Universal Music / VÖ: 11. Oktober 2013 / Alternative Rock, Grunge
pearljam.com
Text: Cyril Schicker
„Lightning Bolt“ schlägt keineswegs wie der Blitz ein. Das inzwischen zehnte Studioalbum aus dem Hause Pearl Jam ist eine schwierige, eine sperrige, ja, gar eine bockige Platte. „Lightning Bolt“ muss man umgarnen, oder viel eher darum kämpfen. Es ist ein eigener Klangkosmos, dessen Grundelemente aus Alternative Rock, Grunge, Punk, Folk und Blues Rock bestehen.
Es ist ein verschachteltes Album, das viele Hörgeschenke bereitet hält, die entdeckt werden wollen. Und die man wie angetönt erobern muss. Leicht gemacht wird es einem nicht. Nichtsdestotrotz – oder gerade deshalb lohnt es sich.
Die Seattle’schen Grunge-Aushängeschilder lassen während den rund 50 Spielminuten ihrem Zorn ungebremst freien Lauf und die Hymnen bombastisch explodieren. Die Experimente fallen stärker aus der Reihe als auch schon und die folkigen Naturstorys riechen nach verdichtetem Nadelwald erscheinen vor dem geistigen Auge als zugeschneite Berggipfel.
Eddie Vedder, der Mann mit der einzigartigen Reibeisenstimme, markiert noch immer die erste Anlaufstelle inmitten der vielseitigen Instrumentierung, die Haus- und Hof-Produzent Brendan O’Brien (u.a. Korn, Rage Against The Machine) ungemein rund in Szene setzt. Sein Melodieverständnis baut nicht auf offenkundige Hooklines, doch verschafft genau das dem Gesang eine längere Halbwertszeit.
„Lightning Bolt“ wirft unserer am Abgrund seiltanzenden Welt in ausgeklügelter, zuweilen tiefsinnigen Art und Weise Einfühlsames, ebenso Anklagendes an den Kopf. Klangvoller Bauchbox und elegischer Bassnackenschlag inklusive.