Freitag, 15. Februar 2013
Ort: KiFF – Aarau
Bands: Grand Magus / Angel Witch / Enforcer
Gut ein Jahr ist es her, seit Grand Magus als Headliner im KiFF – Aarau eine Metal-Party der Extraklasse anführte. Im Rahmen der „Hunting Across Europe Tour“ stand für das schwedische Trio auch diesen Winter wieder ein Stopp an der Aare auf dem Programm.
Um 20:30 Uhr ging der Vorhang des KiFF zum ersten Mal auf und Enforcer aus Schweden eröffneten den Abend. Traditioneller Heavy Metal, wie er old-schooliger (Maiden trifft Exciter trifft Anvil) nicht sein könnte, dröhnte für eine dreiviertel Stunde aus den Boxen. Enforcer präsentierten sich extrem spielfreudig, ließen von der ersten Minute an nichts anbrennen und hatten das bereits zahlreich erschienene Publikum, sofort auf ihrer Seite. Das Quartett zog nicht nur musikalisch eine beeindruckende Show ab, sondern gab sich auch optisch sehr lässig, ganz im 80er-Jahre-Metal-Look. Da haben die Jungs wahrscheinlich gerade mal das Licht der Welt erblickt. Super Auftritt, der ordentlich abgefeiert wurde.
Die britische NWOBHM Legende Angel Witch dann etwas ruhiger und bodenständiger auf der Bühne, als die aufgedrehten Skandinavier zuvor. Was aber nicht heißen soll, dass Langeweile aufkam, oder die Stücke nicht zündeten. Ganz im Gegenteil. Der Saal war rappelvoll und mit „Atlantis“ und „Confused“ startete das Quartett mit zwei Klassikern vom 1980er selbstbetiteltem Debut Album, welches in jede anständige Hartwurstsammlung gehört. Das Publikum tobte! Bill Steer (Carcass), der seit 2010 bei Angel Witch die zweite Gitarre bedient, duellierte sich mit Sänger und Gitarrist Kevin Heybourne um die Wette und zusammen feuerten die beiden doppelläufige Gitarrensoli der Marke Maiden/Lizzy ab, dass es nur so eine Freude war.
Mit „Dead Sea Scrolls“ und „Guillotine“ fanden zwei Stücke vom letztjährigem Album den Weg in die Setlist, der Rest bestand fast ausschließlich aus Nummern vom ersten Album. „White Witch“, „Sorceress“ oder „Angel Of Death“ sind halt Metal-Klassiker vor dem Herrn und wurden auch entsprechend bejubelt. Höhepunkt war natürlich der Abschluss mit „Angel Witch“. Wenn der ganze Saal „You’re An Angel Witch, yooouuu’re An Angel Witch“ mitgröhlt, dann hat das schon was. Leider war Schlagzeuger Andy Prestridge (wie auch Jonas Wikstrand bei Enforcer zuvor) aufgrund des vielen Nebels nur zu hören und nicht zu sehen.
Nach relativ kurzer Umbaupause öffnete sich der Vorhang zum dritten Mal und das bekannte Conan-Intro erklang. Irgendwie kommt‘s mir so vor, als würden Grand Magus immer mehr Richtung Manowar abdriften, aber was soll’s, solange JB Christoffersson (Git./Voc.), Fox Skinner (Bass/Voc.) und Schlagzeugneuzugang Ludwig Witt (Ex-Spiritual Beggars) nicht mit Fellen und Lendenschurz bekleidet auflaufen, soll mir die etwas theatralische Schlagseite der Nordmänner recht sein. Da gibt’s wahrlich andere Kaliber.
Los ging‘s standesgemäß mit dem dem Gassenhauer „Kingslayer“ gefolgt von „Sword Of The Ocean“ vom neuen Album „The Hunt“. Die anfänglichen Soundprobleme mit zu lautem Bass und zu leisem Gesang waren spätestens bei „I, The Jury“ im Griff und „Ravens Guide Our Way“ sorgte im Anschluss für absolute Grand-Magus-Hymnen-Stimmung. Diese Melodie bekommt man lange nicht mehr aus dem Kopf, das Riff ist für die Ewigkeit und dazu JB’s Hammerstimme. Epic-Metal vom Allerfeinsten. „Silver Into Steel“ oder „Wolf’s Return“ durften natürlich auch nicht fehlen und erzeugten ein grinsendes, Luftgitarre-spielendes Publikum quer durch alle Altersgruppen. Leider waren nach Angel Witch deutlich weniger Zuschauer anwesend, was angesichts der recht moderaten Uhrzeit und Freitag Abend, doch etwas verwunderlich war.
Es folgte ein Drum-Solo mit Stripeinlage von Ludwig, was natürlich für reichlich Gejohle sorgte. So ein Segelschiff-Tattoo auf dem Bauch sieht man halt auch nicht jeden Tag. Sehr lässig! „Valhalla Rising“ vom neuen Album wurde noch mit einer kleinen Geschichte angekündigt und kam sehr gut an bevor „Iron Will“ das reguläre Set beendete. Klar, dass JB und Co. als Zugabe dann noch „Hammer Of The North“ draufsetzten.
Fazit:
Klasse Metal-Party, die kaum Wünsche offen ließ und viel Spaß machte. Die extrem ambitionierten und spielfreudigen Enforcer waren für mich die Gewinner des Abends. Angel Witch auch sehr gut, vielleicht einen Zacken zu routiniert. Die Lightshow war bei den Briten super, nur leider fast ausschließlich von hinten, wodurch man die Band kaum sah. Grand Magus gewohnt souverän, nur sind die doomigen Zeiten jetzt wohl endgültig vorbei. Die ersten beiden Alben blieben leider komplett außen vor. Das Publikum war sehr gut aufgelegt und im KiFF fühlt man sich sowieso puddelwohl.
Setlist Angel Witch:
Atlantis
Confused
Dead Sea Scrolls
White Witch
Sorceress
Gorgon
Guillotine
Dr. Phibes
Angel Of Death
Baphomet
Angel Witch
Setlist Grand Magus:
Kingslayer
Sword of the Ocean
I, The Jury
Ravens Guide Our Way
Silver Into Steel
Starlight Slaughter
Wolf’s Return
Drum Solo
The Hunt
I Am the North
The Shadow Knows
Valhalla Rising
Iron Will
Hammer Of The North
Text + Bilder: Thomas Lang