Moment Of Collapse / VÖ: 6. Dezember 2024 / Post-Hardcore, Shoegaze
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Text: David Spring
Erstaunlich selten getrauen sich Bands der härteren Gangart, cleanen Gesang ausgeglichen mit harschen Vocals zu paaren. Hie und da mal etwas Melodie haben schon viele sonst gnadenlos harte Bands zugelassen, aber so konsequent wie bei Mouths aus Sheffield wurden die beiden Gesangsstile schon lange nicht mehr durchmischt. Wie gut das funktioniert, stellt die Band nun auf ihrer Debüt-EP «A Lower Process» unter Beweis.
Der Opener «Pendulums» stellt diese spannende Eigenheit der Band gleich mitten ins Zentrum. Adam Zejma zeigt sich mit seiner heiser flehenden Stimme für die harschen Vocals verantwortlich, Meg Washington wiederum glänzt mit ihrem ätherischen, engelsgleichen Gesang. Die beiden wechseln sich aber nicht ab, sondern singen weitestgehend gleichzeitig zusammen, was das Ganze gespenstisch und vollkommen aus einer anderen Welt wirken lässt. Faszinierend dann als nächstes auch «Leibowitz». Hier trifft der einzigartige Gesang auf erstaunlich erhaben wirkende Gitarrenriffs, die sperrig und knorrig mit der rastlosen, brutalen Rhythmussektion nach vorne ziehen. Mouths stellen alles auf den Kopf.
Der Sound dieser EP muss ebenfalls erwähnt werden. Während viele Gruppen dieser Tage alles so voll und aufpoliert wie nur möglich klingen lassen möchten, entschieden Mouths sich bewusst für eine andere Herangehensweise. Die Instrumente der vier Songs wurden allesamt live im Studio eingespielt, ohne Overdubs oder irgendwelchen Firlefanz. Dadurch wirken die Kompositionen rau und rastlos, voller glorreicher Ecken und Kanten. Natürlich gibt es bei der Frage nach der perfekten Produktion kein allgemeingültiges Richtig oder Falsch, aber zum einzigartigen Post-Hardcore/Shoegaze-Mix der Band passt dies gar vorzüglich. Jack Shirley vom Tye Die Studio in Sheffield hat hier ganze Arbeit geleistet.
Wer sich bei der etwas verkopften, heftigen aber nie überwältigenden Musik von Grössen wie Deftones oder Slowdive zu Hause fühlt, wird zweifelsohne auch bei Mouths viel zu entdecken finden. Das melancholische «Informers» und das rastlos punkige «A Feast Of Days», welches den fulminanten Abschluss macht, komplettieren diese vorzügliche EP und zeigen eine Band, in die man sich sofort verlieben und verlieren kann. Die Songs haben etwas Versöhnliches und Hoffnungsvolles, auch wenn die Atmosphäre rau und unbequem ist. Mouths erfinden das Rad mit «A Lower Process» nicht komplett neu, doch sie bereichern, sie erweitern, sie schaffen und sie begeistern. Musik, mit welcher man wohlwollend in die Zukunft der harten Musik blicken und sich auf das freuen darf, was da noch kommen wird.