass seine Texte nicht immer leicht verdaulich sind und so wird als erste Maßnahme des Abends eine Zuhörerin auf die Bühne geholt, welche das Publikum mit Seifenblasen erheitern soll, falls dieses Mal einen zu depressiven Eindruck macht. Eines sollte noch gesagt werden: eine gewisse Melancholie sei jedoch erwünscht, man ist ja schließlich bei einer Gothic-Veranstaltung.
Wie bei jeder Lesung von Oswald Henke herrscht auch an diesem Abend Zuckerbrot und Peitsche. Zur Bestrafung könne er hier auch auf jegliche Gerätschaften die in der Mühle zu finden sind zurückgreifen; man solle sich auch mal an Max und Moritz erinnern, sagt er und zeigt auf das alte Mühlwerk. Natürlich gibt es aber auch weniger schmerzende Bestrafungsmittel: Die Schleuder mit Wasserbömbchen und Wasserbomben sollten sogar fast zum Einsatz kommen.
Der Abend beginnt mit dem Text „Schwarzer Schnee“ und von da an hat Oswald Henke das Publikum ganz in seinen Bann gezogen. Es werden ältere und neue Texte gelesen, mal sanft und ruhig, mal aufbrausend in Sprechgesang verfallend.
Gelungen ist die Mischung aus Texten, welche man auch als Lieder im Ohr hat, wie z.B. „Medea“, „Epilog“ und „Ein Jahr als Tag“ und den Texten die man nur aus den Büchern Henkes kennt.
Was das Gelesene angeht kommt wohl jeder auf seine Kosten:“ Damalskinder“, „Manchmal“, „Übrigeltern“, „Pascal lacht“, „Die Welt wird leergespielt“, um nur einige wenige zu nennen befassen sich mit ganz unterschiedliche Themen.
Nach der Pause geht es auch mit einigen längeren Texten weiter um die Lesung mit „Bleibt etwas übrig“ zu beenden.
Zwischendurch weiß Oswald Henke wie er das Publikum zum Lachen und schmunzeln bekommt! Ob mit der Präsentation des ersten schwarzen Wunderbaumes (tatsächlich regulär im Verkauf) oder der Untersuchung von Süßigkeiten, welche bizarre Namen und noch seltsamere Inhaltsstoffe und Wirkungen haben.
Ein, wohl schon fester, Bestandteil einer Henke-Lesung ist das Thema Kindererziehung. Dieses „Grauen auf vier bzw. zwei Extremitäten“ kann man mit, mehr oder wenig pädagogischen, Hilfsmittel erziehen, welche Oswald Henke nur zu gerne ausführlich aufzählt. Für alle Eltern im Raum gibt es die Anleitung für ein Valium-Spray, welches wohl effizienter sei als das zu kaufende Anti-Zicken-Spray.
Mich überrascht es auch dieses Mal, wie gekonnt Oswald Henke seinen Texten auf der Bühne Leben einhaucht. Auch gelesenes, was mich persönlich im Buch nicht sehr stark angesprochen hat, treibt mir durch seine Stimme Tränen in die Augen und ein abschweifen mit den eigenen Gedanken ist nicht möglich.
„Er erzählt vom Leben… einfach nur vom Leben“, war eine Anmerkung eines Gastes und dem wäre wohl nichts mehr hinzuzufügen!
Text: Lisa Esterle
Bilder: Wiebke Kronsbein