Peaceville Records / VÖ: 1. November 2024 / Death Rock
newskeletalfaces.com
Text: David Spring
Irgendwie schade, gibt es scheinbar nicht mehr Death Rock Bands. Todesmetall kennen wir ja alles, aber die Rock-Variante scheint weitaus weniger verbreitet. Doch die Suche hat ein Ende, denn New Skeletal Faces machen genau das, und zwar verdammt gut.
«Until The Night» heisst das zweite Werk des Trios aus dem sonnigen Kalifornien. Wer nicht so ganz weiss, was nun Death Rock sein soll, stelle sich eine Mischung aus Bathory, The Cure und Dead Kennedys vor. So zumindest klingt es bei New Skeletal Faces. Viel Hall und Chorus, flehend klagende Vocals und eine gar vorzüglich kantige Produktion. Der Opener «Disexist» haut dir gleich alles um die Ohren, dass es nur so kracht. Da heisst es erstmal staunen und achtungsvoll die Pommesgabel in die Luft recken, bevor der Titeltrack danach alles klarmacht. Es ist zum Frohlocken, denn es stimmt einfach alles.
Man hört der Produktion der Platte an, dass sich New Skeletal Faces einen Deut um moderne Trends oder unnötigen Firlefanz scheren. Alle Instrumente sind klar im Mix und die Songs ballern kratzig und kantig aus den Lautsprechern. Dabei ist der Sound aber nie zu schäbig, sondern drückt heftigst ab. Offensichtlich ist hier eine Band zugange, die mächtig Spass bei der Sache hat. Dies merkt man auch dem wundervoll abwechslungsreichen Songwriting an. «Ossuary Lust» zum Beispiel ruft mit den rastlosen Doppelbasspedalen die Geister alter Black Metal Helden hervor, während «Wombs» gesangliche Handküsse in Richtung Jello Biafra schickt und «Zeitgeist Suicide» mit thrashiger Energie und bockigen Riffs nichts als Schutt und Asche hinterlässt.
«Until The Night» hat mehr 80er-Flair als die 1980er es wohl jemals hatten. Die gruselige, unbequeme Atmosphäre, die auch vom wundervollen Album-Artwork sehr schön eingefangen wird, hat etwas Gefährliches und Unvorhersehbares. Dabei schaffen es New Skeletal Faces, sich niemals in belanglosen Intros und sphärischem Nichtstun zu verlieren, es wird unentwegt nach vorne getrieben. Der mit knapp fünfeinhalb Minuten längste Track «Enchantment Of My Inner Coldness» ist das atmosphärischste Stück, das dank geflüsterter Textpassagen und hallender Gitarrensolos wunderbar an die Zeiten des gepflegten Goth Rocks erinnert. Den Abschluss macht das Bathory-Cover «Raise The Dead», das sich zwar wenig vom Original unterscheidet, aber auch unverschämt gut zum Rest der Platte passt.
New Skeletal Faces haben ein Prachtexemplar eines eigenständigen, abwechslungsreichen und vollends überzeugenden Albums abgeliefert. Im düsteren, so nostalgischen wie frischen Sound der Band kann man sich wundervoll verlieren und trotzdem hervorragend dazu abgehen. Bei all den musikalischen Revivals, die wir in den letzten Jahren erdulden mussten, kann ich diese Wiederauferstehung des Death Rocks nur begrüssen. Ein schaurig schöner Spass, den New Skeletal Faces hier veranstalten.